Siegen. Frisch Verliebte sollten allerdings zurückhaltend sein und nicht gleich einen ganzen Namen auf die Haut stechen lassen, empfehlen die Fachleute.
45 Studios mit mehr als 70 Tattoo- und Piercing-Artists aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland sind zur „Tattoo-Tattaa“ Convention in den Gläsersaal gekommen. Sie präsentierten verschiedenste Stilrichtungen und boten Beratung und Informationen rund um die Kunst auf der Haut an. Außerdem zeigen sie ihr Können auch direkt vor Ort, indem sie die Möglichkeit boten, sich tätowieren oder piercen zu lassen. Im Gläsersaal gab es Szeneshops mit angesagtem Schmuck, Kleidung und Accessoires. Ein Rahmenprogramm mit Live-Musik und Show Acts machte die Messe zum beliebten Treffpunkt.
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„Aktuell sind filigrane Muster im Trend oder Tattoos, die eine Bedeutung für einen selbst haben, beispielsweise das Geburtsdatum oder die Namen der Kinder“, sagt Markus Seegert von „Black Art Tattoo“ aus Neuenrade. Eine Zeitlang sei auch der Name des Partners in Mode gewesen, wovon Seegert aber gerade frisch verliebten Kunden abrät. „Wir besprechen dann, dass es viel besser ist, nur einen Buchstaben des Partners tätowieren zu lassen, der sich schneller überstechen lässt, wenn das Verhältnis in die Brüche gehen sollte.“
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Vier Stunden für eine Rose mit Feder
„Die beliebteste Körperstelle für Tattoos ist der Oberarm, denn der ist am allerwenigsten schmerzempfindlich“, berichtet Tätowierer Vasile Roman, „und das Tattoo sollte dort nicht zu klein sein – das sieht dann nach nichts aus. Zu groß hingegen gibt es nicht.“ Vasile füllt Farbe in einen kleinen Behälter. Dann startet er seine Tätowiermaschine. Das Gerät summt wie eine Biene. Die Kundin, die 41-jährige Doreen Schubert, lässt sich auf die Innenseite ihres rechten Unterarmes ihr siebtes Tattoo stechen, eine Rose mit Feder, das sie hier für 340 Euro bekommt, ein Sonderpreis. Dafür muss sie jedoch über vier Stunden Sitzfleisch haben. So lange dauert es, bis das Tattoo fertig ist.
Der 42-jährige Andy liebt Körperkunst. Er lässt sich auf den Rücken ein weiteres Tattoo stechen. Die Bilder zählt er nicht mehr, es sind einige Dutzend, von klein bis groß. Über 15.000 Euro hat er bisher investiert. Patrick hat auf seinen Tischen kleines Bildchen ausgelegt. Diese dienen dem Tätowierer als Vorlage, der Kunde kann sich sein Motiv aussuchen.
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Die 23-jährige Annalena liegt schon seit drei Stunden auf der Liege. Der Kopfhörer bringt Musik ans Ohr. „Musik entspannt ein wenig und es tut nicht so weh“, sagt sie. Sie bekommt ein großes Gesicht auf den Oberschenkel tätowiert. Wer da abgebildet ist, sagt sie nicht, und auch über den Preis will sie nicht sprechen. „Das bleibt mein Geheimnis.“
„Tattoos sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen“, findet Steffi von Black Art. „Es wird besser, denn früher durften beispielsweise Bankmitarbeiter oder Polizisten keine Tattoos haben, mittlerweile dürfen sie es, wenn sie es abdecken können.“ Die Zeiten, in denen Tätowierungen nur Matrosen und sonst der Halbwelt zugeordnet wurden, sind vorbei. Heute sind Tattoos „normal“, stellt die Tätowiererin fest.
Träume auf dem Körper sichtbar machen
„Wenn ich tätowiere, habe ich keine Leinwand oder Zeichenpapier vor mir, sondern die Haut des Menschen“, macht sich Tätowierer Pit immer wieder bewusst. Das grenzenlose Vertrauen, das die Kunden ihm entgegenbringen, indem sie sich Bilder und Symbole ihres Lebens für immer in die Haut ritzen lassen, verlangte äußerst sorgfältiges Arbeiten. Das betreffe sowohl die penible Hygiene der Instrumente und des Arbeitsraumes, die hohe Qualität der Farben und die künstlerische Darstellung. Pit sieht sich nicht als klassischen Tätowierer, sondern als Künstler, der Empfindungen, Träume und Lebenseinstellungen auf dem Körper sichtbar macht. „Nach der Behandlung weiß ich viel von den Menschen, ihrem Charakter und den Lebensumständen.“
Zur Vorbereitung eines Tattoos nimmt Pit sich viel Zeit. Bevor er einen oder mehrere Entwürfe auf Papier zeichnet, lässt er sich von dem Kunden nicht nur erklären, welches Bild er auf der Haut tragen möchte, sondern auch, warum er sich für ein Tattoo entschieden hat. „Ich möchte, dass er sich die schmerzhafte Prozedur genau überlegt. Wer sich aus einer Laune heraus tätowieren lassen möchte, dem rate ich davon ab.“ Aufgefallen ist ihm, dass viele Kunden erst nach dem 40. Geburtstag zum ersten Mal auftauchen. „Die haben lange gewartet, aber sie haben auch gründlich über ihr Tattoo nachgedacht und wissen nun genau, was sie wollen.“
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