Siegen-Wittgenstein. . Keine Autozulassung, kein Standesamt, kein Bürgerbüro: Der Totalausfall der Kommunalen Datenzentrale (KDZ) hat am Dienstag 18 Stadt- und Gemeindeverwaltungen und die beiden Kreisverwaltungen Siegen-Wittgenstein und Olpe fast komplett lahmgelegt. Grund: Über Pfingsten versagten die Klimaanlagen auf dem Dach der KDZ.
Frank Bäcker hatte wohl den richtigen Draht: Der IT-Chef im Kreuztaler Rathaus konnte noch vor Mittag die städtische Homepage wieder füttern – wenn auch nur mit der Mitteilung, dass die Stadtverwaltung per E-Mail weiter unerreichbar ist. Seine Kollegen in den Nachbarstädten waren da noch nicht so weit. Die letzten werden bis Mittwochmorgen warten müssen.
Weil über Pfingsten beide Klimaanlagen auf dem Dach der KDZ in der Siegener St.-Johann-Straße ausgefallen sind, sind die über 400 Server der KDZ in die Knie gegangen. Betroffen sind mehr als 4000 angeschlossene PCs.
Noch härter traf es die Rathäuser in Siegen, Netphen, Freudenberg, Burbach, Wilnsdorf, Bad Berleburg, Olpe, Lennestadt und Drolshagen: Sie betreiben über die KDZ auch ihre Telefonanlagen – diese „Voice over IP“ ist ebenfalls verstummt. Immerhin kurz vor Mittag stand wieder eine Telefonverbindung zum Siegener Rathaus. „Die Kolleginnen haben sich einiges anhören müssen“, berichtet Pressesprecherin Dr. Sabine Schutz.
Selbst Kommunalpolitik blockiert
Betroffen waren Rentenstellen und Sozialämter und teilweise sogar die Stadtbüchereien, die Entleihungen allenfalls noch von Hand verbuchen können. Selbst die Kommunalpolitik wird blockiert: Sitzungen müssen ausfallen, wenn Ladungsfristen nicht eingehalten werden können. Je länger die Störung dauert, um so unübersichtlicher die Konsequenzen: Die Terminkalender sind unerreichbar, E-Mails vorübergehend im Nirwana verschwunden.
„Wir werden natürlich fragen, wie es dazu kommen konnte“, kündigt Frank Bäcker von der Stadt Kreuztal an. „Das können wir erst sagen, wenn die Rechnersysteme wieder zur Verfügung stehen“, sagt KDZ-Geschäftsführer Wolfgang Schnell. Die Meldelinien, die Mitarbeiter bei Störungen automatisch per SMS informieren, haben versagt – sonst hätte verhindert werden können, dass sich die Rechnerräume auf bis zu 70 Grad erhitzten und die Rechner sich abmeldeten. Dienstagmorgen um 6 Uhr wurde der Schaden entdeckt, gegen 9 Uhr lief die Klimatisierung wieder, am Mittag wurde mit dem „geordneten Hochfahren“ der Systeme begonnen.
Ein Ausweich-Rechenzentrum fehlte
Hätte es Sicherungs-Kopien der Daten außerhalb der KDZ gegeben, „säßen wir jetzt nicht hier“, bestätigt Wolfgang Schnell. Gerade erst ist der Vertrag mit der Siegener Uni unterschrieben worden: Das Rechenzentrum der Hochschule und die KDZ beschützen künftig gegenseitig ihre Backups. „Ich hoffe, dass dieser Vorfall auch die Letzten von der Notwendigkeit des Ausweich-Rechenzentrums überzeugt“, sagt Wolfgang Schnell.