Siegen. Die Nachfrage nach Ladenlokalen geht zurück, die Mieten sinken ebenfalls. Trotzdem sind sie manchen Einzelhändlern zu hoch.

„Der regionale Gewerbeimmobilienmarkt entwickelte sich in den vergangenen Jahren unterschiedlich. Während die Mieten für Büro- und Praxisflächen teilweise einen ordentlichen Sprung nach oben machten, schwächte sich die Nachfrage nach Ladenlokalen an zahlreichen Standorten ab.“ Dieses Fazit zieht IHK-Referatsleiter Stephan Häger aus der neunten Auflage des IHK-Mietpreisspiegels für Einzelhandelsobjekte, Büro- und Praxisflächen sowie Produktions- und Lagerhallen. „Die Einzelhandelsmieten haben sich kaum verändert oder sind in der Spitze teilweise sogar rückläufig. Die strukturellen Veränderungen in der Handelsbranche, beschleunigt durch die Pandemie, haben bereits ihre Spuren hinterlassen.“

+++Mehr Nachrichten aus Siegen und dem Siegerland finden Sie hier!+++

Auch energetischer Zustand beeinflusst den Preis

Der gewerbliche Mietpreisspiegel der IHK richtet sich an Eigentümer gewerblicher Immobilien, Einzelhandels- und Dienstleistungsunternehmen sowie an Projektentwickler. Er kann bei anstehenden Mietverhandlungen, bei der Bewertung von Immobilien und bei der Standortauswahl herangezogen werden. Die ermittelten Mietpreisspannen sollen eine erste Orientierung bei der Festsetzung marktgerechter Mieten bieten und so die Markttransparenz verbessern.

+++ Passend dazu: Siegen: Wieso weniger Ladenlokale besser für den Einzelhandel sein können +++

Stephan Häger: „Nicht selten hängt von der Miethöhe die Standortentscheidung ab. Die ermittelten Mietpreisspannen sind daher so angesetzt, dass sie eine Mehrzahl der zu beobachtenden Mieten abdecken. In Abhängigkeit von verschiedenen wertbeeinflussenden Faktoren können die Mieten aber abweichen. Neben der Standortlage spielen die Qualität und der energetische Zustand der Immobilie eine entscheidende Rolle.“ Die Daten basieren auf einer breit angelegten Befragung unter etwa 300 Unternehmen. Diese wurden anschließend in zwei Arbeitskreisen bestehend aus den Vorsitzenden der Gutachterausschüsse der Stadt Siegen sowie der Kreise Olpe und Siegen-Wittgenstein, Immobilienmaklern und -sachverständigen, Immobilienexperten heimischer Banken und Sparkassen sowie Bausachverständigen der Finanzämter Olpe und Siegen validiert.

+++ Lesen Sie auch: Einzelhandel Siegen: Wo die Mieten richtig teuer sind +++

Miete in Siegen-Mitte bis zu 55 Euro je Quadratmeter

Die Mieten für Büro- und Praxisflächen sind im Vergleich zur letzten Veröffentlichung vor fünf Jahren durchschnittlich zwischen 10 und 15 Prozent gestiegen. Stephan Häger: „Vor allem bei den Büro- und Praxisflächen mit einer guten Qualität zogen die Preise zum Teil deutlich an. Der seit Corona verstärkte Trend zum Homeoffice hat in unserer Region bislang nicht zu Mietpreissenkungen bei Büroimmobilien geführt. Preistreibend sind vielmehr die sprunghaft gestiegene Inflation und die hohen Baukosten.“ In Siegen-Wittgenstein werden die höchsten Mieten in Siegen-Mitte mit einer Spanne von 7 bis 12,5 Euro und Kreuztal mit einer Spanne von 6,5 bis 11 Euro aufgerufen.

+++ Lesen Sie hier: Siegen: Wie Corona den Wandel der Innenstadt beschleunigt +++

Im Gegensatz zu den Büroimmobilien ist bei den Einzelhandelsimmobilien besonders die Lage entscheidend. Je höher die Passantenfrequenz, desto besser die Lagebewertung und desto höher die Miete. Besonders deutlich wird dies in Siegen. Während in den besten Lagen in Siegen-Mitte die Mietpreisspanne (gestaffelt nach Größe der Verkaufsfläche) zwischen 20 und 55 Euro je m² liegt, beträgt die Spanne in den einfachen Lagen 4 bis 10 Euro. Stephan Häger: „Siegen ist die Einkaufsmetropole in der Region mit einer überregionalen Strahlkraft. Auch wenn die durchschnittlichen Spitzenmieten in Siegens Top-Lagen etwas rückläufig sind (-15 Prozent), liegen sie um ein Vielfaches höher als in den anderen Kommunen im IHK-Bezirk.“

+++ Lesen Sie auch: Siegen: Einzelhandel profitiert von weniger Einzelhandelsfläche +++

38,5 Prozent der Einzelhändler klagen über Höhe der Miete

Insbesondere die Einzelhändler empfinden die Mieten zu großen Teilen als eine hohe Belastung. Während im Segment Büro- und Praxisflächen 22,8 Prozent der Unternehmen aus den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe ihre Mietbelastung als hoch oder sogar zu hoch bewerten, sind es 38,5 Prozent der Einzelhändler. Vor allem in Siegen empfinden die an der Umfrage mitwirkenden Händler die Miete als große finanzielle Bürde. Daher sei ein vertrauensvoller Umgang zwischen Vermieter und Mieter wichtig, damit es nicht zu einem Ungleichgewicht von Fixkosten und Umsatz komme, so Stephan Häger. „Der Bogen darf nicht überspannt werden. Auf Dauer würde ein solches Ungleichgewicht zu Geschäftsaufgaben und Leerständen führen, verbunden mit dem Verlust von Vielfalt und Lebensqualität.“

Der gewerbliche Mietpreisspiegel mit ergänzenden Standortdaten steht zum Download unter ihk-siegen.de bereit.

+++Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook!+++