Netphen. Geflüchtete sollen schnell auf eigenen Beinen stehen können, mit dem „Aufenthalt auf Probe“, als Chance für Integration. Das Beispiel Netphen.
326 Geflüchtete leben derzeit in 17 städtischen Gemeinschaftsunterkünften – „bei stark steigender Tendenz“, wie es in einer Vorlage für den Netphener Sozialausschuss heißt. „Die Stadt stößt an ihre Grenzen.“ Im Schnitt seien wöchentlich sechs neu ankommende Personen unterzubringen. An der erneuten Belegung der Georg-Heimann-Halle als Notunterkunft führe kaum noch ein Weg vorbei. Damit die Bewohner die Gemeinschaftsunterkünfte auch bald wieder verlassen können, müssten sie möglichst schnell in die Lage versetzt werden, sich selbst zu helfen. „Vor allem die Förderung der Arbeitsmarktintegration und die Hilfe bei der Wohnungssuche stellt für die Integrationsarbeit einen Schwerpunkt dar.“
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135 Personen sind in Netphen untergebracht, 51 in Dreis-Tiefenbach, 40 in Hainchen, 30 in Deuz, 23 in Werthenbach, 18 in Salchendorf, 16 in Unglinghausen und drei in Afholderbach. Die Verteilung der Unterkünfte auf die insgesamt 20 Ortsteile hatte bei der Demonstration eine Rolle gespielt, als Bürgerinnen und Bürger aus Hainchen vor dem Rathaus gegen eine in ihrem Ort geplante weitere Unterkunft protestierten. Der Rat hatte daraufhin entschieden, zwei Containeranlagen aufzubauen. Standorte sollen die Schmellenbach und die Braas in Netphen oder das Gelände des ehemaligen Lokschuppens neben dem Bühlgarten in Deuz sein.
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Begrenzte Möglichkeiten auf dem Wohnungsmarkt
Die beiden Sozialarbeiter werden seit dem Frühjahr durch eine weitere Kraft unterstützt: das „Case Management“ im Rahmen des Kommunalen Integrationsmanagements, das der Kreis eingeführt hat. „Das Case Management richtet sich vor allem an Einzelpersonen oder Familien, die einen komplexen Unterstützungsbedarf haben“, heißt es in dem Bericht für den Sozialausschuss. Ihnen werden Unterstützungs- und Hilfeleistungen vermittelt, die verschiedenen Angebote werden koordiniert. Bei der städtischen Sozialarbeit stehen die Suche nach angemessenem Wohnraum, Gespräche und Verhandlungen mit Vermietern und die Beantragung von Sozialleistungen im Vordergrund, wenn Geflüchtete begleitet werden.
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Zwar gebe es einen Austausch über freien oder künftig frei werdenden Wohnraum, heißt es weiter. „Allerdings sind die Möglichkeiten auf dem Wohnungsmarkt für Sozialleistungsbeziehende sehr begrenzt.“ Neben der Beratung zu Gesundheit, Lebensunterhalt und etwaiger Rückkehr gehe es um „Begleitung und Unterstützung im alltäglichen Leben“. Dabei arbeiten die städtischen Kräfte mit der Schulsozialarbeit und verschiedenen Fachstellen zusammen.
41 nutzen den „Chancenaufenthalt“
Ein „Chancenaufenthalt“, der neu im Aufenthaltsgesetz geregelt wird, soll eine Brücke zu leichterer Integration schlagen: Wer sich seit mindestens fünf Jahren „geduldet“ in Deutschland aufhält, soll eine Aufenthaltserlaubnis auf Probe für 18 Monate erhalten, in denen die Person Zugang Bürgergeld und Grundsicherung, Eltern- und Kindergeld und Bafög sowie zu einem Integrationskurs erhält. Ehe- und Lebenspartner und minderjährige Kinder sind eingeschlossen, ein Familiennachzug ist nicht möglich. Der „Aufenthalt auf Probe“ soll dazu führen, dass „nachhaltige Integration“ nachgewiesen werden kann, vor allem also gesicherter Lebensunterhalt und Sprachkenntnisse, aber auch eine geklärte Identität - alles Voraussetzung für eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis. 41 Personen können derzeit diese neue Möglichkeit wahrnehmen.
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Die größten Gruppen unter den Geflüchteten kommen aus der Ukraine und aus Syrien, weitere große Gruppen aus Afghanistan, Türkei, Iran, Irak, Georgien, Aserbaidschan, Nigeria, Russland, Usbekistan und Guinea. Aktuell hat die Stadt ihre Aufnahmeverpflichtung zu 97,75 Prozent und somit bis auf neun Personen erfüllt. Außerdem sind 171 Geflüchtete in der Stadt, die langfristig bleiben dürfen. Sie müssen die ersten drei Jahre in Netphen bleiben. Die Stadt muss noch weitere 140 Personen mit einer solchen Wohnsitzauflage aufnehmen, diese Quote ist erst zu knapp 55 Prozent erfüllt.
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