Siegen. Drogen, Lärm, Platzverweise: In lauen Sommernächten ist im Zentrum Siegens einiges los, gerade an „Partywochenenden“. Auf Streife mit der Polizei

In den Sommermonaten sind Polizei, Bundespolizei und Siegener Ordnungsamt abends an den Wochenenden gemeinsam auf Streife, oft bis spät in die Nacht. „Sichere Innenstadt“ heißt das gemeinsame Projekt, mit dem die Behörden Präsenz zeigen, dem Unwohlsein einiger Menschen begegnen, das Sicherheitsgefühl stärken wollen. Siegen ist Großstadt und Oberzentrum, da ist an warmen Juliabenden durchaus einiges los zwischen Hauptbahnhof und Schloss. Wir haben eine solche Schicht begleitet.

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Immer wieder geht es die Oberstadt rauf und runter, „Brennpunkte“ abarbeiten – Orte, von denen sie Beamtinnen und Beamten wissen, dass sich die Kontrollen dort lohnen. „Wir machen langsam, die Hitze am Abend tut uns auch nicht gut“, sagt Einsatzleiterin Steffi (Name ist der Redaktion bekannt). Sie ist Oberkommissarin bei der Kreispolizeibehörde. Sechs Beamte der Bundespolizei gehören zu ihrem Team, manche davon wurden für die Streife eigens von der Bundespolizeiinspektion aus dem Rheinland nach Siegen entsandt, außerdem sechs Einsatzkräfte der Kreispolizeibehörde sowie eine Frau und ein Mann vom Siegener Ordnungsamt. Und ein Diensthund.

„Geh doch einfach mal zum Siegener Bahnhof, da kannste alles kaufen“

Die Gruppe teilt sich in drei Teams: eine im und um den Bahnhof, die zweite durch Parks und Straßen der Unterstadt, die dritte die Oberstadt hinauf. Am Rathaus haben sich am frühen Abend bei den hochsommerlichen Temperaturen schon zahlreiche junge Leute eingefunden, sie haben Bierkisten und Sixpacks dabei, die Mitarbeiterin des Ordnungsamts spricht schon einmal eine Warnung aus: „Keine laute Musik und alles wieder Aufräumen.“ Zusätzlich der Hinweis auf die Toiletten, es wurden extra neue Hinweisschilder angebracht.

Hinter der Siegener Marienkirche hält sich eine Gruppe Jugendlicher auf – es riecht nach Marihuana. Das finden die Einsatzkräfte auch – und noch mehr.
Hinter der Siegener Marienkirche hält sich eine Gruppe Jugendlicher auf – es riecht nach Marihuana. Das finden die Einsatzkräfte auch – und noch mehr. © Jürgen Schade

Weiter durch die Hundgasse Richtung Marienkirche. Es riecht deutlich nach Marihuana, hinter der Kirche sitzt ein Dutzend Jugendliche, sie trinken Bier und rauchen. Die Beamten fragen freundlich nach den Ausweisen, Betäubungsmitteln – nein, habe keiner dabei. Alle werden durchsucht, die Beamten werden fündig: Neben Marihuana fanden „Crystal Meth“ (Metamphetamin) sowie weißes Pulver in einem kleinen Röhrchen. Kokain sei das, sagt der Besitzer, „geh doch einfach mal in den Bereich vom Bahnhof, da kannste alles kaufen“, sagt er auf die Frage, wo er das herhat. „Ich habe jetzt einfach Pech gehabt und bin mit meinen 27 Jahren nun zum ersten Mal mit Rauschgift erwischt worden“, sagt er, während der Polizist seine Personalien aufschreibt und das Röhrchen beschlagnahmt. Ein anderer hat einige Tabletten „Tilidin“ in der Hosentasche, aber kein Rezept für das verschreibungspflichtige synthetische Opioid. Auch er hat Amphetamine dabei. Alle müssen ihre Taschen leeren und auch die Schuhe ausziehen, „das ist auch ein schönes Versteck“, sagt ein Beamter. Die Drogen nimmt die Polizei mit, lässt vier Strafanzeigen da, alle bekommen einen Platzverweis für 24 Stunden.

Darf die Polizei Jugendliche in Siegen kontrollieren? Rechtsanwalt sagt: Darf sie

Weiter durch die Alte Poststraße. Viel Betrieb, die Beamtinnen und Beamten halten auch mal ein Schwätzchen mit Bekannten. An der Martinikirche wieder Marihuana-Geruch und ein paar Jugendliche auf einer Bank. „Wir wissen von nichts!“, beteuern sie. Polizeioberkommissarin Steffi fragt nach den Ausweisen, kündigt die Durchsuchung an. „Dann muss ich erst einmal meinen Rechtsanwalt anrufen, ob Sie das überhaupt dürfen“, sagt einer mutig. Das tut er dann auch, die Polizei darf das. Findet aber keine Rauschmittel. Auf dem Spielplatz neben der Kirche eine Gruppe junger Männer, die der Polizei schon bekannt sind. Auch sie werden kontrolliert und durchsucht.

Gegen 21.30 Uhr: Pause im Treffpunkt Sicherheit an der Bahnhofstraße. Die Unterstadt-Gruppe berichtet von einem Mann der von einer Bank aufsprang und flüchtete, als die Beamten den „Oranienpark“ betraten. „Wer vor der Polizei flüchtet, hat etwas zu verbergen“, habe er sich gedacht und hechtete hinterher. Der Flüchtende stolperte, fiel der Länge nach in ein Gebüsch. Bei der Überprüfung stellte sich heraus, dass gegen den Mann ein offener Haftbefehl vorlag, außerdem hatte er mehr als 40 Gramm Marihuana und andere Drogen dabei. Er wurde mit zur Wache genommen. „Bei Drogen gehen wir auf null Toleranz“, sagt ein Bundespolizeibeamter.

Polizei Siegen kontrolliert am Wochenende 150 Personen, 60 Platzverweise

Bei einem Mann am Bahnhof werden ein verbotenes Messer und Rauschmittel sichergestellt. Das Ordnungsamt hat seit einigen Wochen eine Bar an der Sandstraße im Blick, wo es zu einigen Polizeieinsätzen und Lärmbelästigung gekommen war. Auch hier wird kontrolliert – nachdem auch im Hinterhof Einsatzkräfte postiert sind. Bei einer Kontrolle waren schonmal einige Leute über den Notausgang geflüchtet.

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Und so ging es weiter, Freitag- und Samstagabend, bis in die Nacht. Zahlreiche Platzverweise, die Festnahme aufgrund des Haftbefehls, einige Anzeigen wegen Drogendelikten und zwei Verstöße gegen das Waffengesetz (Messer) sind die Bilanz dieses Wochenendes: Mehr als 150 Personen wurden kontrolliert, Platzverweise gegen mehr als 60 Personen ausgesprochen. Aufgrund einer Veranstaltung am Unteren Schloss am Samstag war das Besucheraufkommen in der Oberstadt hoch – in der Folge kam es zu Beschwerden wegen Ruhestörungen.