Siegen. Der Kreisverband der Grünen fordert, dass der Kreis Siegen-Wittgenstein eine Führungsrolle beim Thema Energie einnimmt. Wie das gelingen soll.

Mit Windrädern und Photovoltaikanlagen die Geldbeutel der Bürger auf lange Sicht entlasten: Der Kreis Siegen-Wittgenstein soll sich schon in naher Zukunft unabhängig von anderen Energieversorgern machen und eine tragende Führungsrolle in NRW übernehmen – das fordert der Kreisverband der Grünen. Gelingen soll dies über die Gründung einer „Erneuerbare Energien Beteiligungs- und Entwicklungsgesellschaft im Kreis Siegen-Wittgenstein GmbH“.

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„Der Kreis hat viel mehr Potenzial und kann einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten“, sagt Lena Schmidt, Mitglied des Arbeitsforums. Im Zuge des Ukraine-Krieges sei die Abhängigkeit der deutschen Energieversorgung von russischen Öl-, Gas- und Kohlelieferungen offensichtlich geworden. Der Grünen-Kreisverband fordert Einsatz. „Der Kreis muss jetzt mehr Verantwortung übernehmen. Hier passiert noch nichts“, kritisiert Beisitzerin Susanne Bald.

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Als einen wichtigen Teilaspekt erachten die Teilnehmer des Arbeitsforums die Errichtung einer halb-öffentlichen Klimaagentur, zusammen mit dem bereits bestehenden Energieverein, die die Bürger sowie Energiegesellschaften beim Schritt in die Erzeugung erneuerbarer Energie beraten und unterstützen kann. Susanne Bald: „Sie soll Firmen und Teilhabende vernetzten und Umsetzungsmöglichkeiten hervorbringen.“ Die Agentur soll auch der nach Willen der Grünen zu gründenden Beteiligungs- und Entwicklungsgesellschaft zur Seite stehen, in der sich die Städte und Gemeinden des Kreises ebenso wie öffentlich-rechtliche Unternehmen wie die Sparkasse, Stadtwerke oder Wohngesellschaften beteiligen.

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Auch die Uni Siegen soll als Partnerin gewonnen werden. Eine weitere Forderung ist die Unterstützung gemeindeübergreifender Projekte. Die Landesregierung habe sich vorgenommen, „Nordrhein-Westfalen zur ersten klimaneutralen Industrieregion Europas zu machen“, so die Grünen. Der Kreis Siegen-Wittgenstein solle Vorreiter sein, auch, um die Interessen der Region zu sichern. „Ein Hauptaspekt unserer Forderungen ist, dass sich niemand mit dem Umbau zu erneuerbaren Energien die Taschen vollsteckt. Es ist vor allem für das Gemeinwohl“, sagt Susanne Bald.

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Die Grundeigentümer sollen dann nicht mehr nur Verpächter, sondern Mitbetreiber der Anlange sein. Die Städte und Gemeinden bekommen durch die Beteiligung ein Mitspracherecht und partizipieren an den Erträgen. Auch für die Bürger werden Beteiligungsformen etabliert und die jeweiligen Projekte in Form von Bürgerenergiegesellschaften realisiert. Die Versorgung mit heimischer Energie habe außerdem den Vorteil, dass es für die Bürger langfristig kostengünstiger werde. Mit der Umstrukturierung soll die Wertschöpfung zu wesentlichen Teilen wieder im Kreis Siegen-Wittgenstein erfolgen. „Wir erfinden nichts Neues. Wir wollen lediglich das Modell hier im Siegerland implementieren“, sagt Helmut Sova, Beisitzer des Grünen Kreisverbandes. Der Blick geht dabei in den Kreis Steinfurt, in dem das geforderte Modell sehr gut funktioniere, meint Susanne Bald.

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„Vor ein paar Jahren war der Hass auf Windräder relativ groß. Vor allem die Optik war ein großer negativ Faktor“, erklärt Kreuztals stellvertretender Bürgermeister Dieter Gebauer – ebenfalls Mitglied des Arbeitsforums. „Mittlerweile stößt man aber auf viel mehr Akzeptanz. Die Stimmung hat sich gewaltig verändert.“ Ob die Forderungen nun übernommen werden, ist unklar. Bei einem Punkt ist sich Helmut Sova jedoch sicher. „Die Energiewende wird auf jeden Fall kommen.“

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