Siegen/Jülich. eleQtron begeistert Ministerpräsident Hendrik Wüst und Wissenschaftsministerin Ina Brandes. Die Idee der Uni Siegen ist bundesweit einmalig.

Einsen und Nullen und ganz viele davon – daran denken „Normalos“, wenn es um das Programmieren geht oder einfacher gesagt: um Computersprache. Das Siegener Unternehmen eleQtron versteht von Einsen und Nullen eine ganze Menge und hat sich auf die Entwicklung von Hardware im Bereich der Quantencomputer spezialisiert. Gemeinsam mit dem Forschungszentrum Jülich, das sich zum weltweit führenden Supercomputer-Zentrum entwickelt hat, sind sie eine Technologie-Partnerschaft eingegangen, die bundesweit für viel Aufsehen sorgt. Dass das Land Nordrhein-Westfalen viel von der Zusammenarbeit der beiden wissenschaftlichen Unternehmen hält, zeigt nicht nur die Förderung in Höhe von 21 Millionen Euro, sondern auch der Besuch von NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst und der Wissenschaftsministerin Ina Brandes am Montagmorgen im Siegerland.

Ganz NRW wird aus Siegen beeinflusst

„Was in Siegen und Jülich entsteht, ist ein wichtiger Baustein des nordrhein-westfälischen Wirtschaftswandels von der Kohle hin zur Künstlichen Intelligenz. Genau so muss man Herausforderungen angehen, die in der Zukunft auf uns warten“, freute sich NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst über die Fortschritte im Bereich Super- und Quantencomputer. Dem Bundesland NRW stehe ein starkes Wissenschaftsnetzwerk zur Verfügung, das sich stets an den industriellen Wandel anpasse und viele verschiedene Arbeitsplätze schaffen würde.

Der Ursprung von eleQtron liegt an der Universität Siegen. 2020 wurde das Deep-Tech-Startup von einer Forschungsgruppe des Lehrstuhls für Quantenoptik gegründet. Prof. Christof Wunderlich, Dr. Michael Johanning und Jan Henrik Leisse waren ausschlaggebend für die Gründung. Heute arbeiten mehr als 50 internationale Expertinnen und Experten an den Standorten Hamburg und Siegen – der Großteil von ihnen im Siegerland.

Was in Siegen und Jülich entsteht, ist ein wichtiger Baustein des nordrhein-westfälischen Wirtschaftswandels von der Kohle hin zur Künstlichen Intelligenz. Genau so muss man Herausforderungen angehen, die in der Zukunft auf uns warten.
Hendrik Wüst - Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen

„Die Rechenleistung wird in den kommenden Jahren eine enorm wichtige Rolle spielen. Der Zusammenschluss der beiden Unternehmen ist symbolisch dafür und ich bin mir sicher, dass wir in den nächsten Jahren großes davon erwarten können“, sagt NRW-Wissenschaftsministerin Ina Brandes. Es sei ein Teil der Lösung, um große Herausforderungen zu lösen, die die Menschheit beeinflussen. Dazu gehören der Kampf gegen Volkskrankheiten sowie die Verbesserung der Infrastrukturen in den Bereichen Verkehr und Logistik. Quantencomputing made in NRW gehöre zu der internationalen Spitze in dem Bereich.

Siegen und Jülich: Den effektivsten Weg finden

EleQtron und das Forschungszentrum Jülich sind beide Teil des Netzwerks „Ein Quantum NRW“, in dem die Kompetenzen des Bereichs Quantencomputing gebündelt werden. Geplant ist der Bau eines Super-Quantencomputers, also eines Superrechners, der ein Quantenmodul mit einem klassischen digitalen Modul verbindet. „Wir wollen komplexe Sachen lösen, für die es meist unendlich viele Wege zu geben scheint. Das Ziel ist es, den günstigsten und effektivsten Weg zu finden“, berichtet Prof. Christof Wunderlich. Ein herkömmlicher Computer würde eine Möglichkeit nach der anderen in Erwägung ziehen und somit viel Zeit in Anspruch nehmen. Der Super-Quantencomputer hat die Rechenkraft und Möglichkeit alle möglichen Wege parallel auszuprobieren - somit wäre der Zustand der Superposition erreicht.

Experten des Siegener Unternehmens eleQtron erklären NRW-Ministerpräsient Hendrik Wüst wie genau die Atome im Vakuum arbeiten.
Experten des Siegener Unternehmens eleQtron erklären NRW-Ministerpräsient Hendrik Wüst wie genau die Atome im Vakuum arbeiten. © WP | EleQtron

Ein Beispiel für ein zu lösendes logistisches Problem wäre ein Paketzusteller, der viele verschiedene Faktoren berücksichtigen muss. Ein Super-Quantencomputer kann binnen kürzester Zeit die Routen der Fahrer, die anzuliefernden Adressen, die Zeitpunkte für den Feierabend sowie die Start- und Zielpunkte der Fahrer miteinander kombinieren, um die ideale Route kreieren zu können. Bei einem Unternehmen mit fünf Fahrern ist das natürlich relativ einfach machbar, sobald es aber tausende Mitarbeiter und Fahrzeuge gibt, ergeben sich so viele Variablen, dass die herkömmliche Rechenleistung nicht mehr ausreicht. Das lässt sich ebenfalls in anderen Bereichen anwenden. Es könnten beispielsweise im medizinischen Bereich so angewandt werden, dass ein bestimmtes Medikament für einen einzelnen Patienten entworfen wird und voll und ganz auf ihn abgestimmt wird.

Wir können uns heute noch gar nicht vorstellen, was für Möglichkeiten wir in Zukunft mit unserem Projekt realisieren können. Quantencomputing ist keine Science Fiction mehr. Wir kämpfen darum, dass Deep-Tech in Deutschland salonfähig wird.
Jan Henrik Leisse - Mitbegründer und CEO von eleQtron

eleQtron-CEO Jan Hendrik Leisse, Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst und seine Wissenschaftsministerin Ina Brandes sowie Prof. Astrid Lambrecht, die Vostandsvorsitzende des Forschungszenteums Jülich (von links) sprechen über die Vorteile und Möglichkeiten der Technik-Partnerschaft der beiden Unternehmen.
eleQtron-CEO Jan Hendrik Leisse, Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst und seine Wissenschaftsministerin Ina Brandes sowie Prof. Astrid Lambrecht, die Vostandsvorsitzende des Forschungszenteums Jülich (von links) sprechen über die Vorteile und Möglichkeiten der Technik-Partnerschaft der beiden Unternehmen. © WP | Jan Weber

Einzigartiges Verfahren stammt aus der Siegener Universität

„Wir können uns heute noch gar nicht vorstellen, was für Möglichkeiten wir in Zukunft mit unserem Projekt realisieren können. Quantencomputing ist keine Science Fiction mehr. Wir kämpfen darum, dass Deep-Tech in Deutschland salonfähig wird“, sagt eleQtron-CEO und Mitbegründer Jan Henrik Leisse. In den Laboren von eleQtron wurde ein luftleerer Raum geschaffen, in dem die Atome bei quasi idealen Bedingungen beobachtet werden können. Um auf die Nullen und Einsen zurückzukommen: Ist auf einem aufgenommenen Bild ein helles Atom zu sehen, dann ist es eine Eins, ist das Atom dunkel abgebildet, dann ist es eine Null. Die Forscher der Universität Siegen haben ein einzigartiges System entwickelt, das Mikrowellenstrahlen verwendet.

Der fertige eleQtron-Quantencomputer soll bis Ende dieses Jahres nach Jülich ausgeliefert werden und wird bis 2026 dort ausgebaut. Das Ziel ist es, ein Hybrid-System aus Jülicher Supercomputer und Siegener Quantencomputer zu schaffen und somit ein erheblich höheres Innovationspotenzial zu schaffen. „Es ist ein wegweisendes Projekt, mit dem wir für die Wissenschaft und Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen und einen Vorteil für Wettbewerber in unserem Land schaffen“, sagt Prof. Astrid Lambrecht, die Vorstandsvorsitzende des Forschungszentrum Jülich.