Siegen. Früher hieß die Graf-Luckner-Straße Hindenburgstraße, bald soll sie nach Edith Langner heißen. Die Anwohner haben genug von Persönlichkeiten.
Die Anwohner der Graf-Luckner-Straße fordern in einem Bürgerantrag, den Ratsbeschluss zur Umbenennung in Edith-Langner-Straße aufzuheben. „Schon einmal mussten Teile der Anwohner ihre Wohnadresse ändern“, erinnert Ulrich Gödde als Sprecher der Anwohner in einer Pressemitteilung. Bis zur kommunalen Neugliederung 1975 wohnten sie nämlich in der – Weidenauer – Hindenburgstraße. Die Anwohner hätten keine Vorbehalte gegen die CDU-Landtagsabgeordnete, nach der der Rat die Straße nun benennen will. „Was sie aber keinesfalls wollen, ist nochmals eine Person des öffentlichen Lebens als neuen Straßennamen.“
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Bereits 1998 habe das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ berichtet, dass der „Seeteufel“, wie sich Graf Luckner selbst bezeichnete, an Mädchen vergangen hatte. Für diese Vergehen hätten die Anwohner keinerlei Verständnis. Die Umbenennung in Graf-Luckner-Straße sei, wie man jetzt sehe, ohne korrekte wissenschaftliche Untersuchungen erfolgt.
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Umbenennung „aus heiterem Himmel“
Wie die Anwohner der Graf-Luckner-Straße in einem Schreiben an Bürgermeister Steffen Mues, an die Vorsitzenden aller Fraktionen im Rat der Stadt Siegen, an den Vorsitzenden des Bezirksausschusses und an den Vorsitzenden des Seniorenbeirats mitteilen, sei die aktuelle Namensumbenennung nach ihrer Einschätzung und der weiterer mehr als 100 Anwohner „aus heiterem Himmel erfolgt“ und habe alle Anlieger überrascht, aber auch verärgert. In ihrem Brief bringen die Anwohner ihr Unverständnis zum Ausdruck, nicht an der Entscheidung beteiligt worden zu sein. Schließlich seien die Anwohner „gebrannte Kinder“. Man erwarte einen Straßennamen ohne Bezug auf eine Persönlichkeit.
Auf den Nägeln brenne den Anwohnern auch die Frage, wer die mit der Umbenennung auf die Bürger zukommenden Kosten trage. Die Stadt hatte bisher zugesagt, keine Gebühren für neue Personalausweise und andere von der Stadt ausgestellte Dokumente zu erheben. Die Anwohner der Graf-Luckner-Straße weisen auf Versicherungspolicen, Banken, Telefon, TV-Anbieter und weitere Vertragspartner hin, die informiert werden müssen: „Ein Bürokratie-Monster.“
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Anwohner wollen beteiligt werden
Eine Neuberatung in den städtischen Gremien in dieser Angelegenheit und die Findung eines neuen Straßennamen unter Beteiligung der Bürgerschaft sei „zwingend erforderlich“, meinen die Anwohner. Anders als für alle anderen umzubenennenden Straßen hatte der Rat die Graf-Luckner-Straße sofort mit einem neuen Namen versehen. Die neuen Namen für die anderen Straßen werden in diesen Wochen in den Bezirksausschüssen und im Kulturausschuss beraten und danach durch den Hauptaussschuss beschlossen. Bei ihren Vorschlägen für Bergfriederstraße („Auf dem Heuper“), Lothar-Irle-Straße („Am Breitenbach“) hatten sich die Fraktionen von CDU, SPD, Grünen, Linken und Volt ausdrücklich auf Vorschläge von Anwohnern berufen.
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