Siegen. Ums Glücklichsein geht es in dem Stück, das Theaterpädagogin Christa Weigand mit ihren „Traumfängern“ inszeniert hat. Freitagabend ist Premiere im Lyz.

Auch für Christa Weigand mit ihrer jahrzehntelangen Bühnenerfahrung ist es immer wieder aufregend, ein neues Traumfänger-Programm vorzustellen und dabei für alles verantwortlich zu sein. 2015 startete sie damit, Menschen mit und ohne Einschränkungen auf der Bühne zusammenzubringen. Das aktuelle Programm ist das vierte in dieser Reihe. Es sollte schon vor 4 Jahren starten, „doch wir wurden durch Corona ausgebremst“, sagt Christa Weigand, die vor allem als Kabarettistin im Duo „Weigand und Genähr“ bekannt wurde. Die Ausbildung zur Theatertherapeutin schloss sie 2005 durch ihr Studium an der Uni Dortmund ab. Die Arbeit mit behinderten Menschen ist für sie nichts vollkommen Neues, hat sie doch einen behinderten Pflegesohn.

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Schon lange stellt sich Christa Weigand die Frage: „Was steckt in Menschen, ob sie nun eingeschränkt sind oder nicht?“ Ihr Ziel, das sie mit Leidenschaft verfolgt, formuliert sie so: „Wie kann ich mit meinen Fähigkeiten und den Möglichkeiten des Theaters in diesen Menschen die oft verborgenen Schätze heben, ihnen mehr Selbstbewusstsein geben?“ Ihr Ausgangspunkt dabei: „Alle Menschen haben den gleichen Wert.“ Und so können sich im Ensemble die erfolgreiche Kauffrau oder junge Lehrerin neben zwei jungen Frauen wiederfinden, die auf den Rollstuhl angewiesen sind und einem jungen Mann, der Sprachprobleme hat. Je sechs eingeschränkte und nicht eingeschränkte Schauspielerinnen und Schauspieler bilden ein Team, bei dem der Zuschauer nach einiger Zeit nicht mehr weiß, wer behindert ist und wer nicht.

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Lauter Geschichten aus dem prallen Menschenleben

So unterschiedlich wie diese Menschen in ihrem wirklichen Leben sind, sind sie auch auf der Bühne: Der Pensionsbesitzer Freddie, der schon lange keine Zimmerbuchung mehr hatte, und klagt: „Keine Gäste, keine Kohle, um die Rechnungen zu begleichen.“ Eine junge Frau, die eine ganz andere Sorge plagt: „Wohin mit der Asche ihres Vaters, die sie in einer Urne bei sich trägt.“ Shadow, eine wirklich lockere „Dame“, klagt über ihren letzten Kunden: „Der Arsch wollte nur Sex, ich seine Kohle“. Und die hat sie nun. Die frisch verliebten Frau Wagner und Herr Birlenbach wollen heiraten: Sie „mit allem Drum und Dran“, er lieber in einer Höhle. Dahin will auch eine gestresste Angestellte einer Spedition, buchstäblich ein Mädchen für alles, die Lkw fahren muss, sich aber auch für die Bedürfnisse ihrer Großfamilie verantwortlich fühlt. In der Höhle hat sie endlich Ruhe. Weiter geht’s: Elsa ist von ihrem Freund betrogen worden. Eine attraktive, weltgewandte Dame, mit dem Handy unterwegs, hat sich für einen Job im Management einer IT-Firma beworben, zwei Frauen wurden aus dem Bus geworfen, Hildegard schmachtet: „Ich möchte geliebt werden“, und ein Erbstreit wird handgreiflich ausgetragen.

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In der Höhle verkriechen

Dass die Höhle, in der sich einige verkriechen, dann tatsächlich auch der Schlüssel zum Glück wird, sei hier schon verraten. Aber auch, dass es unvergessliche Szenen gibt, etwa als die beiden jungen Frauen in ihren Rollstühlen, begleitet vom Lied „Schmetterlinge fliegen allein“, miteinander tanzen. Solche glücklichen Gesichter sieht man nicht oft auf unseren Bühnen. Herzerwärmend wie auch der Song ganz am Ende: „So wie ich bin, so ist es gut“. Man wünscht sich, dass Christa Weigand und ihr Team, zu dem auch die kleine Band mit Gitarrist Bernd Michael Genähr und Bassistin Imken Schütt gehören, noch so manches Traumfänger-Stück auf unsere Bühnen bringen. Ein großes Glück kann auch ganz klein beginnen.

Das Theaterstück „Höhlenzauber- oder man könnte ja glücklich sein“ hat seine Premiere am Freitag, 3. Mai, 19 Uhr, im Lyz. Weitere Vorstellungen am 4. und 5. Mai. Karten an der Abendkasse.

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