Siegen. Chefdirigent der Philharmonie Südwestfalen verabschiedet sich in Siegen mit glanzvoller Vorstellung. Nun gibt es nur noch zwei Konzerte mit ihm.

Große Freude. Gerade ist der letzte Ton des Flötenkonzerts e-Moll op. 57 von Saverio Mercadante (1795-1870) verklungen. Beifall setzt ein. Im Publikum und auf der Bühne und dort auch beim Dirigenten. Nabil Shehata, scheidender Chef der Philharmonie Südwestfalen, applaudiert der Solistin begeistert.

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Sichtlich herzlich würdigt er das Vermögen von Ji-Eun Lee, mit ihrem Instrument einen so feinen musikalischen Bogen gestaltet zu haben. Hat ein Strahlen im Gesicht, umarmt die Solo-Flötistin seines Orchesters dankbar. Diese gibt gern noch etwas zu, das geheimnisvoll-lyrische „Syrinx“ von Claude Debussy.

Ovationen für den scheidenden Chefdirigenten der Philharmonie Südwestfalen

Schön zu sehen und auch zu hören, wie Musik einen Abend lang all das überlagern kann, was an Dissonanz und Diskussionen, Mutmaßungen, Irritationen und auch Sorgen zuletzt manche Schlagzeile beherrschte. Zu spüren war bei Shehatas letztem öffentlichen Konzert mit der Philharmonie Südwestfalen im Siegener Apollo-Theater (am 3. Mai gibt es noch eine geschlossene Veranstaltung der IHK), wie sehr das Publikum und in weiten Teilen auch das Orchester dem Dirigenten einen harmonischen Abschluss in Siegen-Wittgenstein wünscht.

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Natürlich war Shehatas vorzeitige und überraschende Kündigung des verlängerten Vertrags in den Pausengesprächen ein Thema. Aus den kaum enden wollenden Ovationen ganz am Ende des Konzerts war zu lesen, wie groß die Anerkennung und wie aufrichtig die guten Wünsche für eine veränderte Zukunft sein mögen. Hier schien es dem Dirigenten fast ein wenig schwer, die Spannung zu ertragen – zumal nach dieser großartig dargebotenen Symphonie fantastique von Hector Berlioz (1803-1869).

Applaus für die Solistin eines schönen sinfonischen Abends im Apollo-Theater Siegen: Dirigent Nabil Shehata würdigt den Auftritt der Flötistin Ji-Eun Lee sehr herzlich.
Applaus für die Solistin eines schönen sinfonischen Abends im Apollo-Theater Siegen: Dirigent Nabil Shehata würdigt den Auftritt der Flötistin Ji-Eun Lee sehr herzlich. © Claudia Irle-Utsch | Claudia Irle-Utsch

Diese so facettenreich komponierte Love-Story mit höchst tragischem Ausgang erzählte die Philharmonie Südwestfalen mit einer immens farbigen Bewegtheit und enormer Intensität. Das Stück verlangt nach einem großen Orchester – mit breit aufgestelltem Schlagwerk, einer starken Bläser-Fraktion (so geben gleich zwei Tuben mächtig Schub) und auch der doppelt besetzten Harfe. Es gibt immer wieder einzelnen Musikerinnen und Musikern Raum, solistisch zu brillieren: wie der Flöte, der Klarinette oder der Oboe, die im dritten Satz, der „Szene auf dem Lande“, einen so sehnsuchtsvoll-zarten Dialog mit dem Englischhorn führt. Fantastisch war das, eine Interpretation, in der sich die künstlerische Energie des ganzen Orchesters Bahn brach. Das Werk von Berlioz war die schließende Klammer eines opernhaft anmutenden sinfonischen Abends, der mit einem musikalischen Strahlen begonnen hatte, dem „Meistersinger“-Vorspiel von Richard Wagner (1813-1883).

Blumen für die Solistin: Ji-Eun Lee, Solo-Flötistin der Philharmonie Südwestfalen, brillierte im Apollo-Theater Siegen mit Saverio Mercadantes Flötenkonzert e-Moll op. 57.
Blumen für die Solistin: Ji-Eun Lee, Solo-Flötistin der Philharmonie Südwestfalen, brillierte im Apollo-Theater Siegen mit Saverio Mercadantes Flötenkonzert e-Moll op. 57. © Claudia Irle-Utsch | Claudia Irle-Utsch

Letzte Abschiedsvorstellung bei Kreuztalklassik in Dreslers Park

Nabil Shehata lässt auch mit diesem Konzert eine, seine Spur in der Region. Nicht flüchtig und nicht nur ins Herz, sondern auch auf die Tonspur geschrieben. Denn der WDR hat das Programm mit Wagner, Mercadante und Berlioz mitgeschnitten. Freuen dürfen sich Freundinnen und Freunde des heimischen Orchesters auf Shehatas Finale in der Region: Seine Abschiedsvorstellung gibt er am 29. Juni bei „Kreuztalklassik“ in Dreslers Park. Großer Bahnhof!

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