Siegen. Im Gemeindehaus der Martini-Kirche wird jeden Mittwochmittag gekocht. Die Gäste können dabei frei entscheiden, wie viel sie fürs Essen bezahlen.
Das Gemüse ist fertig geschnippelt, die Tische sind alle schön eingedeckt: Jetzt können die Köchinnen den Herd einschalten. Auch an diesem Mittwochmittag erwartet das ehrenamtliche Team des Martini-Mittagstischs im Gemeindehaus an der St.Johann-Straße viele hungrige Gäste. Für nur 1,50 Euro kann, wer will, eine warme Mahlzeit in netter Gesellschaft genießen – und wer gar kein Geld hat, bekommt das Essen umsonst.
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Wie alles begann
„Schon Ende des vergangenen Sommers deuteten die Probleme auf eine schwere Zeit für die Leute hin. Unter anderem auch die steigenden Energiekosten sind für viele Leute derzeit eine Belastung“, sagt Pfarrerin Ute Waffenschmidt-Leng. „Wir möchten arme Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen in eine finanzielle Notlage geraten sind, mit dem Projekt unterstützen.“
Kontakt und Spendenkonto
Die Ansprechpartnerin, Pfarrerin Ute Waffenschmidt-Leng, ist erreichbar unter 0271/33 12 65 oder über ihre E-mail
waffenschmidt-leng@kirche-martini.de
Finanziert wird das Projekt in erster Linie über Spenden. Mit dem Stichwort „Martini-Mittagstisch“ sind Spenden an das Sparkassenkonto mit der IBAN DE11 4605 0001 0001 2937 86 und dem BIC: WELADED1SIE möglich.
Das Gemeindehaus befindet sich in der St.-Johann-Straße 7.
Mit Anzeigen in verschiedenen Medien verbreitete die Pfarrerin ihre Idee von dem Mittagstisch. Nach kurzer Zeit meldeten sich viele begeisterte Helferinnen und Helfer: „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommen aus den unterschiedlichsten Gebieten. Es sind auch welche dabei, die aus der Kirche ausgetreten sind“, so Ute Waffenschmidt-Leng. Auch Suraiyah Sarfo, Leiterin des afrikanisches Gottesdienstes im Martini-Gemeindehaus setzt sich tatkräftig ein. „Für mich sind wir alle gleich. Ich liebe es Menschen zu helfen und habe es auch schon oft vorher gemacht.“
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Das Angebot soll Menschen, unabhängig vom sozialen Status, zusammenbringen und einen Raum zum Reden schaffen. „Hier können alle, egal ob sie weniger oder mehr Geld haben. ihre Gedanken und Gefühle teilen. Wir erwarten und haben auch hier ein gemischtes Publikum.“ So werden eben auch zusätzlich Kosten des Projekts gedeckt: „Wer mehr hat, kann mehr als 1,50 Euro geben. Wer nichts hat, muss auch nichts bezahlen“, erklärt Ute Waffenschmidt-Leng.
Wer am Tisch sitzt
Klaus Faak ist der erste Gast des Tages. Direkt kommt er ins Gespräch mit einer der Mitarbeiterinnen – die Stimmung im Gemeindehaus ist sehr ausgelassen. Der Motorradvergaser-Spezialist ist großer Unterstützer des Mittagstisch-Projekts und war auch beim Auftakt vor Ort. Auch an diesem Mittwoch verbringt er seine Mittagspause mit den anderen Gästen und ehrenamtlichen Hilfskräften. „Das Essen schmeckt einfach gut. Ich bin einer, der dafür auch acht Euro zahlt. Ich finde das Projekt klasse und möchte es gerne unterstützen.“
Wer mitmacht
Ein Großteil des Essens wird über Initiative „Foodsharing“ bezogen. Foodsharing kauft Lebensmittel von Händlern und Produzenten, die eigentlich entsorgt werden würden und verteilt sie weiter an andere Menschen. „Wir möchten in der Zukunft auch noch Kontakt zur Tafel aufbauen“, sagt die Pfarrerin. Was dann auf der Speisekarte steht, wird kurzfristig entschieden. „Wir passen uns an die Zutaten an, die wir bekommen“, sagt Martina, eine der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen, die ihren Nachnamen nicht veröffentlicht sehen möchte. Auch sie erfuhr durch die Zeitung von dem Projekt. „Ich wohne hier in der Nähe und kann fußläufig schnell hierhin kommen. Unsere Truppe wächst mehr und mehr zusammen und wir sind sehr gespannt, wie sich das hier entwickelt.“ Schon um 9 Uhr war Martina zusammen mit weiteren Mitarbeiterinnen vor Ort und bereitete fleißig das Gemüse vor. „Wir sind uns noch alle ein bisschen am Sortieren. Es ist eine sehr schöne Idee, ich arbeite gerne hier“, betont Mitarbeiterin Ursel Rademacher.
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Wie auch bei der Eröffnung des Mittagstisches steht Maria Kalveram mit hinter dem Herd. Dabei ist der gelernten Hauswirtschaftslehrerin besonders ein Aspekt des Projekts wichtig: „Ich finde es sehr gut, dass sich hier niemand ausweisen muss.“ Mit ihrer jahrelangen Berufserfahrung ist sie eine wichtige Stütze des Teams. Sie weiß genau, wie man eine große Menge an Leuten bekocht. Heute gibt es Käse-Lauch-Eintopf mit oder ohne Fleisch. „Und wenn wir nachher noch Essen übrig haben, gibt es die Option, es mit nach Hause zu nehmen. Dafür haben wir auch die richtigen Behälter“, erklärt Martina.
Die Gäste sind begeistert von der leckeren Mahlzeit. „Wir funktionieren alle sehr gut zusammen. Jeder sieht was er machen muss, damit alles gut abläuft“, sagt Maria Kalveram.
Was noch fehlt
Für das Projekt organisierte die Martini-Gemeinde einen nagelneuen, gastronomiegerechten Herd. Eine industrielle Spülmaschine steht noch auf der Wunschliste. „Jetzt fehlt nur noch ein Backofen“, ergänzt die Hauswirtschaftslehrerin. Auch dieser zweite Mittwochmittag ist ein voller Erfolg. Das Martini-Mittagstisch-Team blickt zuversichtlich nach vorne. „Dennoch wäre es gut, wenn sich noch ein paar Leute bei uns bewerben. Es kann immer mal sein, dass wer fehlt. Dann brauchen wir auch Verstärkung“, erklärt Martina.
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