Netphen. .
In den Schweigezug zum Siegener Bahnhof werden sich Jugendliche aus Netphen einreihen. An den Familien Faber und Lennhoff ging die Deportation am 28. April 1942 zwar noch vorbei – wenige Monate später mussten aber auch sie die Fahrt in den Tod antreten.
Jugendtreffs, Pfadfinder und Schulen haben sich mit ihrem Schicksal befasst und gemeinsam das Transparent gestaltet, mit dem sie sich am Samstag um 10.30 Uhr am Petersplatz versammeln. „Nein zu Rassismus, Nein zu Antisemitismus“, steht über dem Bekenntnis zu Freundschaft, Frieden und Völkerverständigung. Bürgermeister Paul Wagener wird die Gruppe verabschieden.
„Das ist nicht der Schlusspunkt der Aktivitäten“, sagt Joe Mertens von der Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes/Bund der Antifaschisten (VVN/BdA), der die Aktion in Netphen angeregt hat, „wir brauchen die aktive Auseinandersetzung mit dem, was gewesen ist.“
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Im Oktober zum Beispiel sollen auch für die Netphener Opfer Stolpersteine gesetzt werden. Die Aufarbeitung der Schicksale der Zwangsarbeiter wird ein weiteres Thema. Joe Mertens berichtet von zwei Gräbern in Afholderbach, in denen angeblich „Unbekannte“ beigesetzt sind — Zwangsarbeiter, deren Namen in dem kleinen Ort angeblich niemand kannte: „Und keiner fragt mehr danach.“
Junge Menschen schon. Klaus Decker, Leiter der katholischen Jugendfreizeitstätte Dreis-Tiefenbach, berichtet, wie er mit 14- und 15-Jährigen auf den Friedhof neben der Kirche gegangen ist und ihnen das Grab mit den Zwangsarbeitern gezeigt hat: „Die Stimmung war gedrückt.“ Aber gefragt wurde weiter. Die Dreis-Tiefenabcher denken über ein Folgeprojekt nach. Auch Eva Sting, ehrenamtliche Mitarbeiterin des Jugendtreffs, möchte mehr über die Opfer aus Netphen wissen: „Das ist einfach näher, als wenn man darüber spricht, was in Auschwitz passiert ist.“
Jenny Christin Zimmermann besucht die Hauptschule, die die Studienfahrt nach Auschwitz fest im Programm hat, und Dana Rehm geht zur Realschule, die als „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ zertifiziert ist.
Die Mädchen sind der Einladung von Christian Kunz in den CAJ-Jugendtreff gefolgt. „Das hat mit Netphen zu tun, und deshalb interessiere ich mich dafür“, sagt Dana. Rehm. „Ich finde es sehr schade, dass diese Geschichten nicht weitererzählt werden“, sagt Jenny Christin. Sie können es ändern.