Siegen/Olpe. . Ist es der Klimaanlage in der Kommunalen Datenzentrale Westfalen-Süd (KDZ) in Siegen am sonnigen Pfingstwochenende zu heiß gewesen? Ihr Ausfall soll dafür verantwortlich sein, dass zahlreiche Beamte und Angestellte in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe ihrer Arbeit nicht im gewohnten Umfang nachgehen konnten.
Angaben aus Rathäusern zufolge sollen die Temperaturen in den Technikräumen des Rechenzentrums nach dem Ausfall der Klimaanlage auf 42 Grad angestiegen sein. Bei diesem Wert werden die Computersysteme automatisch heruntergefahren. Folgen: Webseiten der Kommunen ließen sich nicht aufrufen, computergestützte Telefonanlagen fielen aus, Verwaltungsmitarbeiter hatten keinen Zugang mehr zu Daten. Also womöglich keine Zulassung des lang gehegten Traums in Chrom, keine Anmeldung am neuen Wohnort oder keine Anmeldung für eine noch kurzfristige Eheschließung im Wonne- und Heiratsmonat Mai.
Ein Stimmungsbericht aus diversen Verwaltungen
Siegen: „Ich kann seit einer halben Stunde wieder telefonieren“, jubelt Astrid Schneider von der Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Siegen mittags in den Hörer. In die Freude mischt sich Bedauern: „Mein Computer ist nicht arbeitsfähig.“ Es geht ihr wie ihren Kollegen - sie kommen nicht mehr an im Großrechner gespeicherte Dateien sowie Textverarbeitungs- und Anwendungsprogramme.
Bad Berleburg: „Als ich heute morgen ins Büro kam, habe ich noch gedacht, dass es ein lokales Problem ist“, sagt Volker Sonneborn, 2. Beigeordneter. Jetzt gilt Flexibilität: „Wir behelfen uns mit Handy und USB-Sticks.“ Sonneborn hofft, dass nichts Dringendes liegen bleibt. Das zeige sich erst, wenn die Systeme wieder laufen.
Bad Laasphe: „Wir hoffen auch, dass es keine Datenverluste gegeben hat“, sagt Bürgermeister Dr. Torsten Spillmann. Alle Software-Anwendungen, die über die KDZ laufen, funktionierten nicht. Aber: „Zum Glück arbeiten wir noch nicht vollständig redundant, haben noch einen kleinen Datenserver im Haus und können uns mit WordDateien und Excel behelfen.“
Kreis Siegen-Wittgenstein: „Wir haben unseren Kunden im Amt für Ausländerangelegenheiten oder in der Kfz-Zulassung gesagt, dass sie gerne warten können, es aber unklar ist, ob heute noch etwas passiert“, sagt Torsten Manges. Der Kreissprecher sieht ein Gutes in dem Computerausfall: Man könne sich um Dinge kümmern, die liegen geblieben sind. „Der Berg auf meinem Schreibtisch freut sich darauf, gesichtet und gelichtet zu werden.“
Mit mehr als 4000 PC-Arbeitsplätzen verbunden
Die Kommunale Datenzentrale Westfalen-Süd (KDZ) in Siegen ist der IT-Dienstleister für die Kreise Siegen-Wittgenstein und Olpe sowie für alle 18 kreisangehörigen Städte und Gemeinden. Mehr als 4000 PC-Arbeitsplätze in den Rathäusern und Kreisverwaltungen sind über ein Richtfunknetz mit dem KDZ-Rechenzentrum verbunden. 2013 könnte es zu einer Fusion der KDZ mit der Citkomm in Iserlohn (Datenzentrale des Kreises Soest, des HSK und des Märkischen Kreises) kommen. Nach den Plänen soll es ein zweites Datenzentrum geben (an der Uni), das in Notfällen die Aufgaben übernehmen kann.
Olpe: „Ich muss meine Termine derzeit erraten“, sagt Bürgermeister Horst Müller. Auch wenn es keinen Terminkalender aus Papier mehr gibt - die Eröffnung der Bundestags-Ausstellung im Kreishaus hat er gestern nicht vergessen. An einen Komplettausfall des Computer- und Telefonsystems kann sich Hauptamtsleiter Georg Schnüttgen nicht erinnern. Die „toten“ Telefonleitungen hätten mit der „Voice-Over-IP-Technik“ zu tun, die auch Olpe nutze. „Physisch ist das keine Telefonanlage, sondern eine Software für Internettelefonie.“ Man sei aber durch Notfalltelefone „voll erreichbar“.
Drolshagen: „Wir haben Glück im Unglück“, sagt ein Verwaltungsmitarbeiter. Die Besetzung sei geringer als sonst - den Dienstag nach Pfingsten hätte so mancher Kollege noch zum Urlaubstag genutzt.
Kreis Olpe: „Beim Straßenverkehrsamt ist Ruhe“, sagt Hans-Werner Voß. Der Kreissprecher vermutet allerdings die Ruhe vor dem Sturm - der eintritt, wenn die Computer wieder laufen.
Lennestadt: „Es hat Auswirkungen auf fast jeden Arbeitsplatz bei uns“, sagt IT-Leiter Wolfgang Schröder. Er will - wie Kollegen aus anderen Rathäusern - keine Prognose geben, wann die technischen Probleme im KDZ behoben sind. Man ist gespannt auf neue Informationen aus Siegen.