Kreuztal. Ninja Nüße macht im Bestattungshaus Giesler eine Ausbildung zur Bestattungsfachkraft. Ihr Werdegang ist eng mit einem Schicksalsschlag verknüpft.
Das Bestattungshaus Giesler kann auf eine lange Tradition im Kreis Siegen-Wittgenstein zurückblicken. Fast 150 Jahre kümmert sich das Kreuztaler Unternehmen nun schon darum, die Wünsche der Verstorbenen und ihrer Angehörigen umzusetzen. Als ein zentraler regionaler Ansprechpartner für die Durchführung von Bestattungen möchte Firmeninhaber Henrik Giesler in der Personalplanung die Weichen für eine ebenso erfolgreiche Zukunft stellen.
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Auch die 27-Jährige Quereinsteigerin Ninja Nüße ist fester Bestandteil des Familienunternehmens. Aktuell befindet sich die Kreuztalerin im letzten Lehrjahr ihrer dreijährigen Ausbildung zur Bestattungsfachkraft. Dass sie eines Tages ausgerechnet Bestatterin werden würde, hätte sie sich lange Zeit selbst nicht vorstellen können.
Bewegter Lebenslauf
Nüße hat einen bewegten Lebenslauf hinter sich. Nach der Schule schloss sie eine Ausbildung im Garten- und Landschaftsbau erfolgreich ab, doch wirklich glücklich wurde die angehende Bestattungsfachkraft dabei nicht. „Ich habe schnell gemerkt, dass es nicht das ist, was ich machen will und auch nicht das ist, was mich wirklich erfüllt“, erklärt sie. In der Folge schaute sich Nüße in verschiedenen Arbeitsbereichen um – die berufliche Erfüllung fand sie jedoch nicht – zumindest bis das persönliche Schicksal seinen Lauf nahm.
Die 27-Jährige wurde an einem nebligen Tag auf einer Autobahn Zeugin eines tragischen Motorradunfalls. Vor Ort versuchte Nüße noch, den schwer verletzten jungen Fahrer am Leben zu halten – vergebens. Die Bilder des tödlichen Unfalls ließen sie fortan nicht mehr los, weshalb sich die Kreuztalerin an eine ganz besondere Anlaufstelle wandte. „Um damit abschließen zu können, habe ich mich an den zuständigen Bestatter gewandt und durfte in der Folge beim Ablauf überall mitmachen“, erzählt sie.
In der Folge entwickelte Ninja Nüße großes Interesse daran, Familien mit Trauerfällen zu unterstützen. Es sei eine wichtige Aufgabe, „Angehörige in einer Notlage zu betreuen und helfen zu können“, verdeutlicht Nüße ihre Motivation.
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Neuorientierung
Sie beschloss, sich beruflich zu verändern, einen neuen Weg einzuschlagen. Die erste Anlaufstelle dafür: Das Bestattungshaus Giesler in Kreuztal. Während eines dreiwöchigen Praktikums gewann die gelernte Gartenlandschaftsbauerin weitere Einblicke in die Arbeitswelt eines Bestattungsunternehmens – und sie stellte sich dabei direkt so gut an, dass ihr das Unternehmen schnell eine Ausbildung zur Bestattungsfachkraft anbot.
Besonders die Abwechslung und Vielfalt im Beruf seien das, was ihr im bisherigen Berufsleben gefehlt habe. Jeder Bestattungsfall sei anders und benötige unterschiedliche Ansätze. Obwohl sie täglich mit dem Tod konfrontiert werde, versuche sie sich von den schwierigen Lebenssituationen ihrer Kunden nicht unterkriegen zu lassen. „Der Tod ist nicht immer nur schrecklich, er kann manchmal auch eine Erlösung sein“, betont Nüße. Ihre Aufgabe sei es dann, den Angehörigen den bestmöglichen Abschied von den Verstorbenen zu ermöglichen.
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Umgang mit dem Tod
Manche Todesfälle gehen der 27-Jährigen aber auch trotz des täglichen Umgangs mit dem Tod ans Herz. „Wir hatten einen wirklich tragischen Autounfall, bei dem ein junger Mann gestorben ist. Das hat uns alle sehr mitgenommen“, erzählt sie. Um auch in solchen Situationen einen freien Kopf zu bekommen, kümmert sich Nüße um junge Tiere, die ihr Leben noch vor sich haben. Wenn das nicht reicht, fängt sich das Team bei der Arbeit gegenseitig auf. „Wir unterstützen uns oft in der Trauer. Die Mitarbeiter sind hier wirklich zu meinen besten Freunden geworden“, fühlt sich Nüße auch in schweren Zeiten beim Bestattungshaus Giesler gut aufgehoben. Das Unternehmen biete den Angehörigen, aber auch den eigenen Beschäftigten viel Handlungsspielraum in der Umsetzung der Bestattungen. Eine moderne Unternehmensstruktur mit einem Online-Portal, bei dem Angehörige ihre Wünsche und Vorstellungen zur Bestattung selbst gestalten können, sei wichtig für eine kundennahe Betreuung, so Nüße weiter.
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Wünsche erfüllen
Das primäre Ziel sei es immer, den Hinterbliebenen alle Wünsche zu erfüllen – so könne es durchaus vorkommen, dass ein Sarg von Freunden mit Graffiti besprüht wird. Regelmäßig finden im Gieseler-Stammhaus auch Abschiedsfeiern statt, die das Unternehmen organisiert. Aus den zahlreichen Möglichkeiten entstand im Bestattungshaus die Philosophie: „Geht nicht, gibts nicht“. Und genau die wird auch von den jungen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen wie Ninja Nüße voll mitgetragen. „Wir versuchen, zu unterstützen und Menschen so trauern zu lassen, wie sie wollen.“
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