Netphen. Im Raum steht die Idee, mit der Erweiterung der Grundschule in Dreis-Tiefenbach den Standort in Eckmannshausen aufzugeben.
Die Entscheidung über die Erweiterung der Grundschule Dreis-Tiefenbach fällt frühestens im Januar. Nach dem Schulausschuss hat nun auch der Rat auf Antrag der CDU-Fraktion auf einen Beschluss verzichtet und das Thema mit 16 gegen 13 Stimmen von der Tagesordnung abgesetzt. Zum Verdruss nicht nur von Stefan Braun (CDU), der anders als sein Fraktionschef Sebastian Zimmermann gern beschlossen hätte: „Wir verlieren die Kinder aus den Augen.“ Der offene Ganztag benötige den zusätzlichen Platz dringend. Zum Mittagessen müssten 90 Kinder in zwei „Schichten“ gehen. „Das ist nicht lustig.“
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Der Blick nach Eckmannshausen
Im Schulausschuss hatte der Dreis-Tiefenbacher Architekt Stephan Almasi eine Machbarkeitsstudie vorgestellt: das Zentralgebäude aus den 1950er Jahren abreißen, an seiner Stelle einen so großen Neubau errichten, dass auch der Altbau aus der Vorkriegszeit nicht mehr gebraucht wird, und über den Neubau mit Treppenhaus und Aufzug auch die anderen beiden Gebäudeteile, den 1970er-Jahre-Trakt am Storchennest und den Erweiterungsbau der 1990er Jahre barriererfrei erschließen. Geschätzte Kosten: 5,5 Millionen Euro.
Oster-Haushalt
Der Netphener Rat wird so bald keine Gelegenheit haben, über Geld zu reden. Eine Verabschiedung des Haushalts vor den Osterferien sei „sehr unwahrscheinlich“, sagte Kämmer Christian Walde im Rat. Nach dem Cyber-Angriff auf die Südwestfalen IT (SIT) seien die Netphener Daten weiterhin „nicht greifbar“. Der angekündigte Notbetrieb werde da nicht helfen, zumal die Stadt auch nicht über ausreichend Endgeräte verfüge, die für das SIT-Netz zugelassen sind.
Klaus-Peter Wilhelm (UWG) fragte, ob Netphen die SIT verlassen könne. „Wir sind Miteigentümer“, warnte Heike Büdenbender, Leiterin der Zentralen Dienste, „diese Überlegungen verbieten sich derzeit.“ Der Hacker-Angriff sei aber „zu gegebener Zeit aufzuarbeiten“.
Auch die große Politik spielt in den Netphener Zeitplan hinein. Für Februar werden Beschlüsse des Landtags erwartet, wie die Stadt künftig mit Defiziten umzugehen hat. Und beim Bund liegen derzeit alle Förderprogramm auf Eis, mit denen Netphen kalkuliert hat. So werde es wohl kein Geld für eine kommunale Wärmeplanung geben, die die Stadt bis 2028 vorlegen muss, vermutet Kämmerer Christian Walde. Weitere Folgen seien „noch nicht absehbar“.
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Dass die Diskussion im Rat viel grundsätzlicher wurde, ging auch auf einen „kühnen Gedanken“ des Architekten zurück. Stephan Almasi verwies auf den Teilstandort Eckmannshausen, der alles andere als barrierefrei ist - und mit seinem Altbau aus dem Jahr 1860 und dem Erweiterungsbau von 1967 auch nicht werden kann. Wenn beide Standorte in Dreis-Tiefenbach zusammengelegt würden, müssten auch die Lehrkräfte nicht mehr pendeln. „Wäre das nicht ein Ansatz, über den man nachdenken könnte?“, fragte Almasi, „ich wollte es nur gesagt haben...“
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Sebastian Zimmermann (CDU) fand das gut - zumal tags zuvor Manfred Heinz (SPD) die mangelnde Weitsicht des Netphener Rates beklagt hatte, nach der Schließung der Hauptschule vor über 20 Jahren das Schulgelände auf dem Feldwasser für eine Wohnbebauung freizugeben, statt der Grundschule herunter vom Berg mitten in den Ort zu holen. „„Wir sollten strategisch überlegen.“ So wie in Netphen-Mitte, wo der Rat auch die Zusammenlegung der Grundschul-Teilstandorte Nieder- und Obernetphen hatte untersuchen lassen.
Der Blick nach Netphen-Mitte
Die Grundschule auf den Kreuzberg, die Sekundarschule vom Kreuzberg in einen Neubau neben das Gymnasium auf die Haardt - das war die Idee. „Ich bin etwas traurig über die Entwicklung, die unser Aufschlag genommen hat.“ Nämlich keine. „Schade, dass das von der Verwaltung nicht forciert worden ist“, pflichtete Lothar Kämpfer (SPD) bei. „Darüber werden wir noch lange trauern“, sagte Silvia Glomski (Grüne). Zuletzt hat sich die Stadt das Vorkaufsrecht für einen Grundschulneubau auf der Haardt verschafft. Dass damit in Netphen-Mitte nicht alle Probleme gelöst werden, machte Christina Maiworm, neue Konrektorin der Anita-Ruth-Faber-Sekundarschule, am Rande deutlich: „Der Platz wird problematisch.“ Die Jahrgangsstufe 5 müsse auf von drei vier Klassen aufgeteilt werden, dasselbe soll nach den Sommerferien in der Klasse 7 geschehen. Für einen weiteren vierzügigen Jahrgang sei dann kein Platz mehr.
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Der Blick nach Dreis-Tiefenbach
Architekt Stephan Almasi legte noch ein bisschen nach: Der 1970er-Jahre-Bau am Storchennest habe „so gut wie keine Dämmung“, die Heizung im 1990er-Bau sei am Ende ihrer Lebenszeit: „Sie können froh sein, wenn die Ihnen nicht im Winter zerbröckelt.“ Ein Neubau würde sich mit der Hälfte der jetzigen Energiekosten betreiben lassen.“ Den Hinweis auf eine Zusammenlegung der beiden Standorte sei „sehr wertvoll“, sagte Silvia Glomski (Grüne). Aber nur dann, so Manfred Heinz (SPD) zu Stephan Almasi, „wenn Sie einen anderen Standort in Dreis-Tiefenbach hätten. Wir müssen schon einen guten Grund haben, die Dörfer weiter ausbluten zu lassen.“ Olaf Althaus (FDP) schlug vor, dafür das Kunstturn-Leistungszentrum bei der Dreisbachhalle zu opfern. Da passe die gesamte Schule hin. Erhard Braas (UWG) brachte die Siegwiesen am Ortsausgang nach Netphen ins Spiel. Ein weiteres Mal wurde Almasi nach Alternativen gefragt: Nein, sagte er, bei einer Aufstockung des Storchennest-Trakts um zwei Etagen werde die Statik des Gebäudes in die Knie gehen.
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Silvia Glomski (Grüne) drängte: „Es werden keine neuen Erkenntnisse kommen.“ Für die Grundschule müssten jetzt Entscheidungen getroffen werden. „Das ist ein Lebensraum für die Kinder“, die dort acht Stunden am Tag verbringen müssten. „Das sind keine kleinen Erwachsenen, die man mit einer Tasse Kaffee auf den Stuhl knallt.“ Klaus-Peter Wilhelm (UWG) bestand darauf, denn Fraktionen Zeit zur internen Beratung zu geben. Dorothee Spies (CDU) plädierte für die Vertagung: „Ich fühle mich absolut überfordert.“ Stefan Braun (CDU) mochte sich nicht vorstellen, wie die Bedenkzeit auch noch genutzt werden könnte: „Vielleicht kommen auch noch Leute auf die Idee, alle Grundschulen zusammenzufassen.“
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