Werthenbach. Matthias Heite ist Hydraulik-Konstrukteur bei Gräbener Maschinentechnik. Einen typischen Arbeitstag gibt es nicht: Er löst gern komplexe Probleme
Einen klassischen Arbeitsalltag zu schildern, fällt Matthias Heite schwer: „Mal zeichne ich eine Woche lang einen Schaltplan, an anderen Tagen rechne ich die meiste Zeit, teste die Anlagen oder fahre auf Montage.” Der 32-Jährige ist Hydraulik-Konstrukteur bei der Firma Gräbener Maschinentechnik in Werthenbach – besonders profitiert er von der Ausbildung vor seinem Studium.
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„Es war eigentlich schon immer ein natürliches Interesse da, nicht durch meine Eltern oder so”, sagt Matthias Heite. Nach seinem Abitur begann er 2011 bei der SMS group eine Ausbildung zum Industriemechaniker. „Ich wollte nicht direkt studieren, sondern lieber erstmal etwas Praktisches machen.” Nach den dreieinhalb Jahren Ausbildung startete er 2015 dann das Maschinenbau-Studium an der FOM-Hochschule in Geisweid. Während er seiner vollen Arbeitsstelle nachging – zunächst noch bei der SMS, ab 2016 dann bei Gräbener – besuchte er zwei Mal in der Woche nach der Arbeit von 18 bis 21 Uhr die Veranstaltungen an der Hochschule. „Samstag hatten wir auch Uni, dann von etwa acht bis 16 Uhr. Es war echt sehr zeitaufwendig. Mir blieb sehr wenig Zeit für anderes”, sagt Matthias Heite. „Vor allem während der Klausurphase war es echt heftig. Die Firma hat mich aber auch unterstützt.”
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Theorie und Praxis verbinden
Die FOM ist eine Hochschule für berufstätige Menschen. Der 32-Jährige absolvierte sein Studium in viereinhalb Jahren, sprich neun Semestern. „Das Schöne war halt, dass ich mir das, was wir in der Uni gelernt und berechnet haben, direkt vorstellen konnte.” Mit seinem Uni-Abschluss wechselte er dann vom Betrieb ins Büro. In der Theorie hätte er mit seinem breiten Wissen auch in einem anderen Bereich als der Hydraulik arbeiten können, entschied sich dann aber für diese Schiene: „Ich bin in den Bereich reingewachsen. Besonders aus dem Schwermaschinenbau ist Hydraulik nicht wegzudenken.”
Mit hydraulischen Systemen ist es möglich, Kräfte mit Hilfe von Flüssigkeiten zu übertragen und zu verstärken. Die hydraulische Presse ist somit ein Bearbeitungswerkzeug, um Werkstücke präzise zu formen. Einer der Aufgabenbereiche von Matthias Heite ist dabei die Berechnung und Gestaltung der hydraulischen Systeme, mit dem Ziel, die Anlagen möglichst effizient zu gestalten. Dabei spielt auch Hydroforming, also die Ausformung von Bauteilen mit Wasserdruck, eine Rolle. „Ich berechne dann die richtige Pumpengröße oder die Rohrdurchmesser. Das ist auch das Schwierigste. Mit einer falschen Annahme erbringt die Maschine nicht die erwünschte Leistung.”
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Der 32-Jährige ist bei der anspruchsvollen Aufgabe aber nicht auf sich allein gestellt: „Wir helfen uns hier gegenseitig. Auch mein Vorgesetzter ist ein sehr guter Rückhalt.” Seine praktische Erfahrung ist ebenso ein Vorteil bei der Berechnung: „Ich habe halt schon selbst an solchen Maschinen gearbeitet. Ich könnte mir vorstellen, dass jemand von der Uni mehr theoretische Berechnungen durchgeführt hat als ich, dafür habe ich aber Erfahrungen durch den Praxisbezug.” Nach der Berechnung der Anlage geht es für ihn dann ans Zeichnen – nicht per Hand, sondern am PC: „Wir zeichnen den Plan mit einem CAD-Programm. Der Hydraulikschaltplan ist eine schematische Darstellung der Funktionen der Maschine und auch wichtig für den Kunden. Dort sieht man die verschiedenen Verbindungen und zum Beispiel eingebaute Ventile”, erklärt Matthias Heite.
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Manchmal gehts auf Reisen
Beginnt dann der Bau der Anlage, testet und bewertet er die Leistung der Maschinen – auch die, die schon in Betrieb sind: „Schön ist es vor allem, wenn man von Anfang bis Ende an derselben Maschine arbeitet.” Sollte ein Kunde ein Problem mit einer Anlage haben, passiert es auch, dass der 32-Jährige vor Ort anwesend sein muss. „Ich gehe dann meistens zusammen mit einem Elektriker, da die Hydraulik nah mit der Elektronik zusammenhängt. Oft bleibt man dann auch in Kontakt mit den Kolleginnen und Kollegen, wenn man Rückfragen zu einem Problem hat.” Dabei kann es den Hydraulik-Experten auch weiter weg auf Montage führen. „Wir versuchen das aber auf maximal vier Wochen zu begrenzen.”
Gerade die Servicearbeit lebt von Erfolgserlebnissen. „Wenn man dann mal ein kompliziertes Problem hat, ist es sehr schön, wenn man es gelöst bekommt.” In letzter Zeit beschäftigt er sich auch mit der Produktion von Bipolarplatten – ein wichtiger Bestandteil für Brennstoffzellen und Elektrolyseure. „Gerade da ist es wichtig, feine Geometrien zu erzielen. Das geht am besten mit den hohen Drücken. Denn je feiner eine Bipolarplatte, desto effizienter ist das System, in dem sie verbaut ist.“
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Für sich selbst verantwortlich sein
Bei seiner Arbeit hat er wenig Einschränkungen. „Man hat viele Freiheiten und ist für sich selbst verantwortlich”, sagt Matthias Heite. Die Abwechslung gefällt ihm sehr gut: „Es ist ein buntes Spektrum. Ich achte nicht nur auf die Hydraulik, sondern betrachte die Maschine auch als Ganzes. Das macht mir Spaß.” Ob er seinen Maschinenbau-Master noch dranhängt, sei unklar: „Ich denke eher nein. Ich bin jetzt seit einem Jahr Papa. Ich weiß nicht, ob ich das noch mal alles so stressig neben der Arbeit machen möchte.” Ein Ziel hat der 32-Jährige aber vor Augen: „Ich möchte irgendwann alle Anlagen kennenlernen, damit ich sie weltweit in Betrieb nehmen kann.”
Unternehmenspass: Gräbener Maschinentechnik in Netphen,
•Mitarbeiteranzahl: 75
•Standorte: 2 (Netphen-Werthenbach = Hauptstandort), Houston/Texas
•Branche: Maschinenbau
•Tarif: nein
•Arbeitszeit: 40h/Woche, Teilzeitmodelle, Gleitzeit, keine Nachtarbeit
•Arbeitsplatz: je nach Tätigkeit im Büro und Homeoffice oder im Betrieb und beim Kunden (teilweise mit Auslandseinsätzen)
•Benefits: unbefristete Verträge, betriebliche Altersvorsorge, Sonderzahlungen, 30 Tage Urlaub, Essenszulage für Kantine, kostenlose Getränke und Obstkorb
•Weiterbildung: verschiedene externe Fort- und Weiterbildungen
•weitere Besonderheiten: Barrierefreies Büro
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