Freudenberg. Reisebus mit 74 Insassen verunglückt auf A 45 bei Freudenberg: Die Klassenfahrt nach London ist vorbei. Warum der Bus umkippte, ist weiter unklar
- Bei einem Unfall mit einem Reisebus auf der A 45 sind 28 Personen zum Teil schwerverletzt worden.
- Das Fahrzeug kam von der Fahrbahn ab und kippte auf die Seite. Die Ursache ist weiter unklar
- An Bord waren Schülerinnen und Schüler aus Marburg mit ihren Lehrkräften auf dem Weg nach Großbritannien.
Auf der A 45 bei Freudenberg ist am Sonntagmorgen, 21. April, ein Reisebus mit drei 9. Schulklassen aus Marburg in Fahrtrichtung Dortmund verunglückt. 28 Personen wurden verletzt, nach Angaben der Polizei von Sonntagmittag wurden vier Jugendliche – drei Mädchen und ein Junge, 14 und 15 Jahre alt – schwer verletzt. Sie wurden stationär in einem Krankenhaus behandelt. Lebensgefahr bestand demnach nicht, am Montag konnten sie entlassen werden, hieß es von der Polizei. 23 Schülerinnen und Schüler erlitten demnach leichte Verletzungen. Auch sie wurden medizinisch versorgt. Auch der Busfahrer wurde nach Angaben der Polizei in ein Krankenhaus eingeliefert. Die fünf Lehrkräfte des Gymnasiums blieben unverletzt.
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Ein Verkehrsunfallaufnahme-Team des Polizeipräsidiums Dortmund hatte den Bus und die Unfallstelle 9,5 Stunden lang untersucht. Dabei entstand unter anderem ein 3D-Bild von der Unfallstelle, hieß es am Montag. Das Messverfahren und der Bus gaben demnach aber auch keinen Aufschluss darüber, warum der Bus in einer leichten Linkskurve nach rechts von der Fahrbahn abgekommen und auf die Seite gekippt ist. Die Polizei werde Insassen des Busses als Zeugen befragen, um so weitere Informationen zu erhalten. Wann eine abschließende Bewertung mit Aussagen zur Unfallursache vorliegt, sei nicht absehbar.
A 45 bei Siegen am Abend komplett gesperrt: Umgekippter Reisebus muss geborgen werden
Ziel des Reisebusses war London. Betroffen von dem Unfall um 6.27 Uhr waren 67 Schülerinnen und Schüler sowie fünf Lehrkräfte des Marburger Steinmühle-Gymnasiums sowie der Busfahrer. Die A45 war bis 18.30 Uhr in Richtung Dortmund nur eingeschränkt befahrbar und zwischen 16.50 und 18.30 Uhr für die Untersuchung und Bergung des Busses komplett gesperrt. Der Verkehr wurde an der Anschlussstelle Siegen abgeleitet. Feuerwehr, Rettungsdienst, Polizei und die DRK-Kinderklinik in Siegen sowie die Autobahnpolizeiwache in Freudenberg hatten aus dem Stand 73 Bus-Insassen medizinisch zu versorgen oder zu betreuen, betont die Dortmunder Polizei, die den Einsatz leitete.
Björn Gemmer, Leiter des Steinmühle-Gymnasiums, dankte am Montag nach Rücksprache mit Schülerinnen und Schülern, Eltern und Lehrkräften allen Einsatzkräften und dem Klinik-Personal. „Das alles war vorbildlich und sehr schnell organisiert. Es gab keine Minute, in der sich niemand unbetreut gefühlt hat. Die Schülerinnen und Schüler waren in der Siegener Kinderklinik in guten Händen.“ Die DRK-Klinik setzte unter anderem psychologisch geschultes Personal und eine Seelsorgerin ein.
Unter dem Eindruck des Geschehens standen auch die fünf Lehrerinnen und Lehrer des Gymnasiums. „Die Lehrkräfte stellten die eigenen Bedürfnisse zurück, um sich ausschließlich um das Wohlergehen der Schülerinnen und Schüler sorgen zu können. Das alles war sehr professionell in dieser akuten Situation“, sagt Arnd Dickel, Sprecher der DRK-Kinderklinik in Siegen. Schulleiter Gemmer ist heilfroh darüber, dass alle Schülerinnen und Schüler die Klinik wieder entlassen können: „Alle waren angeschnallt. Das sollte jeder wissen.“
A 45 bei Siegen: Feuerwehr musste die Frontscheibe des Busses aufschneiden
Zu der Unfallstelle waren Rettungswagen und Notärzte aus dem Kreis Siegen-Wittgenstein und dem Kreis Olpe ausgerückt. Die Feuerwehr hatte zunächst die Frontscheibe des Busses aufgeschnitten, auf diesem Weg konnten die Fahrgäste den Bus verlassen. Die Verletzten wurden mit dem Rettungsbus und mit Krankenwagen in die DRK-Kinderklinik nach Siegen gebracht. Die DRK-Bereitschaft Deuz rückte mit ihrem Gerätewagen Sanitätsdienst an. Bei Bedarf hätte sie ein Zelt aufbauen können, um Verletzte darin zu versorgen.
Für die Jugendlichen und ihre Lehrerinnen und Lehrer war die Klassenfahrt nach dem Unfall zu Ende. Die Fahrt mit dem Ziel London wurde abgebrochen. Mehrere Eltern hatten ihre Kinder nach Angaben der Polizei am Mittag bereits abgeholt.
Erst kürzlich ähnlicher Vorfall wie auf der A 45 bei Siegen: Reisebus bei Werl verunglückt
Erst wenige Wochen zuvor war in der Nacht zum Karfreitag ein doppelstöckiger Reisebus bei Werl von der Autobahn 44 abgekommen, in eine Böschung gefahren und auf die Seite gestürzt. Mehrere Menschen erlitten Verletzungen - ebenfalls Schüler aus Hessen, diesmal auf dem Rückweg von einer England-Reise. Tage zuvor waren vier Reisende ums Leben gekommen, als ihr Doppeldeckerbus auf der A9 bei Leipzig umgestürzt war. 30 Menschen wurden verletzt.
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Nach einem schweren Flixbus-Unfall bei Leipzig war eine Debatte über die Sicherheit in Fernbussen entfacht. Für Lisa Falkenberg vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat besteht kein Zweifel. „Der Reisebus ist eine gute und komfortable Angelegenheit“, sagte sie im Gespräch mit dieser Redaktion. Allerdings sei es aus ihrer Sicht wichtig, dass sich die Fahrgäste vorher genau über das Reiseunternehmen informierten. Laut Falkenberg sei es wichtig zu wissen: „Wie qualifiziert sind die Mitarbeiter des Reiseunternehmens? Aber auch: Wie gut in Schuss sind die Fahrzeuge?“ Heiner Sothmann von der Deutschen Verkehrswacht sieht das ähnlich. Die Sicherheit im Reisebus hänge von technischen Voraussetzungen ab, aber auch davon, wie fit der Busfahrer ist. Ist er müde, schaut er aufs Handy?
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