Siegen. In Siegens Stadtmitte, im Oranienpark, kämpfen zwei Männer auf Leben und Tod. Schwere Messerwunden halten sie nicht davon ab.

Zwei Männer haben sich im Oranienpark in der Siegener Innenstadt einen Kampf auf Leben und Tod geliefert. Am frühen Nachmittag des 9. Mai kam es zunächst zu einer heftigen Prügelei, die schnell eskalierte. Beide zückten Messer oder andere Stichwaffen und griffen einander weiter an, obwohl sie schon schwer verwundet waren. Erst ein Großeinsatz der Polizei und der hohe Blutverlust der Männer brachte sie dazu, widerstrebend voneinander abzulassen. Seit dem Vorfall befinden sich beide in Untersuchungshaft und stehen nun seit Dienstag, 7. November, vor Gericht.

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Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden Kontrahenten versuchten Totschlag und schwere Körperverletzung vor. An diesem Dienstag, so schildert es die Anklage, ging der 36-Jährige Aserbaidschaner S., nach eigener Aussage heute staatenlos, zunächst mit den Fäusten auf M., ein 47-jähriger Russe tschetschenischer Abstammung, los. Nach Schlägen gegen den Kopf ging der kleinere Mann zu Boden, der andere, Größere, zog demnach ein Messer, stach mehrfach mit Wucht auf Kopf und Gesicht des Liegenden ein. Über dessen Gesicht zog sich ein etwa 12 Zentimeter langer, tiefer Schnitt – im Glauben, dass er bald tot sein werde, ließ S. den anderen zurück und ging.

Siegen: Männer kämpfen verbissen – keiner ruft um Hilfe, keiner gibt auf

Der aber rappelte sich wieder auf, zückte ebenfalls ein Messer und lief S. hinterher. Der bekam das mit, kehrte um, erneut verkeilten sich die Gegner, auch der größere S. erlitt nun tiefe, stark blutende Verletzungen in Oberkörper und Arme. Durch Verletzungen und weitere Faustschläge zu stark geschwächt, um weiter zu kämpfen, ließen sie erneut voneinander ab, M. zog sich in Richtung der nahen Spielothek zurück.

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Mehrere Zeugen schildern beim Prozessauftakt vor dem Siegener Landgericht übereinstimmend das Geschehen. Er habe die Deutsche Bank verlassen, als er laute Stimmen hörte und in einem Gebüsch gleich gegenüber im Eingangsbereich des Weiß-Flick‘schen Grundstücks, Männer in einer Rangelei sah, schildert ein Mann im Zeugenstand. Er habe einen Notruf abgesetzt – näher hinzugehen, sei ihm zu risikoreich gewesen. Die Schlägerei sei einige Zeit weitergegangen, „das ging ein paar Minuten, das waren nicht nur ein paar Schläge!“ Er bestätigt wie später auch andere Zeugen, dass die verletzten Männer voneinander abgelassen und dann wieder aufeinander losgegangen seien. Um Hilfe habe keiner der verbissen Kämpfenden gerufen.

Siegen: Sie verarztete ihn mit der Küchenrolle, da kam der Gegner schon wieder

Ein anderer Zeuge, der nach Feierabend mit Kollegen Bier auf einer Parkbank trank, will mitbekommen haben, dass es bei dem Streit um eine familiäre Angelegenheit gegangen sei – mit einem Neffen oder Cousin, der an der Friedrichstraße „abgestochen“ worden sei. Die Männer hätten in einer fremden Sprache gebrüllt, auch wegen der Distanz habe er nicht genaueres mitbekommen. Nach Ende des Kampfes habe der kleinere Mann, M., sein Messer weggeworfen, dann sei jemand aus der Spielothek gekommen, habe es an sich genommen und sei dann wieder dort drin verschwunden.

Am Dienstag beginnt vor dem Siegener Landgericht der Prozess wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung.
Am Dienstag beginnt vor dem Siegener Landgericht der Prozess wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung. © WP | Hendrik Schulz

Eine Mitarbeiterin der nahen Pizzeria machte gerade Feierabend und ging zu ihrem Auto, als ihr plötzlich auf dem Parkplatz ein Mann gegenüberstand, „der war voller Blut, läuft auf mich zu und ruft auf Russisch ‚Hilfe, Hilfe!‘“, schildert sie im Gerichtssaal. Zuerst habe sie gedacht, er sei vom Gerüst gefallen. Sie habe ihn auf eine Treppe gesetzt, den Notarzt gerufen, der ihr sagte, sie solle die Blutung stoppen. Sie holte eine Küchenrolle aus dem Restaurant und während sie noch mit dem Notarzt telefonierte, „kam schon der andere, der war auch verletzt – die wollten wieder aufeinander los“. Sie habe gesagt „genug jetzt, ihr blutet schon so stark“. Der größere, S., habe Drohungen gegenüber dem kleinen ausgestoßen, etwas wie „das war noch nicht alles, ich werds dir noch zeigen, du wirst schon sehen“, aber da sei ein dritter Mann aufgetaucht und habe ihn zurückgehalten.

Messerkampf am hellichten Tag in Siegen: Wie im Film – „schockiert“

Er habe sich dann im Park niedergelassen – und blutete ihrer Schilderung zufolge so stark, dass er eine große Blutlache hinterlassen habe. „Sowas kenne ich sonst nur aus Filmen“, sagt sie – schockierend sei das gewesen. „Ich bin froh, dass es euch gut geht“, sagt sie Richtung Anklagebank, als sie den Saal verlässt.

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Bislang sind vier weitere Prozesstermine vor dem Landgericht angesetzt, weiter geht es am Montag, 20. November, um 9.30 Uhr in Saal 165.

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