Siegen. Auch die erste Firma, die die neue Rechnerleistung vermarktet, sitzt in Siegen. Das könnte auch viele neue Studenten anlocken.
Die Universität Siegen und das Start-up eleQtron möchten die Quantentechnologie für den Mittelstand nutzbar zu machen. Dazu hat eleQtron jetzt Räume auf dem Emmy-Noether-Campus angemietet. Quantentechnologie wird viele Bereiche des Alltags revolutionieren – vom Finanzwesen, über die Logistik bis hin zur Medizin. In Nordrhein-Westfalen wurde das Netzwerk „EIN Quantum NRW“ gegründet. Zehn Universitäten und drei außeruniversitäre Einrichtungen sind daran beteiligt, die Universität Siegen als Standort des ersten deutschen Quantencomputers mittendrin.
+++Mehr Nachrichten aus Siegen und dem Siegerland finden Sie hier!+++
Alle Unternehmen werden neue Technologie brauchen
Prof. Dr. Christof Wunderlich vom Siegener Lehrstuhl für Experimentelle Quantenoptik hat „eleQtron“, das erste deutsche Start-up für die Entwicklung von Quantencomputer-Hardware, 2020 gemeinsam mit Kollegen gegründet. Um Synergien mit der Universität optimal nutzen zu können, hat eleQtron jetzt Büro- und Laborräume auf dem Emmy-Noether-Campus (ENC) angemietet. Uni-Kanzler Ulf Richter und der eleQtron-Geschäftsführer Jan Leisse unterzeichneten gemeinsam den Mietvertrag.
+++ Lesen Sie auch: Siegen: Uni bekommt Forschungsgebäude auf dem Haardter Berg +++
„Wenn es darum geht, das Quantencomputing für den Mittelstand auszurollen, ist Siegen der entscheidende Standort. Das liegt auch daran, dass wir mit Prof. Wunderlich einen der Urväter dieser Disziplin in unseren Reihen haben“, erklärte Prof. Dr. Holger Burckhart, Rektor der Universität Siegen bei der Vertragsunterzeichnung. „Wir möchten bei der Weiterentwicklung und Industrialisierung der Quantentechnologie ganz vorne dabei zu sein.“ „Schon in wenigen Jahren wird die Wirtschaft am Quantencomputing nicht mehr vorbeikommen. Unternehmen, die diese Technologie nicht beherrschen, werden dann einen riesigen Wettbewerbsnachteil haben“, sagte eleQtron-Geschäftsführer Jan Leisse.
Kleinste Teilchen
Quantencomputer nutzen die besonderen Eigenschaften kleinster Teilchen (Quanten), um zu höheren Rechenleistungen zu kommen, als es bis dato die stärksten Hochleistungsrechner schaffen. Prof. Wunderlich und seine Siegener Arbeitsgruppe haben einen Ansatz entwickelt, der ionisierte Atome als Informationsspeicher nutzt. Sie werden in einer so genannten „Ionen-Falle“ gefangen und mittels Hochfrequenz-Technik gesteuert.
+++ Lesen Sie auch: Uni Siegen kauft Haus Hettlage für „Uni kommt in die Stadt“ +++
Forschung wird vom Bund gefördert
Das Konzept wird im vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 15,8 Millionen Euro geförderten Quantencomputer-Projekt „MIQRO“ weiterentwickelt. Gemeinsam mit KollegInnen der Universitäten in Düsseldorf und Hannover arbeiten die Siegener Wissenschaftler daran, die Rechenleistung des Computers weiter zu erhöhen. Als assoziierter Partner des MIQRO-Projektes möchte eleQtron die Projektergebnisse an den Markt bringen: Kunden können dann online Rechenprobleme an den eleQtron-Computer schicken, die mit herkömmlichen Rechnern nicht zu lösen sind. „Die Nähe zur Forschung und die Infrastruktur am Emmy-Noether-Campus sind für uns sehr wertvoll“, erklärt Dr. Michael Johanning von eleQtron.
+++ Lesen Sie auch: Uni Siegen: So sieht der neue AR-Campus mit Mensa und Co aus +++
Auch die Uni Siegen verspricht sich große Vorteile davon, mit dem Start-up unter einem Dach zu arbeiten. „Für viele Forschungsprojekte ist es notwendig und sinnvoll, ein Unternehmen als Partner im Boot zu haben, auch um bei Anträgen auf Fördermittel erfolgreich zu sein“, betont Kanzler Ulf Richter. Prof. Dr. Ivor Fleck, Prodekan für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs der Naturwissenschaftlich-Technischen Fakultät, sieht auch für die Ausbildung einen hohen Gewinn: „Wenn die Forschung und ein Unternehmen der Quantentechnologie in einem Gebäude vereint sind, kann das eine Magnetwirkung für Studierende haben.“
+++Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook!+++