Siegen. Peter Spielbauer ist meist fein, Matthias Romir eher derb, und Denise muss immer mitmachen. Gegensätze ziehen sich an.

Ein seltsamer Clown quält sich durch die Zuschauerreihen in Richtung Schlosshof-Bühne. Eher stöhnend als freudig, hat er doch Rollschuhe unter den Füßen und ein großes Schild in der Hand, auf dem „Stimmung“ steht. Die Treppe zur Bühne allerdings stellt ein unüberwindbares Hindernis dar: Doch Denise aus der ersten Reihe hilft ihm und wird unfreiwillig zu einem Running Gag des Abends, der dieser skurrile Clown mit der roten Nase und einem Hang zur Langsamkeit sogar seine Telefonnummer gibt.

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Doch Artistik kann er auch: Ob mit einem Luftballon, der ihm immer wieder entgleitet, Keulen oder Bällen, die er mit den Namen Ilona, Tosca und Ramona versieht. Matthias Romir, erstmalig in Siegen, hat die Lacher an diesem vorletzten Abend des Siegener Sommers 2023, der „Nacht der schrägen Vögel“, sofort auf seiner Seite. Das „Stimmung“-Schild kann er also in den Requisitenbereich hinter dem Bühnenvorhang verstecken.

Peter Spielbauer: Wiedersehen nach 31 Jahren

Neu in Siegen ist Peter Spielbauer nicht. 1992 war er erstmalig im Schlosshof, weiß Stephan Schliebs, der sich mit seinem letztmaligen Sommer-Programm beruflich auf der Zielgeraden befindet. Und der Festivalleiter kann auch berichten, dass damals vor 31 Jahren schon einige Spielbauer-Fans auf den Zuschauerstühlen saßen, die auch diesmal wieder gekommen sind: Auch schräge Vögel haben ihre Liebhaber. Spielbauers feiner Zwirn in auffälligem Gelb, roten Schuhen und einem Seidenschal. Ganz ein Mann von Welt also.

Weltmännisch und von feiner Klugheit sind auch seine Texte. Ganz selten albern („Einmal ganz ist zweimal halb – jede Kuh war mal ein Kalb“), meist mit hintergründigem Humor. „Profane Fahne: Wer eine Fahne hat, hat nicht unbedingt den längsten Atem.“ Bürsten haben es Peter Spielbauer angetan. Einen Besenstil, im gleichen Gelb wie sein Anzug, hat er dabei: „Bikini-Figur im Jahr 2050“ oder „Versöhnung der drei monotheistischen Weltreligionen“, so seine Erklärung für diese Skulptur. Und ganz transatlantisch wird er, als er den amerikanischen Linguisten und Gegenwartskritiker Noam Chomsky zitiert. Diesen „besonderen Nestbeschmutzer“ zählt er zu seinen Vorbildern.

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Abwechslungsreicher Abend

Der Humor von Matthias Romir ist derber. So macht er vor, wie er mit seiner Bauchfalte eine Jonglierkeule auffängt: „So kann ich meinem körperlichen Verfall auch gute Seiten abgewinnen.“ Und wie er, natürlich gemeinsam mit Denise und von einem Regenschirm geschützt, eine Sektflasche mitten im Schlosshof hochgehen lässt, setzt all dem Schrägen des Abends die Krone auf.

Gegensätze ziehen sich an, machen einen Abend abwechslungsreich. Kaum zu glauben, dass Matthias Romir und Peter Spielbauer im Siegener Schlosshof erstmals gemeinsam aufgetreten sind.

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Matthias Romir: Stimmung garantiert
Matthias Romir: Stimmung garantiert © Wolfgang Leipold | Wolfgang Leipold