Burbach. Nikolai ist acht Jahre alt und träumt in seinem Baum. Bis er Alfons kennenlernt. Den Nachtwächter, der tagsüber Totengräber ist.
So oft er kann sitzt Nikolai in seinem Lieblingsbaum vor der Burbacher Kirche und denkt nach. Hier hat er Ruhe vor den anderen, die ihn „Träumer“ nennen. Am liebsten ist er allein. Doch das ändert sich, als er den neuen Nachtwächter kennenlernt. Der bärtige Alfons, der tagsüber Gräber aushebt, erklärt ihm, was es mit seinem „Waffenwerkzeugdings“ auf sich hat und warum Burbach ihn, den Nachtwächter, braucht – im Jahr 1761.
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Nachtwächter-Geschichte wird zum Kinderbuch
Mit „Schutz für die Träumer“ entführt der Heimatverein Alte Vogtei Burbach in die Zeit nach dem Großen Brand von 1758 als der Vogt zum Schutz der Bevölkerung einen Nachtwächter einsetzte, der nachts auf Streife ging. Die Veröffentlichung eines Nachtwächter-Buchs geisterte den Heimatfreunden bereits seit fünf Jahren durch die Köpfe. Tatsächlich ist die Geschichte von Ramona Eibach auch schon so „alt“. Entstanden ist sie im Rahmen des Projektes „Wir sind Burbach“ zum 800-jährigen Bestehen der Großgemeinde im Jahr 2019. Hierbei handelte es sich um eine Jubiläums-Zeitschrift für Kinder und Jugendliche in Burbach. Die Redaktion bildeten Teenager aus der Großgemeinde unter Leitung von Kristina Bösch vom Heimatverein und Christian Feigs, Wirtschaftsförderer der Gemeinde Burbach.
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Als Ramona Eibach im Amtsblatt las, dass dort Mitarbeiter gesucht wurden, meldete sie sich kurzerhand. Für die Redakteurin in Elternzeit war das Projekt eine willkommene Abwechslung. Später stieg sie in die Arbeitsgruppe Alte Vogtei ein. In diesem Kreis entstand die Idee, aus der Nachtwächter-Geschichte ein Kinderbuch zu gestalten.
„Der ursprüngliche Gedanke war, eine Identifikationsfigur zu schaffen, die es Kindern und Erwachsenen ermöglicht, in die Zeit des ersten Nachtwächters in Burbach einzutauchen. So wird es leichter, erhaltenswerte Informationen über den Ort an Kinder weiterzugeben und auch Erwachsene neu dafür zu begeistern. Ich glaube, das ist uns mit dem achtjährigen Nikolai ganz gut gelungen“, erklärt Ramona Eibach ihre Herangehensweise.
Heimatverein und „echte“ Nachtwächter arbeiten mit
Nachdem der Heimatverein in den folgenden Jahren vor allem mit der Konzeptionierung und Realisierung der Dauerausstellung „Gemeinsam Burbach“ für die Alte Vogtei beschäftigt war, die in dieser Zeit denkmalgerecht saniert wurde, und darüber hinaus diverse Baumaßnahmen im Haus Dilthey plante und umsetzte, dauerte es bis zum Frühjahr 2023, bis das Buchprojekt konkretere Formen annahm. Für die Autorin und die Heimatfreunde war es naheliegend, Janine Moses für die Gestaltung der Bilder anzufragen. Sie kennt als Ur-Burbacherin den Ort sehr gut, arbeitet schon seit langem mit Kindern und hat ein großes Herz für Illustration.
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Die Künstlerin hat in ihren Zeichnungen bewusst Details eingebaut, die es sich für Kinder zu entdecken lohnt. Ihre fantasievolle Umsetzung des Textes in Bilder bleibt im Gedächtnis und macht das Buch zu einem besonderen Lesevergnügen. Inhaltlich und bei der Überprüfung der historischen Fakten haben Heimatvereins-Vorsitzender Volker Gürke und Helmut Redlich, der zum Team des Heimatvereins gehört, das seit Jahren die beliebten Nachtwächter-Führungen anbietet, den Autorinnen zur Seite gestanden. Die digitale Gestaltung und Drucklegung hat Christian Berner aus Freudenberg gemacht.
Es geht um Freundschaft und Gefahr
„Das Buch greift ein Grundbedürfnis des Menschen nach Schutz und Freundschaft auf. Ebenso die Themen ,Außenseiter sein‘ und ,Gefahr‘. So wird der Beschützer der träumenden Burbacher auch zum Beschützer des sogenannten Träumers Nikolai“, sagt Ramona Eibach. „Wir haben viel Humor in die Geschichte gelegt, damit den Sachinformationen – beispielsweise zum Großen Brand – zum einen ihre Bedrohlichkeit genommen wird und zum anderen die Informationen besser im Gedächtnis hängen bleiben. Natürlich liest man lachenden Kindern auch lieber vor. Deshalb haben die Erwachsenen auch was davon. Die große Schrift ermöglicht es auch Leseanfängern, den Text eigenständig zu lesen.“
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Im Anhang finden sich zusätzliche Informationen zum Nachtwächter, zum Großen Brand (inklusive Karte, die Burbach vor der Katastrophe abbildet), zum historischen Nachtwächterweg und allgemein zum Burbacher Kirchspiel. Abgerundet wird das liebevoll gestaltete Buch mit vier Ausmalbildern.
Sparkasse fördert Idee des Heimatvereins Alte Vogtei
„Der Heimatverein Alte Vogtei Burbach möchte Geschichte und Geschichten des Dorfes in zeitgemäßer Form und altersgerechter Sprache lebendig halten“, beschreibt Volker Gürke die Motivation der Heimatfreunde für das Projekt. „Ich bin sehr dankbar und stolz, dass wir so viel Talent in der Gemeinde vereinigen, einen Heimatverein haben, der solche Projekte anstößt und umsetzt, und mit der heimischen Sparkasse Burbach-Neunkirchen einen Partner haben, der eng mit den Menschen der Gemeinde verbunden ist und solche wunderbaren Ideen unterstützt“, freut sich Bürgermeister Christoph Ewers. Der Heimatverein sei „offene Türen“ mit dem Projekt eingerannt, sagt Sparkassen-Vorstandsmitglied Christian Roth. Und es müsse ja nicht bei diesem einen Bilderbuch bleiben, motiviert er die Künstlerinnen und die Heimatfreunde zu weiteren Arbeiten.
Das 48 Seiten starke Buch mit zahlreichen Illustrationen ist am 1. November erschienen und kostet 15 Euro. Die Erstauflage umfasst 400 Exemplare. Das Projekt wurde durch die Stiftung der Sparkasse Burbach-Neunkirchen finanziell unterstützt. Erhältlich ist das Buch in der Alten Vogtei, bei Spiel und Buch in Burbach sowie im Kunsthaus Loth in Wahlbach.
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