Siegen. . Neonazis haben am Samstag den „Israel-Tag“ in der Bahnhofstraße überfallen. Die „Pro-Israel-Initiative Neveragain“ hatte dort zum sechsten Mal zu einer Geburtstagsfeier für den Staat Israel eingeladen. Zwei Frauen wurden leicht verletzt.
Gegen 15 Uhr – kurz vor Ende der Veranstaltung – tauchten vier bis fünf vermummte Männer auf, stießen wortlos die Infostände um, sprangen auf die Tische und Materialien und verletzten zwei Frauen leicht. Eine Helferin war beim Verwüsten unter ihrem Stand „begraben“ worden. Die zweite Frau wurde zu Boden gestoßen, als sie sich den Männern in den Weg gestellt hatte. Dann flohen die Angreifer.
Die alarmierte Polizei löste unverzüglich eine umfangreiche Fahndung nach den flüchtigen Tätern aus. Dabei konnte ein 25-jähriger Mann vorläufig festgenommen werden. Er stammt aus dem Kreis Olpe und ist nach Erkenntnissen der Polizei und des Staatsschutzes dem rechten Spektrum zuzuordnen. Am Sonntag wurde er dem Haftrichter vorgeführt, der Untersuchungshaft anordnete. Der Staatsschutz des Polizeipräsidiums Hagen und die Staatsanwaltschaft Siegen ermitteln nun wegen Verdachts des Landfriedensbruchs und der gefährlichen Körperverletzung.
Keine spontane Aktion?
Für die Betroffenen war dies keine spontane Aktion: „Sie sind organisiert vorgegangen“, betont Roger Bückert, Organisator des Israel-Tages. „Sie wollten nicht nur Randale machen, sondern möglichst viel zerstören.“ Denn die Infotische seien nicht nur umgestoßen worden. Die Vermummten wären noch darauf herumgesprungen, so dass die Tischplatten zerstört worden seien.
Als „eine ziemlich dramatische Situation“ beschreibt der CDU-Bundestagsabgeordnete Volkmar Klein den Vorfall. Als Besucher des Israel-Tages bekam er die Aktion der Vermummten hautnah mit. „Die Betroffenheit war ziemlich groß. Sowas habe ich ja bisher noch nicht erlebt.“ Wortlos seien die Angreifer vorgegangen: „Das war dumpfe Feigheit!“ Dennoch freute er sich, dass sich viele Leute den Tätern in den Weg gestellt und diese somit in Bedrängnis gebracht hätten. „Das war sensationell“, lobt Klein den schnellen Einsatz der Polizei und den Mut der Israel-Aktivisten und Passanten, die sich den Tätern in den Weg gestellt hatten.
Landrat Breuer verurteilt Tat
Für Bückert war dieser Überfall nur ein weiterer Beleg dafür, dass die Neonazi-Szene in der Region weiterhin gefährlich ist. Der Leiter der Kreispolizeibehörde Siegen-Wittgenstein, Landrat Paul Breuer, verurteilt die Tat aufs Schärfste und spricht von dumpfer, rechtsextremistischer physischer und psychischer Gewaltanwendung gegen friedliche Menschen. Alle Sicherheitsbehörden seien nun gefordert.
„Neveragain“ will sich davon nicht einschüchtern lassen und mit den Aktionen weitermachen - gerade auch weil fast 70 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg Antisemiten in Deutschland ihr Unwesen treiben. „Wir fahren schon am Montag zum Israel-Tag nach Frankfurt.“