Netphen. Super süß und trotzdem mit Ärgerfaktor: Dana Peter aus Netphen hat das Strategiespiel „Tiny Woodys“ illustriert und für Furore gesorgt.
Dieses Spiel kommt so schön harmlos daher, mit niedlichen Tieren und einer freundlichen Grafik. Doch der erste Eindruck trügt. „Man kann sich bei ,Tiny Woodys‘ ganz schön ärgern“, sagt Dana Peter. Sie ist für die Grafik des Spiels verantwortlich, Maik Werner entwickelte die Regeln. Sie haben ein Spielkonzept entwickelt, das ankommt und für einen Überraschungserfolg in der Brettspielwelt gesorgt hat.
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Dass die ersten Auflagen von „Tiny Woodys“ bereits ausverkauft sind, damit hat die Designerin aus Netphen nicht gerechnet. Sie und Maik Werner treffen sich regelmäßig, um gemeinsam in einer Gruppe zu spielen, in andere Welten abzutauchen. Und nun ist es ihr Spiel, das bei vielen Menschen auf den Tisch kommt und begeistert.
Worum es in „Tiny Woodys“ geht? Um Tiere, die im Wald nach bestimmten Dingen suchen, nach sogenannten Woodys. Eichhörnchen sammeln zum Beispiel Nüsse und Wildschweine Pilze. Wer vier der für jedes Tier passenden Karten findet, hat gewonnen.
Was so einfach klingt, wird schnell zu einer verrückten Jagd. Denn welches Tier man spielt, ist geheim. Und man kann die Strategie der Mitspieler durch Ereignisse wie einen Sturm ganz schön durcheinanderwirbeln. „Man muss bluffen, erlebt Jahreszeiten und kann sich gegenseitig Karten wegnehmen“, erklärt Dana Peter. Spätestens in diesem Moment sorgen die niedlichen Tiere für ordentlich Stress. Zwei bis fünf Personen, Familien und Vielspieler ab acht Jahren erleben mit „Tiny Woodys“ 30 bis 45 wilde Spielminuten.
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Seit 2017 ist die 41-jährige Dana Peter als Illustratorin selbstständig und hat sich als „Tiny Tami“ einen Namen gemacht. Postkarten, T-Shirts, Tassen, Fußmatten, Sticker: Es gibt kaum etwas, das sie nicht mit ihren selbst gestalteten Motiven bedruckt, bemalt oder beklebt. Bei dem Kreativportal Etsy gehört ihr Online-Shop zu den Top 300, 100.000 deutsche Verkäufer gebe es insgesamt, sagt sie. Ihr Shop „Tiny Tami“ ist vor allem für ihre Fantasy- und süßen Gothicmotive bekannt. „Maik ist der schlaue Kopf, der Stratege bei der ganzen Sache, ich kümmere mich um die Optik“, erklärt Dana Peter.
„Es hat Spaß gemacht, das Spiel zu designen“, sagt sie und erklärt, dass viele Skizzen für süße Tiere, Kastanien oder Pilze während der Entwicklungsphase entstanden seien. Auch an den Regeln wurde immer wieder gefeilt, bis beide zufrieden waren. Was das Spiel besonders macht? „Spiel und Thema passen gut zusammen und es bietet viel Interaktion. Man spielt nicht nebeneinander her, man kann sich beeinflussen. Etwas, das ich bei vielen Spielen vermisse“, erklärt Maik Werner.
Der 34-Jährige studierte in Siegen Mathematik, hat während dieser Zeit auch Dana kennengelernt und arbeitet jetzt bei einer Software-Firma. Er spielt gerne und viel, und es war schon immer sein Traum, sein eigenes Spiel zu entwickeln. Ein Kartenspiel sollte es sein, ein Thema haben, das viele anspricht und das für alle Altersgruppen passt.
Zwei Jahre haben sie gemeinsam an dem Spiel gearbeitet
Ein Jahr lang hat es gedauert, die 50 verschiedenen Illustrationen auf Karten zu bringen, bis die Igel, Hasen, Wildschweine und Pilze so aussahen, wie sie es wollten, bis sie zu den „Tiny Woodys“ wurden. 120 Karten umfasst das Spiel. „Zwischenzeitlich hatten wir sogar 300“, sagt Maik Werner. Doch das sei eindeutig zu viel gewesen. Weniger sei manchmal wirklich mehr. Etwas, das die beiden bei der Spielentwicklung lernen mussten. Ein weiteres Jahr feilten sie an der Mechanik, bis das Spiel rund war – und es an die tatsächliche Umsetzung gehen konnte.
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Doch so eine Idee kann auch ein Risiko sein. Was ist, wenn das Spiel niemand haben will? Was ist mit den Kosten? Die beiden Freunde starteten vor einem Jahr deshalb im Internet eine Crowdfunding-Kampagne. Sie suchten Menschen, die sich für das Spiel interessierten und dafür bereit waren, Geld zu bezahlen. 1000 Euro peilten sie an. Es wurden fast 5000. Die erste große Überraschung. Das Spiel ging in die Produktion. Für „Tiny Woodys“ fanden sich 186 Unterstützerinnen und Unterstützer, die das Projekt finanzierten.
Mittlerweile haben das Spiel tausende Menschen gekauft. „Ich kann es immer noch kaum glauben, wenn ich sehe, wie unser Spiel von anderen gespielt wird“, sagt Dana Peter. Sie hat viele Fotos von Spielerunden erhalten, gut gelaunte Nachrichten. Sie freut sich, dass so viele Menschen Spaß mit dem Spiel haben.
Allein auf der Messe „Spiel“ in Essen verkauften Maik Werner und Dana Peter etwa 800 Exemplare ihres Erstlingswerks. Mit diesem Erfolg, direkt bei der Premiere ihres ersten Spiels, haben sie nicht gerechnet. „Es war toll, zu sehen, wie unsere beiden Tische auf der Messe permanent besetzt waren, weil so viele das Spiel ausprobieren wollten. Es gab sogar Wartezeiten.“ Die meisten nahmen es dann auch gleich mit, freut sich die Illustratorin.
Schon die nächste Idee im Kopf: Diesmal sind es Drachen
Mit „Skellig Games“ wurde sogar ein größerer Spielehändler auf „Tiny Woodys“ aufmerksam, der das Spiel nun vertreibt. Die Zahl der Händler wird immer größer. Auch die aktuelle Auflage ist mittlerweile fast ausverkauft. „Wir wurden von dem Erfolg regelrecht überrannt“, sagt Dana Peter. Sie musste sich zwischenzeitlich Hilfe suchen, um alle Spielbestellungen auf die Reise zu schicken. Von der Gestaltung bis zum Vertrieb, alles läuft in Netphen bei ihr zusammen. „Das ist alles schon Wahnsinn, was wir alles erlebt haben“, sagt Maik Werner.
Wie es jetzt weiter geht? „Wir haben darüber nachgedacht, eine Erweiterung zu machen“, erklärt der 34-Jährige. Aktuell arbeiten Maik Werner und Dana Peter aber erst einmal an einer neuen Spielidee. Viel wollen sie noch nicht verraten. Nur so viel: Drachen spielen eine Rolle. Und es soll wieder ein Kartenspiel sein, wieder viel Interaktion bieten und die Spielzüge sollten bestenfalls gleichzeitig passieren. Noch etwas, das Maik Werner bei einem Spiel gut findet, wenn man nicht so lange warten muss, bis man dran ist.
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Dieses Mal soll es aber weniger Motive und auch weniger Karten geben. Ein verständliches Regelwerk, eine Spielidee, die zum Thema passt und außergewöhnliche Grafiken: Das macht „Tiny Woodys“ so erfolgreich. Und das wollen sie auch bei ihrem zweiten Spiel schaffen. Denn: Auch Drachen können niedlich sein – auch wenn sie alles andere als freundlich sind.
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