Siegen. Kopfschmerzen, Übelkeit, Sehstörungen: Viele Kinder leiden unter Migräne. Das Team der DRK-Kinderklinik Siegen weiß, was Betroffene tun sollten.

Es sind keineswegs nur Erwachsene betroffen. Etwa fünf bis zehn Prozent der Sieben- bis Zwölfjährigen leiden unter einer Migräne, selbst noch jüngere Kinder können betroffen sein. „Um eine Sorge den Eltern vorab zu nehmen: Migräne im Kindesalter ist zwar häufig, aber in den meisten Fällen gut behandelbar“, merkt die DRK-Kinderklinik dazu an. „Auch die Chancen, dass sich das Ganze im Laufe der Zeit verwächst, stehen bei Kindern gut.“

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Migräne gehöre zu den häufiger gestellten Diagnosen – woran „man aber leider nichts ändern kann, denn die Krankheit gehört zu den angeborenen Erkrankungen“, heißt es weiter. Migräne ist gekennzeichnet durch wiederkehrende starke Kopfschmerzen, die durch Bewegung zunehmen und die von Licht- und Lärm-Empfindlichkeit, aber auch Übelkeit und Erbrechen begleitet werden. „Migräne beeinflusst den Alltag der betroffenen Kinder stark“, sagt Dr. Blanca Tro Baumann, Oberärztin an der DRK-Kinderklinik mit dem Schwerpunkt Neuropädiatrie. „Die Mädchen und Jungen können in der Regel ihre Alltagsaktivitäten bei einer Migräneattacke nicht mehr fortführen. Sie brauchen eine Rückzugsmöglichkeit, abgedunkelte Räume und vor allem Ruhe als Sofortmaßnahme.“

Den meisten Betroffenen mit Migräne sieht man es auch an: Eine außergewöhnliche Blässe oder dunkle Augenringe sind beispielsweise ein Zeichen.
Dr. Blanca Tro Baumann - Oberärztin an der DRK-Kinderklinik mit dem Schwerpunkt Neuropädiatrie

Siegen: Migräne bei Kindern kann mit Sehstörungen und Übelkeit einhergehen

Bei starken Schmerzen würden Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol bereits bei einem Großteil der Kinder gut helfen. Die meisten Patientinnen und Patienten haben eine Migräne „ohne Aura“. Ein Drittel der Betroffenen leiden jedoch zusätzlich auch noch unter neurologischen Phänomenen wie Gefühls-, Seh- oder Sprachstörungen, die den Kopfschmerzen vorweg gehen – der sogenannten Migräne mit Aura. „Einige Mädchen und Jungen wissen sogar schon einige Stunden im Vorfeld, dass eine Migräne-Attacke im Anmarsch ist – bedingt durch das Prodomal-Stadium“, erklärt die Oberärztin. „Es kann sich durch Stimmungs-Änderungen von Antriebslosigkeit bis Euphorie äußern, aber auch Heißhunger, Nackenschmerzen oder ausgeprägte Müdigkeit.“

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Wichtig für Eltern: Sie sollten ihrem Kind immer Glauben schenken und die Situation ernst nehmen, wenn der Nachwuchs über starke Kopfschmerzen berichtet, betont die Expertin. „Den meisten Betroffenen mit Migräne sieht man es auch an: Eine außergewöhnliche Blässe oder dunkle Augenringe sind beispielsweise ein Zeichen, dass es dem Kind nicht wirklich gut geht.“ Sollte das Ganze häufiger vorkommen, rät sie zum Besuch beim Kinderarzt, da auch andere Erkrankungen wiederkehrende Kopfschmerzen verursachen können.

Die Behandlung der Migräne beruht auf zwei Säulen: der Akutbehandlung der Schmerzen und der Intervall-Therapie.
Die Behandlung der Migräne beruht auf zwei Säulen: der Akutbehandlung der Schmerzen und der Intervall-Therapie. © DRK-Kinderklinik | Stefan Wendt

Kinderklinik Siegen: Was Kindern bei Migräne akut und präventiv hilft

Die Kinderärzte steuern auch primär die Beratung und Behandlung der Kinder. Wie häufig tritt die Migräne auf? Steht sie im engen Zusammenhang mit Stress, Schlafmangel oder langen Bildschirmzeiten? Alles Fragen, die mit Hilfe eines Kopfschmerz-Tagesbuchs geklärt werden können. Hier wird festgehalten, was in der Zeit vor dem Migräneanfall passiert ist, wann die Migräne anfing, wann sie wieder vorbei war und vieles mehr. Dies hilft, die Therapie zu steuern und individueller zu beraten.

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„Im Rahmen der Behandlung legen wir neben der Akutbehandlung der Schmerzen großen Wert auf die Beratung zur Intervall-Therapie, mit dem Ziel, die Migräne Häufigkeit zu minimieren“, erläutert Blanca Tro Baumann. Das Prinzip basiert auf zwei Säulen: regelmäßige körperliche Aktivität wie Ausdauersport in Form von zum Beispiel Fahrradfahren oder Schwimmen sowie Entspannungstechniken – beispielsweise die Progressive Muskelentspannung. Denn: Anspannung und Belastung gelten als Mitauslöser für Migräneanfälle.

Ziel ist es, persönliche Stressoren zu erkennen und dann zu überlegen, wie man Stressfaktoren reduzieren oder aber einen anderen Umgang mit diesen erlernen kann.
Dr. Blanca Tro Baumann - über Ansätze der Migräne-Therapie bei Kindern

Siegen: Stress und Druck können Migräneanfälle bei Kindern auslösen

Auch andere psycho-soziale Einflussfaktoren können zu einer Zunahme der Häufigkeit führen. Dazu zählen ganz alltägliche Stress-Situationen mit Freunden oder in der Schule sowie manchmal auch zu hohe eigene Ansprüche. „Ziel ist es, persönliche Stressoren zu erkennen und dann zu überlegen, wie man Stressfaktoren reduzieren oder aber einen anderen Umgang mit diesen erlernen kann“, schreibt die Kinderklinik. Die Eltern seien für die Behandlung sehr wichtig, „auch wenn es darum geht, die Kinder anzuregen, sich um ihren Körper zu kümmern und Dinge zu unternehmen, die ihnen guttun“.

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