Siegen. Ende eines langen Streits: Kreisverwaltung Siegen-Wittgenstein kann sich auch ohne riesigen Neubau optimieren. Er spart sogar noch Arbeitsplätze

Der Kreis legt seine Pläne für ein neues Kreishaus, direkt neben dem alten, zu den Akten: Der Bedarf ist nicht mehr da und die Kosten sind über die Jahre zu stark gestiegen. Der Kreistag, schlägt die Verwaltung vor, soll am Freitag, 15. Februar, beschließen, seinen eigenen Beschluss aufzuheben und das Vorhaben vorerst nicht weiter zu verfolgen.

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Wie berichtet sollte direkt neben dem Hochhaus auf dem Areal an der Ecke Koblenzer und Leimbachstraße ein ganzer Kreishaus-Campus entstehen; ein neues zentrumsnahes Stadtquartier. Hintergrund war der erhöhte Platzbedarf der Verwaltung, die sich bei der Gelegenheit zentralisieren und ihre internen Arbeitsabläufe optimieren wollte: Neben dem Bürogebäude, in das Jugendamt, Führerschein- und Kfz-Zulassungsstelle einziehen sollten war auch ein Parkhaus auf dem Lyz-Parkplatz vorgesehen. Die vor gut einem Jahr vorgestellten Entwürfe aus dem Architektenwettbewerb sahen an der St.-Johann-Straße auch bauliche Elemente wie einen „Lyz-Platz“, „Stadtgarten“ oder „Stadtwohnzimmer“ vor.

Kreisverwaltung Siegen-Wittgenstein: Bis zu 60 Büroarbeitsplätze einsparen

Der Kreistag befürwortete das Vorhaben 2019 mehrheitlich und seither sorgte der Plan auch für einigen politischen Streit. Insbesondere während der Corona-Pandemie bezweifelten mehrere Fraktionen, dass in Homeoffice-Zeiten der Platzbedarf wirklich noch derart hoch sei. Die Verwaltung sah das anders. Bisher: Auch ohne Neubau könne die Verwaltung optimiert werden, heißt es in der Vorlage – „vor dem Hintergrund des Grundsatzes der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit und der sich derzeit darstellenden allgemeinen Haushaltssituation“ könne man zu anderen Bewertungen kommen, da sich viele Kriterien in der Zwischenzeit „erheblich verändert“ hätten.

Vor allem die Arbeitskultur: Homeoffice oder mobiles Arbeiten, im Behördenjargon „Telearbeit“, sei ausgebaut worden – eine „erhebliche Steigerung der Attraktivität“ für die Bediensteten. Bis zu 60 Büroarbeitsplätze könnten daher auf Dauer eingespart werden, so die Prognose. Damit brauche es auch weniger Parkplätze.

Büroflächen gibt es in der Siegener Innenstadt offensichtlich genug

Und: Das geht auch anderen so. Entsprechend sind wohl ausreichend Büroflächen in Siegen verfügbar, die dem Kreis auch zur Miete angeboten werden. Konkrete Verträge gebe es hier noch nicht, die Verhandlungen laufen aber. Räume anmieten ist zumindest kurz- bis mittelfristig erheblich günstiger als ein Neubau mit 4500 Quadratmetern Bruttogeschossfläche (plus die weiteren Anlagen), die womöglich auf Dauer überhaupt nicht benötigt werden.

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Kosten, so Landrat Andreas Müller in der Vorlage, entstünden zunächst nicht. Für den Architektenwettbewerb wurden 200.000 Euro zur Verfügung gestellt, Gespräche mit den drei Preisträgern fanden im Sommer statt, Architektenhonorare wurden noch nicht vereinbart. Sollte der Kreistag zu einem späteren Zeitpunkt beschließen, das Vorhaben doch weiter verfolgen zu wollen, könne es gewissermaßen in seinem jetzigen Stadium wieder angegangen werden. Insofern gebe es auch hier keine weiteren Nachteile.