Burbach. Katrin Mehlich arbeitet hinter den Kulissen: Sie organisiert das Kulturprogramm in Burbach. Auf der Bühne legt sie einen anderen Namen an.
Schön ist es im Burbacher Kulturbüro. Große, bodentiefe Fenster lassen eine Menge Licht herein, wie geschaffen für Ausstellungen (gerade läuft eine, weitere sind in Planung), aber auch für Lesungen und Vorträge. „Es ist mir ein Herzensanliegen, eine Galerie zu betreiben“, sagt Katrin Mehlich. Im Untergeschoss befindet sich ein reich bestückter Bücherflohmarkt, der zweimal pro Woche auf Leseratten wartet. Unschlagbar ist die zentrale Lage: In der Römergalerie, direkt am Kreisel. Jeder interessierte Bürger ist nach zwei Stufen in einem wichtigen Zentrum des Burbacher Kulturlebens. Mittendrin hat die Kulturbeauftragte der Gemeinde Burbach ihr Büro. Viele Jahre war dies in der Alten Vogtei untergebracht, die heute Burbachs Touristik-Abteilung und ein Heimatmuseum beherbergt.
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Hinter den Kulissen
Katrin Mehlich hat vor 24 Jahren das Amt der Kulturbeauftragten übernommen. Dass ihr Rentenalter nicht in weiter Ferne liegt, ist kein Thema für sie: „Ich mache das so gerne, dass ich mir nicht vorstellen kann aufzuhören.“ Ihre Betätigungsfelder sind vielseitig: Da wäre das Heimhof-Theater, ehemals Kasino der Dynamit-Nobel Würgendorf, 1951 erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Nach einer Blütezeit, in der die großen Namen des deutschen Schauspiels hier gastierten, und einer zwischenzeitlichen Durststrecke erstrahlt das Heimhof-Theater außen und innen in neuem Glanz und wird von Künstlern und Zuschauern als „das schönste Theater Südwestfalens“ bezeichnet.
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Auch das Programm ist großartig: Welches Theater der Region kann sich rühmen, solch bedeutende Namen wie Klaus Hoffmann, Günther Maria Halmer, Suzanne von Borsody, Hannelore Hoger und in der kommenden Spielzeit Christine Westermann für Lesungen begrüßen zu können? Verantwortlich dafür sind der rührige Förderverein und Katrin Mehlich als Kulturbeauftragte. Ihr ist wichtig, dass in den Programmen immer sechs bis acht Theater- oder Musiknachmittage für Kinder dabei sind. Und das zu Preisen, die es Familien ermöglichen, gemeinsam Kultur zu erleben. „Die Renner dabei sind Astrid-Lindgren-Stücke“, sagt sie, „viele Besucher, die ich früher als Kinder kannte, kommen jetzt als Eltern mit ihren eigenen Sprösslingen.“
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„Es gibt viele Pfunde, mit denen wir hier kulturell wuchern können“, sagt Katrin Mehlich. „Buntes Burbach“ heißt das vielseitige Programm, das außer in der Römergalerie und dem Heimhof-Theater noch anderen Orten stattfindet: Der Alten Schule Niederdresselndorf, dem evangelischen Gemeindehaus Holzhausen und dem großen Platz mit seinem alten Baumbestand neben der evangelischen Kirche in Burbach, auf dem im Sommer die Philharmonie Südwestfalen mit ihrem alljährlichen Open-Air Konzert gastiert.
Ein neuer Ort: Das Landhaus Ilse
In naher Zukunft wird noch ein weiterer Ort hinzukommen, auf den sich die Kulturbeauftragte besonders freut: Das Landhaus Ilse, 1924 im Bauhausstil errichtet und nahezu baugleich mit dem „Haus am Horn“ in Weimar. Jahrelang war das Landhaus Ilse unbewohnt, wucherte zu und war dem Verfall preisgegeben. Die Gemeinde Burbach erkannte den historischen und architektonischen Wert des Hauses, übernahm es und renovierte es von außen. Inzwischen sind auch die Zuschüsse bewilligt, das Gebäude von innen instand zu setzen: Und zwar im ursprünglichen Stil. Burbach und sein Landhaus Ilse wird, wenn alle Arbeiten beendet sind, ein Magnet für diejenigen sein, die Architektur- und Bauhaus-Design in ihrer ganzen Schönheit erleben möchten. Hinzu kommt: Das weitläufige Gelände um das Landhaus Ilse ist wie geschaffen für Bürgerfeste aller Art.
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Auf der Bühne: Daubs Melanie
Katrin Mehlich arbeitet als Kulturbeauftragte ihrer Gemeinde vorwiegend hinter den Kulissen. Doch ein Teil von ihr steht ganz vorne am Bühnenrand, wenn sie in die Figur „Daubs Melanie“ schlüpft. Während ihres Studiums der Literaturwissenschaften an der Uni Siegen (Schwerpunkte: Kabarett der 20er Jahre und Kurt Tucholsky) gehörte sie dem Kabarett „Widerharken“ an, das Uni -Professor Hans Hoppe initiiert hatte. Das Team bestand neben ihr aus Christa Weigand, Matthias Frevel und Frank Sauer. Hoppes Credo: „Sozialtypen der Region müssen in Biografie, Aussehen und Dialekt entwickelt werden.“
Nach der Trennung der Gründergruppe 1992 (Mehlich: „Das war nicht immer schön“) stieg sie drei Jahre später beim Kulturkreis Wasserscheide ein, indem sie ein 50er-Jahre-Fest organisierte, einschließlich Bühnenprogramm, Modenschau und Flohmarkt. Als Moderator konnte sie damals den unvergessenen Chris Howland verpflichten. Vor allem aber: Sie machte wieder Kabarett und hatte bei Radio Siegen einen festen Sendeplatz. Ihr Künstlername: „Daubs Melanie“. „Der war mir einfach so eingefallen“, schmunzelt Katrin Mehlich. Und da sie merkte, dass die Figur der Siegerländer Schlaumeierin gut funktionierte, brachte sie diese auch auf die Bühne.
Nächste Premiere am 11. November
Seit 2000 tritt sie solistisch als „Daubs Melanie“ auf, entwickelt Jahr für Jahr ein neues Programm mit neuen Liedern, wobei ihre Schwester Sabine die Liedtexte schreibt. Stets dabei am Klavier: Jörg Fuhrländer. „Mäckes, Dost und Fuddelsuppe“ hieß ihr letztes Programm, in dem sie heimische Eigenarten und besonders Rudi (Melanies Gatten) aufs Korn nimmt. Verraten sei hier auch der Titel ihres neuen Programms: „Boho, fresh und digital“, das am Samstag, 11. November, zeitgleich mit dem Beginn der Karnevalssession Premiere hat.
Einer ihrer großen Träume jedoch betrifft wieder die Kulturbeauftragte Katrin Mehlich und ist ganz von dieser Welt: Aquarelle aus Italien und der Schweiz von Hermann Hesse in Burbach zu präsentieren. Und zwar im Landhaus Ilse, das dann auch von innen im neuen Glanz erstrahlt. Ein Porträt samt Text des großen Schriftstellers und Malers hat sie sich schon in ihrem Büro in der Römergalerie aufgehängt.
Erster Teil dieser Serie: Ohne den Orchesterwart hätte die Philharmonie keine Töne
Der Bücherflohmarkt in der Römergalerie ist geöffnet: Montag und Freitag von 15 bis 17 Uhr.
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