Siegen/Olpe. Advent: für den Handel die vielleicht wichtigste Zeit des Jahres. Laut IHK war 2023 in Siegen-Wittgenstein von Konsumlaune nicht viel zu spüren.
Der Umtausch läuft noch, ein abschließendes Gesamtbild zum Weihnachtsgeschäftes in Siegen-Wittgenstein und Olpe liegt noch nicht vor. Was die zuständige Industrie- und Handelskammer (IHK) Siegen aber bereits mitteilt: „Die vorweihnachtliche Konsumstimmung war alles andere als gut“, so Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener. Zumindest was den Einzelhandel vor Ort angeht.
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„Die Rahmenbedingungen für die wichtigste Zeit des Handels waren in diesem Jahr besonders herausfordernd“, so Gräbener. Demnach seien die Verbraucher unsicher, bedingt durch „nach wie vor hohen Lebenshaltungskosten, die nach wie vor zu hohe Inflation und kurz vor Weihnachten dann noch der Dauerregen – all das lud nur wenig zum Einkaufsbummel ein“. Umso erstaunlicher sei es, dass die Mehrzahl der in einer Stichprobe befragten heimischen Händler der Kammer eine gedämpft-optimistische Einschätzung des Weihnachtsgeschäfts übermittelt habe. „Zwar schlechter als erhofft, jedoch besser als befürchtet“ – auf diesen doch insgesamt zufriedenstellenden Nenner kann man das derzeitige Stimmungsbild nach Auffassung des Siegener IHK-Hauptgeschäftsführers bringen.
IHK Siegen: Einzelhandel stellt sich online immer besser auf
Positiv sei zudem, dass sich der Einzelhandel zunehmend stärker im wichtigen Onlinebereich aufstelle und dabei die seit nunmehr vier Jahren kostenlos zur Verfügung gestellten Angebote der IHK immer intensiver nutze. Das IHK-Handelsreferat führte seit Beginn des Programms allein mehr als 300 Social-Media-Einzelberatungen bei Händlern, Gastronomen und Dienstleistern durch. „Aktuell verzeichnen wir hier eine sehr große Nachfrage. Die Betriebe beschäftigen sich eingehend mit diesem Thema. Während es in der Anfangszeit eher um Einsteiger-Fragen ging, steht heute häufig eine ausgefeilte Kundenansprache im Fokus“, erläutert Sonja Riedel. Ein großes Thema seien „Reels“ geworden. Die Kurz-Videos bei Instagram und Facebook erfreuten sich immer größerer Beliebtheit und sorgten dafür, dass auch Händler mit wenigen Followern die Aufmerksamkeit vieler Social-Media-Nutzer auf sich ziehen können, so die IHK-Referatsleiterin.
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Mehr als 2300 Interessierte aus Handel, Gastronomie und Dienstleistungen informierten sich bisher in den IHK-Workshops über die optimale Gestaltung von Online-Auftritten und die allgemeinen Erfolgsgaranten für die Nutzung von Instagram, Facebook & Co. „Im ersten Jahr der Workshop-Reihe erreichten wir bereits in 23 Veranstaltungen mehr als 400 Teilnehmer. In diesem Jahr zählten wir die doppelte Zahl an Teilnehmern bei 29 Workshops. Tendenz weiter steigend“, betont Sonja Riedel. Die Workshop-Reihe werde dabei fortlaufend aktualisiert. Nachdem sich im vergangenen Jahr eine sehr starke Nachfrage zu Erstellung und Einsatz von Kurz-Videos abzeichnete, wurde ein kurzfristiges Seminarangebot geschaffen, das auf große Resonanz stieß. Sonja Riedel: „Zahlreiche Gespräche mit den Händlern verschaffen uns einen sehr guten Überblick über die aktuellen betrieblichen Bedarfe. So halten wir unser Beratungsangebot inhaltlich stets flexibel. Vielfach führen wir die Veranstaltungen in den Kommunen vor Ort durch, um für die Teilnehmer die Wege kurz und den Aufwand gering zu halten.“
IHK Siegen kritisiert Politik: Zu viel unübersichtliche Bürokratie
Wie sich die Lage für den heimischen Handel im kommenden Jahr entwickeln werde, sei kaum vorherzusagen, so Klaus Gräbener. Eine sinkende Inflation sowie steigende Löhne und Gehälter könnten im Jahresverlauf durchaus eine stärkere Nachfrage auslösen. Andererseits habe sich gerade in letzter Zeit gezeigt, wie schnell internationale Krisen, aber auch politische Entscheidungen in Berlin die heimische Konsumlaune drücken könnten. Etliche Betriebe stellten sich mittlerweile jedoch online sehr zielgerichtet auf. Dies mache Mut.
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Die IHK werde jedenfalls auch im neuen Jahr alles dafür tun, die Händler mit gezielten Workshops und Informationsangeboten wirkungsvoll zu unterstützen. Klaus Gräbener: „Der örtliche Einzelhandel hat sich trotz erschwerter Lage auf den Weg gemacht. Steuerliche Entlastungen für die Betriebe und deutlich weniger statt immer mehr Bürokratie sind das Gebot der Stunde, nicht jedoch immer mehr Fördertöpfe, die immer weniger Unternehmen durchschauen, weil sie sich im unübersichtlichen Dickicht der deutschen Förderbürokratie immer häufiger gnadenlos verirren. Diese Art der Politik hilft nur wenigen, frustriert jedoch viele.“