Netphen. Die Stadt Netphen setzt das Post-Verteilzentrum vor die Tür. Der Abrissbagger kann kommen.

Vor neun Jahren hat die Stadt Netphen das Gebäude der Post der luxemburgischen Immobiliengesellschaft abgekauft, in deren Besitz der 1989 fertiggestellte Komplex gelangt war. Zum 31. März 2024, nachdem die Stadt den Mietvertrag zum letzten Mal verlängert hat, muss die Post mit ihrem Verteilzentrum ausziehen. Dann rückt der Abrissbagger an. Dem Stadtentwicklungsausschuss wird am Montag, 29. Mai, das Konzept für die Neubebauung vorgestellt.

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Größerer Discountmarkt und neue Mietwohnungen

An die Stelle der Post mit den Tonnendächern soll ein viergeschossiger Neubau treten. Unten wird der von jetzt 680 auf dann 1050 Quadratmeter vergrößerte Norma-Discounter einziehen. In zwei Obergeschossen und einem Staffelgeschoss werden sieben barrierefreie Mietwohnungen mit je 80 bis 110 Quadratmetern Wohnfläche errichtet. Die Wohnungen werden mit Treppenhaus und Aufzug erschlossen. Angebunden werden auch die vorhandenen sieben und zwei weitere neue Wohnungen über dem Norma-Altbau. Der Discounter selbst soll mit aus der Kühlung zurückgewonnener Wärme, die Wohnungen mit Wärmepumpen und Photovoltaik beheizt werden.

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34 Parkplätze bleiben vor dem Neubau, die nun weiteren benötigten rund 30 Parkplätze sollen „abgelöst“ werden können – das heißt: der Bauherr bezahlt einen Geldbetrag, im Gegenzug weist die Stadt Parkplätze für den Neubau auf dem Rewe-Parkdeck aus. Der Eingang dorthin und zum Norma-Discounter wird künftig Tür an Tür, nur noch durch die Talstraße getrennt, liegen. Gefällt werden die Bäume auf dem jetzigen Norma-Vorplatz.

„Die Erweiterung des Norma-Marktes sichert und stärkt ein vielfältiges Warenangebot zur Nahversorgungin der Innenstadt“, heißt es in der Vorlage der Verwaltung, „das Vorhaben wird zu einer Belebung und Attraktivitätssteigerung der Stadtmitte beitragen.“ In einem nächsten Schritt will die Verwaltung, wenn der Stadtentwicklungsausschuss dazu grünes Licht gibt, mit dem Investor über einen Durchführungsvertrag verhandeln und einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan aufstellen.

Post schließt 1999, Aldi 2010

Auf dem Gelände der Post stand früher die Talschule, eine Filiale der damals noch selbstständigen Grundschule Obernetphen in der Brauersdorfer Straße. 1986 wurde das Schulgebäude abgerissen. An seiner Stelle entstand die Erweiterung des Einkaufszentrums mit einem Supermarkt und der Post. Die Post eröffnete 1989 und wurde bereits zehn Jahre später wieder geschlossen. Am Standort blieb nur das Verteilzentrum. Post-Dienstleistungen werden seitdem in Agenturen angeboten, in Netphen lange Zeit in der nun auch nicht mehr bestehenden Drogerie Aasmann.

Bereits 2010 schloss die Aldi-Filiale im Netphener Einkaufszentrum – die Discountkette hatte sich vergeblich um eine größere Verkaufsfläche mit ebenerdigen Parkplätzen bemüht und sich fortan auf die Standorte Dreis-Tiefenbach und Deuz konzentriert. Der Ruf nach einem Discounter im Kernort blieb laut – diskutiert, am Ende aber verworfen wurde auch ein Standort jenseits der Umgehungsstraße im Gewerbegebiet Auf der Braas.

Neben der Post hat die Stadt über ihre Vorkaufsrechtssatzung auch das benachbarte Gebäude der ehemaligen Tagesklinik erworben. Dort sind derzeit Geflüchtete untergebracht. Ob und wie die Stadt das Gebäude auf Dauer nutzen will, ob dort städtische Einrichtungen untergebracht oder Wohnungen geschaffen werden, ist offen.

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Innenstadt-Konzept mit Hufeisenplatz ist auch fertig

In der Sitzung am Montag, 29. Mai, die um 17 Uhr im Ratssaal beginnt, wird auch das integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) beraten. Darin sind die bis 2033 vorgesehenen Vorhaben in der Stadtmitte aufgelistet, die mit Landesmitteln gefördert werden sollen. In der obersten Prioritätsstufe A, die bis Ende 2025 umgesetzt werden sollen, stehen weitere Maßnahmen im Einkaufszentrum: die Neugestaltung eines autofreien Hufeisenplatzes, des Neumarkts und der Passagen zur Lahnstraße, sowie die Anlage des Hufeisenparks, der Talstraße und Siegufer verbindet. Darüber hinaus soll mit größtem Vorrang die Entwicklung der Schulstandorte betrieben werden – vor allem geht es um Neubau oder Erweiterung der Grundschule.

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