Kreuztal. Erstmals bekommen nicht mehr alle angemeldeten Kinder einen Platz in den OGS in Kreuztal. Die Schulen versuchen zu retten, was zu retten ist.
CDU-Stadtverordneter Philipp Krause nannte Zahlen: 27 Kinder an der Grundschule an Dreslers Park, 19 an der Jung-Stilling-Grundschule Kredenbach, „fünf bis sieben“ an der Adolf-Wurmbach-Grundschule Eichen/Littfeld: Sie wurden für den offenen Ganztag (OGS) angemeldet, haben aber keinen Platz bekommen. Bürgermeister Walter Kiß bestätigte im Rat allerdings nur sechs „Beschwerden“ von abgewiesenen Eltern.
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Für „dringende Härtefälle“ gibt es noch Plätze
Stadtrat Patrick Zöller berichtete, dass die Schulen in der Vergangenheit immer alle Anmeldungen angenommen hätten. Sie seien nun aber mit ihrer Kapazität „am Limit“. Bereits im laufenden Schuljahr sind an Dreslers Park und in Kredenbach mehr Kinder im offenen Ganztag, als es Plätze gibt. Das sei für die Schulen „nicht länger tragbar“. Verschärft habe sich die Situation dadurch, dass durch die Vielzahl an Anmeldungen zu den 1. Klassen im nächsten Schuljahr drei Eingangsklassen mehr gebildet werden müssen. Die Grundschulen hätten sich bereit erklärt, „für dringende Härtefälle“ fünf Prozent mehr Betreuungsplätze zur Verfügung zu stellen – das sind, je nach Schule, zwei bis fünf Plätze.
In der im vorigen Jahr durch den Rat verabschiedeten Satzung wurden die Kapazitäten festgeschrieben: Friedrich-von-Bodelschwingh-Grundschule Buschhütten 75 Plätze, Jung-Stilling-Grundschule Kredenbach 50 Plätze, Grundschule an Dreslers Park 100 Plätze, Adolf-Wurmbach-Grundschule je 50 Plätze in Eichen und Littfeld. Festgelegt wurde auch eine Reihenfolge, welche Anmeldungen Vorrang haben, wenn die Plätze nicht ausreichen: Zuerst aufgenommen werden die Kinder, die auch im Vorjahr im offenen Ganztag waren, dann Geschwisterkinder, Kinder von Alleinerziehenden und Berufstätigen, „Härtefälle“ und Kinder von OGS-Mitarbeitenden.
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Land zahlt nur kleinen Zuschuss zur 20-Millionen-Investition
„Um so dringender ist es, dass wir die Schulen ertüchtigen“, stellte Stadtrat Patrick Zöller mit Blick auf die folgenden Schuljahre fest: Ab 2026 haben Kinder einen Rechtsanspruch auf offenen Ganztag, zunächst im ersten Schuljahr, ab 2029 in allen Jahrgängen. Derzeit wird der offene Ganztag nur an vier Grundschulen angeboten, Fellinghausen soll dazukommen, die Entscheidung der katholischen St. Martin-Grundschule ist noch offen. Bisher nehmen zwischen 25 Prozent (Eichen) und fast 45 Prozent (Buschhütten) die OGS in Anspruch. Wären es 100 Prozent, müssten allein an Dreslers Park 188, in Kredenbach 170, in Eichen 150, in Buschhütten 93 und in Littfeld 67 Plätze zusätzlich geschaffen werden. Die Stadt rechnet mit einem Investitionsbedarf von 20 Millionen Euro. Erwarten kann Kreuztal dazu einen Landeszuschuss von 1,3 Millionen Euro.
„Für das nächste Schuljahr haben wir ein Problem“, sagte Philipp Krause (CDU), der für seine Fraktion „die Schaffung entsprechend räumlicher Kapazitäten zur Deckung des Bedarfs“ beantragte, möglicherweise auch in Turnhallen oder „Draußen-Gruppen“: „Alles ist besser als gar keine Betreuung“ – vor allem für Kinder, bei denen zu Hause nicht Deutsch gesprochen wird. Die angebotene Aufstockung um fünf Prozent sei „ein Schritt in die richtige Richtung“. Bürgermeister Walter Kiß wies darauf hin, dass die Kapazitätsgrenzen auf die verfügbaren Räume und das einsetzbare Personal gründen. Daran könne ein Ratsbeschluss nichts ändern: „Wir sind hier nicht basartechnisch unterwegs.“
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Engpass durch drei zusätzliche 1. Klassen
Der CDU-Antrag sei „überhaupt nicht umsetzbar“, sagte Jochen Schreiber (SPD), schon gar nicht in den jetzt noch knapp 40 Ferientagen. „Wo sollen die Kinder denn betreut werden?“, fragte Tibor Zachar (FDP). Philipp Krause (CDU) wies darauf hin, dass die Mehrklassen für den kommenden starken Grundschuljahrgang im November beschlossen wurden. „Da war klar, dass wir ein Problem haben.“ Stattdessen sei die Satzung mit den OGS-Kapazitäten vorgelegt worden; die damit begründeten Abweisungsbescheide aber erst Ende Mai. Bürgermeister Walter Kiß wiederholte: „Man kann fehlende Grundflächen nicht herbeibeschließen.“
„Die Zahlen hätte man auch früher haben können“, fand Heike Siebel (SPD). Die Stadt müsse mit dem Ausbau des offenen Ganztags nun „unbedingt anfangen“. „Aktiv und sehr schnell eine Lösung finden“, forderte Tibor Zachar (FDP), und zwar vor 2026. „Familien können in finanzielle Schwierigkeiten kommen“, warnte Simone Farr (Grüne) – nämlich dann, wenn Eltern keiner bezahlten Arbeit nachgehen können, weil ihre Kinder nicht betreut sind. Möglicherweise könnten Plätze auch auf mehrere Kinder verteilt werden: Nicht alle kommen jeden Tag, manche blieben auch nur vormittags. „Man darf nur nicht so sturköpfig sein.“ Bürgermeister Walter Kiß verwies auf die Finanzierung der OGS durch das Land: Die sehe solche Modelle nicht vor.
OGS-Ausbau in Kreuztal nun so schnell wie möglich
Am Ende beschloss der Rat, was er auch ohne den aktuellen Engpass beschlossen hätte: die Sanierung des Altbaus der Grundschule Eichen und den Auftrag an die Verwaltung, „für die Schulstandorte Friedrich von Bodelschwingh-Grundschule Buschhütten, Grundschule an Dreslers Park, Jung-Stilling-Grundschule Kredenbach und Grundschule Fellinghausen zu prüfen, welche Möglichkeiten bestehen, die zur Realisierung des Rechtsanspruches notwendigen Betreuungsplätze (...) zu schaffen“. Zusätzlich formuliert wurden nun aber die „Realisierung des aktuellen Bedarfs“ und „sobald als möglich“. Unzufrieden war Jochen Schreiber (SPD): Die Debatte zeichne „ein völlig falsches Bild“ von den großen Investitionen der Stadt in den Ausbau der Ganztagsbetreuung.
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