Hilchenbach. Wer berufstätig ist und zu Hause einen Angehörigen pflegt, dem wächst schnell alles über den Kopf. Gudrun Roth ist Pflege-Guide in Hilchenbach.
Gudrun Roth ist seit Februar Pflege-Guide für die Stadtverwaltung Hilchenbach. Als Pflege-Guide steht sie ihren Kollegen als erste Ansprechpartnerin bei allen Fragen rund um das Thema „Pflege“ zur Verfügung. „Es geht darum, die Kolleginnen und Kollegen, die neben dem Beruf noch einen Angehörigen pflegen müssen, so gut es geht zu unterstützen. Deswegen denke ich, dass es für jedes Unternehmen nur Vorteile bringt, einen ausgebildeten Pflege-Guide zu haben“, sagt sie. Schon im Juli wird es für alle Interessierten eine weitere Qualifizierungsrunde zum Pflege-Guide geben, unterstützt von der Regionalagentur der Kreise Siegen-Wittgenstein und Olpe.
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In ihrer Haupttätigkeit bei der Stadt Hilchenbach vertritt Gudrun Roth die Belange von Ehrenamtlichen, Behinderten und Senioren in der Stadt. „Den Job, den ich mache, gibt es in dieser Kombination bestimmt nur einmal im ganzen Kreisgebiet“, sagt sie lachend. Gudrun Roth weiß aus eigener Erfahrung, wie es ist, jemanden neben dem Job pflegen zu müssen; ihre 91-Jährige Schwiegermutter ist seit einigen Jahren auf Hilfe angewiesen. „Deswegen passte die Weiterbildung zum Pflege-Guide sehr gut zu mir und meinen Fähigkeiten“, sagt sie.
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Familien brauchen Entlastung
Selten werden Menschen von jetzt auf gleich zu Pflegefällen, meistens ist der Prozess schleichend. Für Angehörige ist das immer eine emotionale und organisatorische Herausforderung. Viele Entscheidungen müssen getroffen werden. Allein in NRW pflegen rund 600.000 Menschen Familienmitglieder oder Freunde neben der Arbeit. Ein Arbeitgeber, der dafür Verständnis zeigt und flexible Lösungen ermöglicht, kann für sie eine wichtige Stütze sein. Das Land NRW hat dafür das Programm „Vereinbarkeit von Beruf & Pflege“ ins Leben gerufen. Die Qualifizierungsreihe zum Pflege-Guide ist ein Teil davon.
Insgesamt sechs Personen aus der Stadtverwaltung haben sich seit Februar an Gudrun Roth gewandt. „Im ersten Gespräch muss ich erstmal herausfinden, was die Person überhaupt will. In einer Situation war ein Elternteil pflegebedürftig. Es ging dann um die Frage, wie die Arbeitszeiten angepasst werden können. Fängt man vielleicht später an, hört früher auf oder nimmt man sich eine komplette Auszeit“, schildert sie einen möglichen Ablauf einer Beratung.
Ausbildung
Die nächste Möglichkeit, sich als Pflege-Guide ausbilden zu lassen, gibt es ab dem 11. Juli in Olpe. Der dreitägige Workshop wird von der Regionalagentur der Kreise Siegen-Wittgenstein und Olpe organisiert.
Anmeldungen nehmen Carmen Brinker von der Katholischen Erwachsenen- und Familienbildung Olpe unter 02761/9422016, carmen.brinker@kefb.de, oder Melanie Schreier von der Regionalagentur unter 0271/333-1191, me.schreier@siegen-wittgenstein.de, entgegen.
Weitere Informationen und Termine sind unter www.berufundpflege-nrw.de abrufbar.
Als Pflege-Guide vermittelt Gudrun Roth oft zwischen ihren Kollegen und der Stadtverwaltung als Arbeitgeber. Sie ist Expertin für alles Organisatorische, das mit der Pflege zusammenhängt. Dabei geht es um Anträge, Gesetze und finanzielle Probleme. Aber auch psychologische Betreuung gehört dazu: „Klar, diese Situationen sind für Angehörige sehr belastend und auch die Kinder leiden oft darunter, wenn Mama oder Papa nicht mehr so viel Zeit haben, weil sie sich um die Großeltern kümmern müssen,“ sagt sie. Als Pflege-Guide versucht sie, für Entlastung zu sorgen.
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Charta für die Vereinbarkeit von Beruf & Pflege
Die Stadt Hilchenbach hat jetzt die „Charta für die Vereinbarkeit von Beruf & Pflege“ unterschrieben. Die Charta ist auch ein Teil des Landesprogramms „Vereinbarkeit von Beruf und Pflege“. Die Unterzeichner engagieren sich für die Pflegefreundlichkeit im eigenen Unternehmen. „Das ist ein wichtiges Zeichen an unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, damit sie sich trauen, mit dem Thema auf uns zuzukommen. Viele, die eine Pflegesituation durchleben, trauen sich noch nicht, offen darüber zu sprechen. Wir wollen ein Umfeld schaffen, in dem das Vertrauen da ist“, sagt Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis.
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Für Gudrun Roth könnte das mehr Arbeit bedeuten, das stört sie jedoch nicht: „Ich berate gerne Menschen, das mache ich ja jetzt auch schon seit 2012 beruflich. Und wenn die Leute dann mit einem positiven Gefühl den Raum verlassen, ist das für mich eine große Bestätigung“, sagt sie.
Die kostenlose Pflege-Guide-Weiterbildung geht über drei Tage. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernen gesetzliche und organisatorische Grundlagen, aber auch, wie man ein Beratungsgespräch angeht. Die Vernetzung mit anderen Pflege-Guides gefällt Gudrun Roth besonders gut: „Auf der Fortbildung kommt man in eine Gruppe von Menschen mit ähnlichen Zielen und beruflichen Hintergründen. Dass man mit den anderen dann auch mal einen Fall bespricht und zusammen an Lösungen arbeitet, ist für mich eine tolle Bereicherung“, sagt die 60-Jährige.
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