Siegen. Das Aktive Museum Südwestfalen Siegen präsentiert „Mapping Memories“, eine digitale Landkarte: Die zeigt, wo aus Heimen Tatorte wurden.

Die Landkarte liegt vor, digital. Sie zeigt einen Ausschnitt der Welt: Siegen, Siegen-Wittgenstein. Besonders markiert sind besondere Orte: Erinnerungsorte. An diesen Plätzen, in diesen Straßen oder Häusern macht sich Geschichte fest, die Geschichte des Nationalsozialismus. Sie wird sichtbar, greifbar, erlebbar; und sie macht sichtbarer noch, was ein Ort auch ist: ein Tatort, zum Beispiel.

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Wie der Siegener Bahnhof, wo am Gleis 4 in den Jahren 1942 bis 1944 Menschen in Waggons verfrachtet wurden, abgeschoben in die Ghettos von Theresienstadt oder Zamość, in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau oder das Zwangsarbeiterlager Kassel-Bettenhausen. Es gibt Täter und Opfer, es gibt Spuren, und es gibt auch eine Gedenktafel. Das macht den Tatort zugleich zum Erinnerungsort, der wiederum Bezüge hat zu anderen Orten in der Region. Denn wer eigentlich war Teil des Transports nach Theresienstadt? Wo hat die Frau, der Mann, das Kind gewohnt? Wo gingen diese Menschen zur Arbeit oder zur Schule oder zum Gebet? Wo wird (auch) an sie erinnert?

Fragen, die immer wieder neu nach Antworten suchen. Das jedenfalls unterstreichen die Verantwortlichen des Aktiven Museums Südwestfalen, die mit einem neuen Projekt die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus lebendig halten wollen. „Mapping Memories“ arbeitet auf der Basis einer interaktiven Landkarte. Darauf werden Erinnerungen („memories“) kartiert („mapping“).

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„Wir nehmen das Wo stärker in den Blickpunkt der Betrachtung“, sagt Vorstandsmitglied Dr. Jens Aspelmeier am Donnerstag bei der Vorstellung des Projekts im Aktiven Museum, das selbst auch einer dieser Erinnerungsorte ist. Hier stand von 1904 bis 1938 die Siegener Synagoge, hier wurde sie am 10. November 1938 mutwillig in Brand gesetzt, hier baute die Stadt 1940 einen Luftschutzbunker, hier ist heute das Aktive Museum zu Hause, ein Lern- und Dokumentationsort, der pädagogisch sehr bewusst auf Beteiligung setzt. Was heißt, dass auch „Mapping Memories“ nicht allein Vorgegebenes oder bereits Erarbeitetes umfasst, sondern dazu ermuntert, eigene Erinnerungsorte aufzuspüren, zu erkunden und auf der Plattform einzustellen: mit Texten, Bildern, Videos, wie Jannik Weber in seiner Präsentation unterstrich. Die eigene Auseinandersetzung mit einem Ort hebe die Distanz zur Geschichte auf. Sie schaffe Nähe, forme die eigene Erinnerung mit, so Jens Aspelmeier. „Mapping Memories“ ergänze die schon länger installierte Plattform „Aktives Gedenkbuch“; ein drittes Projekt, ein Zeitzeugen-Portal, sei noch im Werden.

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Die Landkarte der Erinnerungen findet sich online unter map.aktives-museum-suedwestfalen.de. Sie ist unabhängig von Zeit und Raum verfügbar, hat aber auch ihren Platz im Aktiven Museum selbst. Dort können sich Besucherinnen und Besucher an einem großen digitalen „Tisch“ orientieren, können sich einzelne Beiträge über einen QR-Code auch auf das eigene Endgerät holen.

„Mapping Memories“: „Aktiv in die Erinnerungskultur einbringen“

Mit angestoßen und mit umgesetzt hat das Projekt die Siegener Agentur „Be vild. Büro für gute Kommunikation“. Sie hat ihren Sitz am Löhrtor. Die nachbarschaftliche Nähe habe ihn und sein Team fragen lassen, ob sie sich nicht „aktiv in die Erinnerungskultur einbringen“ könnten, so Gründer und Geschäftsführer Maik Waidmann. Sie konnten. Finanzieller Support kam über die Landeszentrale für politische Bildung.

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Nun geht es darum, die Plattform zu füllen und dabei ganz eigene Entdeckungen zu machen. So ist Christina Panzer, seit Anfang November neue wissenschaftlich-pädagogische Mitarbeiterin des Museums, im Zusammenspiel mit Praktikantin Pia Hering aufgefallen, dass es mitunter im Bezug auf eine historische Person gleich mehrere zu „mappende“ Orte gibt: bei dem Siegener Politiker Walter Krämer sei das zum Beispiel so, ähnlich sei es beim Siegener Pfarrer Theodor Noa. „Mapping Memories“ ist offen angelegt – für eine weitere technische Entwicklung, für eine Kombination mit historischen Landkarten, für das Erstellen thematischer Routen. Die Dynamik ist gerade erst angestoßen.

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