Siegen. Mit dem Erhalt des Eiserfelder Hallenbades ist es nicht getan. Die Schwimmvereine haben sehr konkrete Forderungen für den Neubau in Weidenau.

Drei Hallenbäder hat die Stadt, zwei sollen es künftig sein – das ist erklärter Wille der in Eiserfeld gegründeten Bürgerinitiative und nun auch mehrheitlich der politischen Parteien. Dass bei einer Zwei-Bad-Lösung in Siegen auch künftig, im Verbund mit geeigneten Zeitfenstern, genug Wasserfläche für eine qualifizierte Schwimmausbildung vorhanden ist, daran appellieren die schwimmsporttreibenden Vereine gemeinsam.

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Lieber zwei Lehrschwimmbecken und viele 25-Meter-Bahnen

Verantwortliche der DLRG-Ortsgruppen Siegen, Eiserfeld und Weidenau, der Schwimmvereinigung Neptun Siegerland (SNS) und der Reha-Sport-Gemeinschaft Eiserfeld haben einen klar formulierten Wunsch, was den künftigen Hallenbad-Neubau am Weidenauer Bismarckplatz angeht: Zwei Lehrschwimmbecken sollen es dort sein, möglichst auch akustisch voneinander getrennt, und idealerweise zwei Becken mit genügend Bahnen à 25 Meter. Ein 50-Meter-Becken, durchaus ein Plus für den Leistungs- und Wettkampfsport, mache aus ihrer Sicht nur Sinn, wenn es in zwei Mal 25 Meter teilbar sei, also „Zusatz-Features“ habe.

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Kleine Kinder haben in Weidenau keine Chance

Das in einem Pressegespräch am Dienstag vorgebrachte Plädoyer aus der Praxis gründet auf aktuellem Zahlenmaterial. Die Nachfrage nach Schwimmkursen für Anfänger und fortgeschrittene Anfänger sei hoch, die Warteliste lang. Insgesamt müssten in der Stadt Siegen bei DLRG, SNS und auch der Schwimmsportabteilung des AdH Weidenau rund 500 Kinder vertröstet werden. Mehr als derzeit in der Schwimmausbildung geleistet werde, gehe nicht. Zumal vor allem im Bad am Bismarckplatz die Bedingungen seit Jahren suboptimal sind. Katja Scholz, die dortige DLRG-Ortsgruppen-Vorsitzende und Technische Leitung: „Wir haben ja gar kein Lehrschwimmbecken. Das heißt, wir können Kinder erst ab einer gewissen Körpergröße aufnehmen, etwa ab dem Alter von sechs Jahren. Sie müssen ja im Becken sicher stehen können.“

Am „langen DLRG-Dienstag“ in Weidenau bevölkerten von 17 bis 18 Uhr bis zu 110 Kinder und 35 Betreuer das Bad, von den Nichtschwimmern und denen, die das Seepferdchen schon haben. Katja Scholz: „Unsere Warteliste ist auf zwei Jahre hin voll. Zu bedenken ist, dass wir auch Quereinsteiger haben, also Kinder, die andernorts, zum Beispiel bei privaten Schwimmschulen, das Schwimmen gelernt haben.“ Von diesen sogenannten Externen könne die Ortsgruppe nur eine begrenzte Zahl aufnehmen.

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Neptun: Alle Kurse bis Jahresende belegt

Sämtliche Schwimmkurse komplett belegt sind bis Ende des Jahres auch bei der SNS. Vorsitzende Vanessa Frettlöh: „Wir haben unsere Anmeldelisten geschlossen.“ Um den Bedarf einigermaßen decken zu helfen, sei ihr Verein mit einem der derzeit acht laufenden Kursen (mit über 130 Kindern) jetzt auf den Samstag ausgewichen. Frettlöh: „Dazu kommen vier Wassergewöhnungsgruppen und zwei Babyschwimmgruppen.“ Die Schwimmvereinigung bietet ihre Kurse überwiegend im Löhrtor-Bad an, nur am Montag belege der Verein für anderthalb Stunden das Bad in Eiserfeld.

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Der 1. Vorsitzende der dortigen Reha-Sport-Gemeinschaft, Marco Stolz, berichtete gleichfalls von einer „Mega-Warteschlange“. Es fehle in der Stadt einfach an Reha-Möglichkeiten im Wasser. Zumal auch lange bestehende Klinik-Becken gerade geschlossen worden seien – gemeint waren die Einrichtungen im alten Siegener Stadtkrankenhaus und im Diakonie-Klinikum Jung-Stilling.

Uni hat auch Bedarf – kein eigenes Schwimmbecken mehr

Weil auch das Schwimmbecken der Universität Siegen aufgrund eines Bauschadens, wie es auf Nachfrage dieser Zeitung seitens der Hochschule heißt, dauerhaft außer Betrieb genommen werden musste, seien die Rettungsschwimmkurse des DLRG in Siegen enorm gefragt. Vorsitzender Martin Henning: „Die Lehramtsstudierenden brauchen für ihr Sportzertifikat den Rettungsschein.“ Die Kinderschwimmausbildung der Ortgruppe finde mittwochs am Löhrtor statt: mit 80 Kindern plus Trainern, also mit rund 100 Personen im Becken und am Beckenrand. Henning betonte ausdrücklich, dass das Schwimmenlernen mit dem Erwerb des Seepferdchens längst nicht beendet sei: Sicher schwimmen könne ein Kind erst, wenn es zumindest das Jugendschwimmabzeichen in Bronze erworben habe. Dazu brauche es Zeit und auch Raum, zumal sich das Verhalten der Kinder während der Corona-Jahre auch in Sachen Schwimmenlernen verändert habe. Es dauere alles letztlich länger.

Vereine wünschen

Die schwimmsporttreibenden Vereine wünschen sich künftig unter anderem auch das:

Genügend Platz zum Lagern der Trainingsmaterialien und einen großzügig bemessenen Beckenumgang;

Ausreichend Umkleiden, so dass auch bei einem Wechsel der Gruppen die Wasserfläche nahezu durchgängig genutzt werden kann;

Einen Raum für Schulungen sowie eine funktionierende Lautsprecher-Anlage;

Eine Caféteria in dann beiden Hallenbädern – wegen des Wohlfühlfaktors, aber auch als Einnahmequelle für die Stadt;

An den Bedarf angepasste Schließungszeiten bei notwendigen Wartungsarbeiten.

Die schwimmsport-orientierten Vereine der Stadt, ausdrücklich zufrieden mit der Zusammenarbeit mit dem städtischen Sport- und Bäderamt, wünschen sich, dass sie künftig wieder stärker in die konkreten Planungen für das neue Hallenbad eingebunden werden. Jens Uhlendorf, Geschäftsführer der DLRG-Ortsgruppe Eiserfeld und 2. Vorsitzender der Bürgerinitiative: „Bis zum Ratsbeschluss des Jahre 2018 gab es einen Gesprächsfaden, der ist aus unterschiedlichen Gründen unterbrochen worden.“ Auch wegen der Pandemie, auch wegen des Ukraine-Krieges. „Das ist dann versandet.“ Nun hoffen die Verantwortlichen auf einen Neubeginn des Dialogs. Katja Scholz: „Wir möchten die Bauplanung begleiten, möchten, dass die Arbeitsgruppen von damals wieder reaktiviert werden, um von Anfang an die aus unserer Sicht nötigen Impulse zu geben.“ Letztlich lägen die Vorschläge ja alle längst auf dem Tisch.

Eiserfelder Bürgerinitiative bleibt am Ball

Der zuständige Stadtrat Arne Fries betonte auf Nachfrage dieser Zeitung, es sei ihm „ein Anliegen, alle Vereine und Nutzergruppen auch in die künftige Gestaltung des neuen Hallenbades einzubeziehen und Beteiligung zu ermöglichen“. Das betreffe sowohl die Öffentlichkeit als auch Schulen, Vereine und andere Gruppen. Aktuell befinde sich die Verwaltung noch in den grundlegenden Vorplanungen und Entscheidungen. Doch bald werde „wieder der richtige Zeitpunkt für unseren runden Tisch gegeben sein“. 2018, so Fries, sei es ihm wichtig gewesen, zunächst alle Nutzergruppen in die Abfrage zur Hallenbadentwicklung einzubeziehen. Erklärter Wunsch von einst: ein sportorientiertes Hallenbad mit familienfreundlichen Elementen.

Die Eiserfelder Bürgerinitiative will sich auch nach einem politischen Pro für den Erhalt weiterhin für das Bad im Siegener Süden stark machen. Jens Uhlendorf: „Wir haben künftig ein Auge darauf, dass notwendige Maßnahmen umgesetzt werden – etwa was die Renovierung der seit Jahren defekten Lüftungsanlage angeht.“

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