Die Inhaber des Biergartens „Zur Hammerhütte“ wollen sich noch nicht dazu äußern. Die Betreiber des Zeughauses in der Oberstadt sind sich auch noch unsicher. „Eigentlich haben wir damit kein Problem.“ Da das Zeughaus nah genug an der Realschule am Oberen Schloss mit anliegendem Spielplatz liegt, müsste die Gaststätte das Rauchen von Cannabis vermutlich ohnehin untersagen. Achim Scheen, Inhaber des Stadtkindes in der Poststraße, überlegt, den Cannabis-Konsum im Außenbereich zu erlauben. „Wenn es niemanden stört, warum nicht.“ Festlegen wollte sich der Gastronom aber auch noch nicht. In der Poststraße in Siegen sind mehrere Gaststätten angesiedelt. Hier könnte die unterschiedliche Handhabung Probleme machen.

Siegener Kult-Café Flocke: Wenn es leer ist, könnte vielleicht Cannabis geraucht werden

Auch beim Café Flocke in der Marburger Straße könnte es möglich sein, Cannabis im Außenbereich zu konsumieren. Erst kürzlich übernahm dort der 27-jährige Frederik „Freddy“ Zittlau, nachdem er zuvor noch in Siegen studiert hatte. Er sieht dem Rauchen von Cannabis in oder in der Nähe seines Lokals etwas entspannter entgegen, stellt jedoch einige Regeln auf. „Streng dagegen sind wir nicht. Hier direkt im Café würde es wohl mehr Leute abschrecken, aber rechtlich gesehen ist es ja in Ordnung“, sagt Frederik Zittlau. Spielplätze oder Schulen sind nicht in der Nähe.

Je nachdem wie groß die Besucherdichte gerade sei, könne der Inhaber sich vorstellen, dass auch im Außenbereich des Kult-Cafés in der Oberstadt konsumiert werden darf. „Wenn viele Gäste da sind und der Außenbereich voll ist, dann hätten wir es nicht so gerne. Eigentlich soll jeder machen, wie er Bock hat, aber wir würden die Leute schon bitten, etwas weiter vom Café wegzugehen. Wenn es zum Beispiel abends ist und keine anderen Gäste hier sind, dann wäre es für uns aber okay.“

Wenn Gastronomen es erlauben, stellt sich die Frage, was passiert, wenn sich zum Beispiel eine Familie mit Kindern in die Nähe des Konsumierenden setzt. „Dann muss der Konsum eingestellt werden“, sagt Lars Martin von der Dehoga.

Kiffen in Siegen: Wo es erlaubt ist und wo nicht, teilweise noch unklar

In Nordrhein-Westfalen, Bayern und im Saarland gibt es Rauchverbote für die Gastronomie, Raucherinnen und Raucher müssen zum Qualmen vor die Tür. In den restlichen Bundesländern gibt es Ausnahmeregelungen. Daher dürfte Cannabis-Konsum in der Gastronomie damit ein Thema werden. „Jeder Gastronom darf aufgrund seines Hausrechts den Gästen den Konsum von Cannabis, auch in Raucherkneipen, verbieten. Das gilt auch in der Außengastronomie“, sagt Lars Martin.

Sobald minderjährige Menschen in unmittelbarer Nähe sind, ist der Konsum definitiv nicht erlaubt. Ob Gastronomen für ihre Bereiche drinnen und draußen spezielle Hinweise entwickeln und wie sich die Rauschwirkung mit vielen Konsumenten auf die Umgebung auswirkt, ist noch völlig offen. Eine Möglichkeit wäre es, Uhrzeiten festzulegen, an denen das Rauchen erlaubt ist. „Betrachtet man die sozialen Plattformen der Gastronomen, lässt sich ein klares Bild abzeichnen, sagt Lars Martin. „Viele Gastronomen haben bereits auf den sozialen Plattformen gepostet, dass Kiffen bei ihnen nicht erlaubt ist.“

Kiffen in Siegen: Das sind die Rahmenbedingungen

Nach Angaben der Pressestelle der Stadt Siegen und der Polizei Siegen-Wittgenstein darf Cannabis nicht in unmittelbarer Nähe von Personen unter 18 Jahren geraucht werden. In Fußgängerzonen ist der Konsum zwischen 7 und 20 Uhr untersagt. Nicht erlaubt ist es auch in Sichtweite und im Umkreis von 100 Metern rund um Schulen, Kinder- und Jugendeinrichtungen, Spielplätze und öffentlich zugängliche Sportstätten. Das führt dazu, dass gerade in Großstädten weite Teile dicht besiedelter Viertel für Kiffer tabu bleiben. Eines ist aber auch für Siegen schon ganz sicher zu erkennen: Große Teile der Siegener Innenstadt zählen wegen ihrer Nähe zu Schulen oder Kitas sowie der Fußgängerzone ohnehin zur Sperrzone. Unklar ist, was als eine Spielstätte gekennzeichnet ist. Kann der Brunnen am Marktplatz oder die Kühe in der Poststraße in Siegen als Spielstätte bezeichnet werden?

Das soziale Netzwerk „Kowelenz.social“ hat einen Ausschnitt für die Siegener Innenstadt entworfen: Demnach wäre legaler Cannabiskonsum an diesen Orten nicht zugelassen: Bertramsplatz (Bluebox in der Nähe) oder Oranienpark/Weiß-Flick’sches Grundstück (Spielplatz auf dem Gelände) beispielsweise. Im Bereich Effertsufer und Schemscheid, am Kaisergarten oder im Bereich der Hufeisenbrücke am Siegener Bahnhof hingegen könnte es legal werden. Auch die Uni-Campus Adolf-Reichwein- (AR) und Paul-Bonatz-Straße (PB) am Haardter Berg in Weidenau wären von diesen derzeit kursierenden möglichen Verboten nicht betroffen (wie die Redaktion berichtete).

Siegen: Inwieweit sich die Kontrollen der Ordnungshüter verändern, wird noch geprüft

Wie wird das alles kontrolliert? Das ist eine der großen Fragen für Ordnungsamt und Polizei. Inwieweit die Ordnungshüter ihre Kontrollen hinsichtlich der neuen gesetzlichen Vorschriften ändern, ist noch unklar. Die Pressestelle der Stadt Siegen beteuert, dass Kontrollen ohnehin regelmäßig erfolgen. Auf die Frage, ob bereits Gastronomiebetriebe bekannt seien, bei denen es mit den Abständen zu Spielplätzen Probleme geben könnte, meldete die Pressestelle Siegen zurück: „Bislang ist dem Ordnungsamt noch kein Gastronomiebetrieb in Siegen bekannt, der dies zulässt.“

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