Siegen. Der Kreis Siegen-Wittgenstein könnte das Angebot für einen vierjährigen Versuch annehmen. Die Verwaltung rät ab: Teuer und nicht wirklich grün.
Noch in diesem Sommer könnte es so weit sein: Die Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd (VWS) haben die Möglichkeit, für vier Jahre zwei mit Wasserstoff betriebene Busse auf Linie zu schicken. Der portugiesische Bushersteller Caetano packt das Brennstoffwellensystem von Toyota aufs Fahrzeugdach. Auf dem „H2.City Gold“ wird Wasserstoff – die fünf Tanks enthalten 37,5 Kilo – in elektrische Energie umgewandelt. Laut Fachpresse haben die Stadtbusse eine Reichweite von 400 Kilometern, die Betankung dauert weniger als neun Minuten..
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Ab August würde zunächst einmal getestet. Dazu wird die Wasserstoff-Tankstelle der Firma H2-Mobility im Gewerbegebiet Leimbachtal so umgerüstet werden, dass dort auch Wasserstoffbusse betankt werden können. An 1. August 2025 sollen die Busse dann „auf dafür sinnvollen Strecken verkehren“. Ab 2026 würde eine zweite Tankstelle auf dem VWS-Gelände aufgebaut.
Versuch in Siegen würde den Kreis 440.000 Euro kosten
Der Siegener SPG Steiner GmbH sei dafür eine 90-Prozent-Förderung des Landes in Aussicht gestellt worden, heißt es in der Vorlage für den Ausschuss für Wirtschaft, Mobilität und Verkehrsinfrastruktur des Kreistags. Denn ob die Wasserstoffbusse wirklich fahren, muss politisch entschieden werden: Für den gesamten Versuchszeitraum werden insgesamt knapp 440.000 Euro gebraucht, für Mieter, den teureren Kraftstoff, Werkstatt und den Eigenanteil für die Tankstelle. Diese Kosten müsste der Kreis den VWS erstatten, wenn zwischen Verkehrsbetrieben und Anbietern ein Vertrag zustandekommt.
Den H2.City Gold von Caetano hat bereits die Leverkusener Wupsi bestellt. Bis Mitte 2025 sollen die ersten zehn Wasserstoffbusse im Rheinisch-Bergischen Kreis auf Linie geschickt werden. Sie sollen auch längere Fahrten in ländliche Gebiete übernehmen. Das kommunale Busunternehmen, das zugleich auch batteriebetriebene Elektrobusse einsetzt, hat eine eigene Wasserstofftankstelle aufgebaut.
Siegen: Kreisverwaltung setzt eher auf Elektrobusse
Die von Landrat Andreas Müller unterzeichnete Vorlage klingt eher reserviert: „Es wird ausdrücklich betont, dass die Verwaltung diesen Vorschlag trotz der aktuell angespannten Haushaltslage einbringt, um den Auftrag des Kreistages, in der ÖPNV-Umbaufrage technologieoffen zu agieren, mit konkreten Anstrengungen zu hinterlegen..“ Tatsächlich hat die Verwaltung frühzeitig auf Elektrobusse gesetzt, um die EU-Richtlinie „Clean-Vehicles-Directive“ zu erfüllen. Bis 2025 müssen 22,5 Prozent, bis 2030 32,5 Prozent der Busse emissionsfrei fahren.
Die Verwaltung hatte vorgeschlagen, ab 2028 jährlich 13 Batteriebusse anzuschaffen und bereits 2025 mit einem Piloteinsatz der ersten vier Busse zu beginnen. Am wirtschaftlichsten hatte das vom Kreis beauftragte Beratungsunternehmen den Einsatz von Batteriebussen mit (dieselbetriebener) Hybridheizung gesehen. Die Gutachter kalkulierten Betriebskosten von 2,55 Euro je Kilometer für den Hybrid-Batteriebus, aber 3,48 Euro für den Wasserstoffbus. Eine Mehrheit im Kreistag hatte allerdings durchgesetzt, „technologieoffen“ zu planen. Erst mit der Vergabe der neuen Linienkonzessionen ab 2028 soll entscheiden werden, ob die Busse Batterien oder Brennstoffzellen bekommen.
Bereits getroffen ist die Vorentscheidung, dass Betrieb und (Lade-)Infrastruktur zumindest vorerst in privater Hand bleiben; frühestens nach 2030 soll die Beteiligung des Kreises an einem Verkehrsunternehmen in Frage kommen – Überlegungen zu einer Kommunalisierung des Nahverkehrs sind somit seit letztem Herbst erst einmal vom Tisch. „Eigenwirtschaftlich“ ist der Bus-Nahverkehr allerdings auch jetzt nur noch auf dem Papier. Damit die Fahrpreise nicht ins Unendliche steigen, wurde den Verkehrsunternehmen ein „Höchsttarif“ auferlegt. Die darüber hinausgehenden Kosten, die für einen rentablen Betrieb anfallen, werden aus dem Kreishaushalt bestritten: bereits in diesem Jahr insgesamt, inklusive Schülerticket, 16,6 Millionen Euro.
Siegen: Grüner Wasserstoff für Busse gar nicht verfügbar?
In ihrer Vorlage für den Verkehrsausschuss, der am Mittwoch, 12. Juni, ab 17 Uhr im Kreishaus tagt, weist die Verwaltung darauf hin, dass „der zum jetzigen Zeitpunkt in Siegen verfügbare Wasserstoff für Fahrzeuge mit Brennstoffzellentechnologie (...) nicht aus erneuerbaren Energien gewonnen wird und daher der Einsatz der Brennstoffzellenbusse nicht als emissionsfrei bezeichnet werden kann“. Erst in Verbindung mit den Ausbauzielen für erneuerbare Energien in der Region, vor allem durch Windkraft, bestehe „theoretisch das Potenzial zur Erzeugung und Nutzung von grünem Wasserstoff, welcher auch für die regionale Mobilität genutzt werden kann“. Allerdings sehe die Bundesregierung vor, grünen Wasserstoff vor allem der Schwerindustrie zur Verfügung zu stellen. „Der Einsatz im Verkehr gilt nur da als sinnvoll, wo konventionelle Antriebe nicht wirtschaftlich durch batteriebetriebene Elektrofahrzeuge ersetzt werden können.“
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