Buschhütten. Seit fast zehn Jahren steht die Wiedereröffnung des Haltepunktes Buschhütten auf der Agenda. Jetzt gibt es eine aktuellen Entwicklung.
Die Wiedereröffnung des Bahnhaltepunktes Buschhütten ist bereits Teil des Bahn-Investitionsprogramms. Schon in Kürze werde der Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) mit der Stadt Kreuztal Gespräche über Einzelheiten aufnehmen, sagte NWL-Abteilungsleiter Markus Stirnberg dieser Zeitung. Buschhütten gehöre folglich nicht zu den westfalenweit 88 Stationen, für die es Wiedereröffnungswünsche gibt und für die in einem Bewertungsverfahren eine Prioritätenliste festgelegt werden soll. Buschhütten war schon 2019 vom NWL für die „Stationsoffensive“ der Bahn gemeldet worden – dabei soll es auch bleiben. Die Kosten waren damals auf bis zu sieben Millionen Euro geschätzt worden.
Der Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) will alle 88 weiteren vorgeschlagenen Stationen neu bewerten lassen. Dabei sollen die mögliche Zahl neuer Fahrgäste und die Investitionskosten ermittelt und in eine Rangfolge gebracht werden. Weitere Kriterien sollen die Bedeutung des Haltepunkts für Freizeit, Tourismus und Veranstaltungen sein. Auch die Arbeitsplätze im Umfeld spielen eine Rolle, ebenso die Existenz einer Hochschule, weil, so der NWL, die Studierenden „eine nicht unerhebliche Nachfrage stellen können“.
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Kostenschätzung zuletzt bei sieben Millionen Euro
2015, als noch der Siegener Zweckverband ZWS zuständig war, hatte die DB Interesse gezeigt. Favorit war damals Niederdielfen, an zweiter Stelle stand Buschhütten, danach Kreuztal-Ost. Von der Wiedereröffnung des 1993 geschlossenen Bahnhofs in Niederdielfen verspricht sich der ZWS einen ähnlichen Aufschwung bei den Fahrgastzahlen wie in Rudersdorf; die Station könnte dank der Busanbindung ein Bahnhof für den Kernort Wilnsdorf werden, der über die Bahn einen schnelleren Anschluss nach Siegen bekäme. In Buschhütten ist der bis 1979 genutzte Bahnsteig noch vorhanden ist; er liegt an dem Geh- und Radweg, der die Bottenbacher Straße über eine Rampe mit der HTS-Überführung an der Anschlussstelle Buschhütten verbindet. Wegen der dichten Zugfolge kommt Buschhütten aber nur als Haltepunkt für die Ruhr-Sieg-Bahn, nicht für die Rothaarbahn in Frage. 672 Ein- und Aussteiger hat die Potenzialanalyse für Buschhütten, 398 für Niederdielfen errechnet.
2019 meldete der NWL Buschhütten als eine von vier Stationen für eine DB-„Stationsoffensive“. Mit damals geschätzten Kosten von sieben Millionen Euro war Buschhütten das teuerste Vorhaben. Oberleitungsmasten und Oberleitung müssen umgebaut, drei Bahnübergänge angepasst, möglicherweise auch ein ein vierter Bahnübergang noch umgebaut werden.
Auch kleine Haltepunkte haben eine Chance
Horst-Günter Linde (UWG) zeigte sich in der ZWS-Verbandsversammlung angesichts des neuen Kriterienkatalog skeptisch: „Unsere Linien werden da sicher hinten runter fallen.“ Markus Stirnberg, Abteilungsleiter beim NWL, sah das nicht so. Zwar werde an den neuen kleinen Stationen mit vergleichsweise wenigen ein- und aussteigenden Fahrgästen gerechnet. Dafür seien aber auch die Investitionen gering – an einer eingleisigen Strecke genügt die neue Bahnsteigkante, ein teurer Bahnübergang oder ein zweiter Bahnsteig müsse nicht angelegt werden. In der Bewertung spiele immerhin die Höhe der Kosten mit 30 Prozent eine wichtige Rolle. Linde regte bei dieser Gelegenheit an, den Frühzug ab Bad Berleburg eine Stunde vorzuverlegen. Statt erst morgens den leeren Triebwagen von Erndtebrück zu schicken, „könnte man abends den letzten Zug in Bad Berleburg stehen lassen.“ Das würde eine Abfahrt gegen 5.30 Uhr ermöglichen.
Nahverkehrsplanung verzögert sich mindestens um ein Jahr
Mindestens ein Jahr länger wird die Arbeit an einem neuen Nahverkehrsplan für Siegen-Wittgenstein dauern. Das berichtete Landrat Andreas Müller der Verbandsversammlung. Der ZWS habe die Zusammenarbeit mit dem beauftragten Büro beendet („Wir waren zunehmend unzufrieden“) und die Planung neu ausgeschrieben. „Das kostet natürlich Zeit.“ Bis zur Verabschiedung des neuen Nahverkehrsplans muss der Kreis Siegen-Wittgenstein auch entscheiden, ob die Busflotte der Zukunft mit Strom oder Wasserstoff angetrieben wird und ob der Kreis selbst wieder ein Verkehrsunternehmen gründet, erwirbt oder sich beteiligt. Für vier der fünf Linienbündel gelten die an die Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd (VWS) vergebenen Konzessionen noch bis Ende 2028. Die Verzögerung der Nahverkehrsplanung, die eigentlich in diesem Jahr abgeschlossen werden sollte, sei daher „nicht besonders tragisch“. Für die Linien in Siegen, Kreuztal, Hilchenbach, Netphen und Freudenberg hat das Oberverwaltungsgericht die Konzessionen im vorigen Jahr endgültig aufgehoben. Seitdem werden halbjährlich befristete Genehmigungen von der Bezirksregierung erteilt.
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