Kreuztal. IHK und DGB ärgern sich über den Vorstoß der Grünen gegen die Südumgehung Kreuztal: Es gehe um sichere Jobs und das Zusammenwachsen des Kreises.

Industrie- und Handelskammer (IHK) und Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) ärgern sich über die Veranstaltung der Grünen im Mattenbachtal. Bundestagsabgeordnete Laura Kraft und die Grünen-Verkehrspolitikerin Nyke Slawik hatten sich vom Bürgerinitiativen-Netzwerk „Natur 57“ durch das Buschhüttener Mattenbachtal führen lassen, durch das die Kreuztaler Südumgehung gebaut werden soll.

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„Wer in Berlin die Interessen der Menschen im gesamten Kreis Siegen-Wittgenstein vertreten will und dafür gewählt wurde, sollte ausgleichender und abwägender argumentieren“, meinen Kammer und Gewerkschaft. „Eine Bundestagsabgeordnete, die bei der Ortsumgehungskette den Begriff ,Monsterplanung‘ in den Mund nimmt, entzieht einer sachlich-konstruktiven Zusammenarbeit für das Zusammenwachsen von Siegerland und Wittgenstein den Boden,“

DGB: Präzisionsfräsen nicht im Homeoffice neben dem Bügelbrett

Gemeinsam üben IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener und der Vorsitzende des DGB-Kreisverbandes Siegen-Wittgenstein, Ingo Degenhardt, scharfe Kritik an den Äußerungen der Bundestagsabgeordneten. Mit absurden Begrifflichkeiten würden Ängste geschürt, mit denen Menschen verunsichert werden sollen. Klaus Gräbener: „Wo regionaler Konsens erforderlich ist, wird gespalten. Es gibt einen untrennbaren Zusammenhang zwischen einer leistungsfähigen Verkehrsinfrastruktur und sicheren Arbeitsplätzen.“

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Um die erheblichen infrastrukturellen Defizite der Region zu beheben, sei ein geschlossenes, starkes Auftreten in Bund und Land notwendig. „Wenn sich unsere Abgeordneten gegenseitig diskreditieren, hat unsere Region das Spiel bereits verloren, bevor es angepfiffen wird“, meint Ingo Degenhardt. „Dass die Verkehrsbelastung im Ferndorftal aufgrund von Homeoffice zurückgehe, ist angesichts des hohen Industriebesatzes in der Region eine geradezu groteske Aussage. Ich kenne nicht viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die eine CNC-Präzisionsfräse daheim neben dem Bügelbrett stehen haben. Auch lassen sich Schrauben und Kunststoffbahnen bislang nicht per E-Mail zum Kunden versenden.“ Tatsächlich zeige eine aktuelle Verkehrsprognose von Straßen.NRW, dass die Route 57 zu einer deutlichen Entlastung zwischen Kreuztal und Hilchenbach führen wird.

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„Erdrückende Mehrheit“ für Ortsumgehungskette Kreuztal-Schameder

Die erdrückende Mehrheit der Firmen und ihrer Beschäftigten in der Region stehe hinter der Ortsumgehungskette. Die politischen Beschlüsse im Kreistag und in den anliegenden Kommunen seien mehr als eindeutig. Klaus Gräbener: „Wir sind froh, dass mit Volkmar Klein (CDU) und Luiza Licina-Bode (SPD) zwei heimische Bundestagsabgeordnete das Interesse einer erdrückenden Mehrheit von Arbeitgebern sowie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in der Region in diesem Thema engagiert vertreten,“ Ingo Degenhardt: „Um es klar zu sagen: Die Wertschöpfung entsteht weder im Bundestag noch in Naturschutzvereinen, sondern durch die Arbeit von Beschäftigten an den Werkbänken und in den Produktionshallen.“

SPD-MdB Luiza Licina-Bode: „Lassen uns nicht einschüchtern“

Auch SPD-Bundestagsabgeordnete Luiza Licina-Bode hat sich geäußert. „Wir sind bereit, weiterhin für eine verbesserte Anbindung zu kämpfen und lassen uns nicht durch unredliche und unehrliche Argumente einschüchtern.“ Das ÖPNV-Angebot in Wittgenstein und von Wittgenstein nach Siegen sei überschaubar, Auch den Bewohnern des Ferndorftales in Kreuztal sei mit solchen Aussagen nicht geholfen. „Ein einziger Verein hält seit Jahren den Fortschritt bei der Verbesserung der Lebensader für ganz Wittgenstein auf.“ Wittgensteine hab bundesweit einen der zeitlich längsten Anfahrtswege zur nächsten Autobahnanbindung. „Einige Menschen aus Kreuztal und Siegen können scheinbar nicht nachvollziehen was es bedeutet, wenn die Anfahrt zur nächsten Autobahnanbindung eine Stunde dauert, und nicht fünf bis zehn Minuten.“ Die jetzige Verkehrsanbindung sei „ein echter Klimakiller mit zahlreichen engen Kurven und Steigungsstrecken sowie Umwegen und Staus in den engen Ortsdurchfahrten, mit erhöhtem Kraftstoffverbrauch und CO2-Ausstoß.“

Seit der Kommunalreform seien Dienstleistungen und Serviceangebote aus Wittgenstein nach Siegen verlegt wurden. Im Gegenzug wurden ÖPNV-Angebote in Wittgenstein immer weiter zusammengestrichen. „Wir sollten auch nicht vergessen, dass die Region Wittgenstein in den kommenden Jahren einen enormen Anteil am Ausbau der erneuerbaren Energien haben wird. Das verlangt von uns wiederum Opfer, dafür werden wir hier so viel Energie erzeugen wie ein halbes AKW, auch für das Siegerland.“

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