Siegen. Das Projekt „Mission Pflege“ gibt Schülern einen Einblick in den Arbeitsalltag von Kliniken – auf Sicht soll das gegen den Pflegenotstand helfen.

In einer ganz besonderen Initiative haben die Marien Gesellschaft Siegen, die DRK-Kinderklinik, das Klinikum Siegen, das Bildungsinstitut für Gesundheitsberufe (BiGS) und die Gesamtschule Auf dem Schießberg ihre Kräfte gebündelt, um dem wachsenden Fachkräftemangel in den Pflegeberufen entschieden entgegenzuwirken.

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„Alles begann mit der Berufswahlmesse im vergangenen Jahr“, erzählt Nadine Georg, Koordinatorin Ausbildung und Jahrespraktikum in der Marien Gesellschaft Siegen. „Der Schulleiter rief teilnehmende Unternehmen zur intensiveren Zusammenarbeit auf, um den Schülern Berufsbilder näher zu bringen“. Diese Initiative nahm die engagierte Pflegekraft auf und begann gemeinsam mit den beiden Koordinatoren zur Berufsorientierung, Annita Schmitt und Daniel Kühn, die Planung einer Kooperation der drei Kliniken und des BiGS.

Gelebte Zusammenarbeit bietet neue Möglichkeiten

Heute, ein Schulhalbjahr später, wird eine erste Bilanz gezogen: „Die ersten Monate dieser Kooperation zeigen, wie gelebte Zusammenarbeit die jungen Menschen in die vielfältige Welt der Pflege heranführt und welche Möglichkeiten eine enge Kooperation für alle Beteiligten eröffnen kann“, so das Fazit der Akteure unisono.

Unter dem Motto „Gemeinsam auf Mission“ haben die Schülerinnen und Schüler der Geisweider Gesamtschule ein äußerst praxisorientiertes erstes Schulhalbjahr hinter sich. Während zwei wöchentlichen Schulstunden erhalten sie unter der Anleitung der Ausbildungsbeauftragten der Krankenhäuser die Möglichkeit, ganz besondere Einblicke ins Berufsfeld zu gewinnen. Die Krankenhäuser haben sich dazu verpflichtet, die Unterrichtseinheiten so zu gestalten, dass den Schülern und Schülerinnen typische Abläufe im Klinik- oder Praxisalltag gezeigt werden.

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Initiative mit klaren Zielvorstellungen

Die gemeinsame Initiative hat ein klares Ziel: „Jungen Menschen die Vielfalt der medizinischen, pflegerischen und therapeutischen Berufe näherzubringen und damit Perspektiven für ihre Zukunft aufzuzeigen“, sagt Daniel Kühn, Berufswahlkoordinator der Gesamtschule Auf dem Schießberg und Mitinitiator des Projektes.

„Durch Besuche in den Kliniken, Pflegeheimen und ambulanten Einrichtungen erhalten die Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, mit Azubis aus der Pflege sowie den anderen patientennahen Bereichen zu sprechen und erste praktische Fertigkeiten, wie das Blutdruckmessen oder das Arbeiten in Schutzkleidung zu erproben. Dies vermittelt nicht nur grundlegende Fähigkeiten, sondern weckt auch Interesse und Begeisterung für Ausbildungen im Gesundheitssystem“, pflichtet Berufswahlkoordinatorin Annita Schmitt ihrem Kollegen bei.

Enge Kooperation trägt bereits Früchte

Das Herzstück dieser Kooperation bildet die „Mission Pflege“ – eine enge Zusammenarbeit zwischen den Bildungseinrichtungen und den Krankenhäusern. Die Schüler stehen dabei im Mittelpunkt und ihre Bedürfnisse und Ziele werden berücksichtigt. „Durch diese enge Zusammenarbeit konnten bereits erste wegweisende Kontakte geknüpft, mehrere Langzeitpraktikumsplätze generiert und weitere Schulpraktika vereinbart werden“, heißt es von den Projektverantwortlichen. So wählten zwei Schülerinnen die Option eines Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) für das laufende Kalenderjahr aus, drei junge Menschen machen aktuell Langzeitpraktika. Alle mit dem Ziel, im Anschluss auch Ausbildungsverträge mit den Trägern zu unterzeichnen.

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Das erfolgreich gestartete Projekt wird auch im laufenden Schuljahr fortgesetzt und noch weiter intensiviert. Zahlreiche Praktika und Termine im Unterricht sind geplant, um den Schülerinnen und Schülern einen umfassenden Einblick in die Pflegeberufe und die anderen Ausbildungsberufe im Gesundheitswesen zu ermöglichen.

Gemeinsame Zusammenarbeit alternativlos

„Die gelebte Kooperation zeigt, wie engagierte Zusammenarbeit und praxisorientierter Unterricht die Tür zu den Pflegeberufen und anderen Ausbildungen im Gesundheitssektor öffnen können“ erklärt Daniel Kühn. „Mit einem klaren Fokus auf die Schülerinnen und Schüler und deren Bedürfnisse sind alle Partner fest entschlossen, einerseits den Fachkräftemangel in der Pflegebranche anzugehen und andererseits jungen Menschen vielversprechende Zukunftsaussichten zu bieten. Dabei wird gleichzeitig ein erster, wenn auch kleiner, gesellschaftlicher Denkprozess angestoßen.“

Die positiven Eindrücke spiegeln auch die Vertreterinnen und Vertreter der Kliniken wider: „In einer Zeit, in der der technologische Fortschritt und die Veränderungen am Arbeitsmarkt immer schneller voranschreiten, ist die enge Kooperation von Schule und regional ansässigen Gesundheitsunternehmen mit deren weiterführenden Bildungseinrichtungen nicht länger nur wünschenswert, sondern unabdingbar“, erläutert Kinderklinikpressesprecher Arnd Dickel.

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Und Ann-Christin Gräf, Zentrale Praxisanleiterin vom Klinikum Siegen betont: „Die aktuelle Zusammenarbeit zwischen Kliniken, dem BiGS und der Gesamtschule Auf dem Schießberg ist für uns alle ein inspirierendes Beispiel dafür, wie eine solche Partnerschaft erfolgreich gestaltet werden kann. Und es ist ein neuer Weg, um die nächste Generation auf die vielfältigen Herausforderungen der Arbeitswelt vorzubereiten.“

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