Siegen. Denise Peyser-Fränzel unterrichtet seit zweieinhalb Jahren am Berufskolleg Technik in Siegen. Warum die Bildung junger Erwachsener besonders ist.

Die Konzentration der Schülerinnen und Schüler liegt auf dem laufenden Film. Es werden hintereinander zwei verschiedene Videos über die Hintergründe des Nahostkonflikts gezeigt, die im Nachhinein von den Auszubildenden im zweiten Lehrjahr des Tischlerhandwerks, zusammengefasst und diskutiert werden sollen. Denise Peyser-Fränzel versucht in ihrem Religionsunterricht die Interessen ihrer Schützlinge zu thematisieren und baut das tagesaktuelle Geschehen in ihre Unterrichtsstunde ein. Sie ist inzwischen seit zweieinhalb Jahren als Lehrerin am Berufskolleg Technik in Siegen tätig und blüht in ihrer Berufung auf: „Ich würde mich immer wieder dazu entscheiden, Lehrerin zu werden.“

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Digital wird in Siegen zum Standard

Die Berufsschülerinnen und Berufsschüler finden sich nach dem Input in kleinen Gruppen zusammen und haben dreißig Minuten Zeit, um ein Ergebnis zu liefern. „Ich bin eine, die sehr digital arbeitet und arbeiten lässt“, sagt die 35-jährige Lehrerin. Ein QR-Code, mit dem man Zugang zu einer digitalen Pinnwand erhält, sowie ein Timer werden an die Wand geworfen. Dabei steht es den Schülern offen, ob sie digital arbeiten und eine Präsentation mit visuellen Objekten anfertigen oder sie sich für die klassische Variante entscheiden und beispielsweise einen Zeitstrahl mit verschiedenen Elementen auf ein Blatt Papier zeichnen. Wichtig für die junge Lehrerin ist der Austausch nach dem eigenständigen Erarbeiten der Ergebnisse.

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Lernen passiert beim reflektieren. Die Schülerinnen und Schüler haben Mitsprache bei der Gestaltung des Unterrichts und es wird stets Raum für Fragen geschaffen.
Denise Peyser-Fränzel - Berufskolleglehrerin

Siegener Schüler haben Einfluss

„Lernen passiert beim Reflektieren. Die Schülerinnen und Schüler haben Mitsprache bei der Gestaltung des Unterrichts und es wird stets Raum für Fragen geschaffen“, so Denise Peyser-Fränzel. Neben evangelischer Religionslehre unterrichtet sie auch Philosophie und Deutsch am Siegener Berufskolleg Technik. Dabei sei es ihr wichtig, dass sie auch in Fächern, die wenig mit Technik zu tun haben, den Bezug zu dem Themenbereich herstelle. Sie hat dabei mit den verschiedensten Charakteren zu tun. Nicht nur Berufsschüler werden am Berufskolleg ausgebildet, praktisch jede berufliche Qualifikation und jeder Berufsabschluss im Bereich Technik sind dort zu erlangen – auch das allgemeine Abitur, nur mit technischem Schwerpunkt.

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Die Leidenschaft dahinter, jungen Erwachsenen den finalen Schliff zu verpassen, bevor sie in den Berufsalltag eintauchen, stammt bereits aus jungen Jahren der 35-Jährigen: „Ich war super gerne eine Schülerin und habe mich immer für mein Umfeld interessiert. Nach dem Abitur wusste ich, dass mich mein Weg wieder in die Schule bringen wird.“ Eine Bekannte ihrer Mutter sagte ihr, dass sie eine ideale Lehrerin sein würde, da sie Bock auf Menschen habe. Wie für die meisten Lehramtsstudierenden ging die Reise zunächst über die Schulformen Gymnasium und Gesamtschule los. „Viele fangen mit anderen Schulformen an und berücksichtigen das Berufskolleg anfangs nicht, dabei ist der Austausch mit jungen Erwachsenen wirklich spannend und vielseitig“, erinnert sich Denise Peyser-Fränzel an ihr Lehramtsstudium im Münster zurück.

Leidenschaft als Antrieb

„Man vermittelt etwas viel besser, wenn man eine Leidenschaft für die Themen und den Umgang mit jungen Erwachsenen entwickelt hat. Bei bis zu 30 verschiedenen Charakteren im Raum, ist das immer eine vielseitige Aufgabe“, sagt die Lehrerin. Viele Menschen, die keine Ausbildung gemacht hätten, würden wenige Berührungspunkte mit einem Berufskolleg haben und nicht wissen, wie vielfältig die Wissenszufuhr dort sein kann. Das Umswitchen im Kopf der 35-Jährigen muss manchmal schnell funktionieren – denn auf eine Doppelstunde Deutschunterricht bei Auszubildenden im zweiten Lehrjahr am Morgen, kann am Mittag eine Einheit Philosophie bei Abiturienten folgen.

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In meinen Augen ist es die letzte Station im Leben, um den Menschen etwas mitzugeben – sie mündig zu machen und sie auf ein Leben in der Gesellschaft auf Augenhöhe vorzubereiten.
Denise Peyser-Fränzel - Berufskolleglehrerin

In der Gesellschaft auf Augenhöhe

„In meinen Augen ist es die letzte Station im Leben, um den Menschen etwas mitzugeben – sie mündig zu machen und sie auf ein Leben in der Gesellschaft auf Augenhöhe vorzubereiten“, berichtet Denise Peyser-Fränzel. Für sie ist klar: „Werdet Lehrer, Leute“. Ein gewisses Maß Interesse an der stetigen Entwicklung junger Menschen ist für sie das Fundament ihres Traumberufs. Neben der Ausbildung ihrer Schülerinnen und Schüler betreibt sie auch aktiv Schulentwicklung. Sie hat bereits zwei Referendare betreut und freut sich auf weitere Gleichgesinnte, die sich ebenfalls für das Lehrerdasein entscheiden.

Unternehmenspass: Berufskolleg Technik in Siegen

  • Standort: 1 – Siegen (Fischbacherbergstraße 2, 57072 Siegen)
  • Mitarbeiterzahl: ca. 150
  • Branche: Bildungseinrichtung zur beruflichen Aus- und Weiterbildung
  • Tarif: Landesbesoldungsordnung für den öffentlichen Dienst der Länder (TV-L)
  • Arbeitszeit: Voll- oder Teilzeit mit möglicher Unterrichtszeit im Zeitraum von 7.30 Uhr bis 14.15 Uhr und/oder 16.45 Uhr bis 21.30 Uhr
  • Arbeitsplatz: Berufskolleg Technik Siegen, Unterrichtsräume, Labore und Werkstätten, mit Optionen für Exkursionen, Praktika-Betreuung oder Teilnahme an außerschulischen Veranstaltungen
  • Kooperationen: u.a. mit Unternehmen, Industrien und anderen Bildungseinrichtungen
  • Benefits: Weiterbildungs- und Selbstverwirklichungsmöglichkeiten, die Arbeit mit neusten Technologien, ein sicheres Arbeitsumfeld, Gesundheitsleistungen und die Einflussnahme auf die nächste Generation von Fachkräften
  • Weiterbildungen: Fortbildungen, Zertifikatskurse, Betriebspraktika, Workshops, Seminare. Aufstiegsmöglichkeiten durch Beförderungen

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