Siegen. Das MGK hat die Sammlung Lambrecht-Schadeberg neu gehängt. Nicht alle Werke sind immer in Siegen. Dafür gibt es Zuwachs.

Wenn Kunstwerke im Pariser Louvre plötzlich anders präsentiert würden, käme das einem kulturellen Erdrutsch gleich. Denn Besucher aus aller Welt sind daran gewöhnt, dass etwa die Mona Lisa in einem ganz bestimmten Raum zu sehen ist. Im Siegener Museum für Gegenwartskunst ist das anders: Einmal im Jahr werden die Bilder neu gehängt.

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„Viele der wiederkehrenden Besucher freuen sich auf andere Blickwinkel und erhalten dadurch neue Zugänge zu den ausgestellten Werken“, sagen Museumschef Thomas Thiel und Prof. Dr. Christian Spies, der Kurator der Sammlung Lambrecht-Schadeberg. Fast genau ein Jahr lang werden sich die Kunstfreunde also auf eine spannende Entdeckungsreise durch die Welt der europäischen Gegenwartskunst begeben können. Um dann im nächsten Jahr wieder manches anders präsentiert zu bekommen.

Mehr Licht für die neue Präsentation
Mehr Licht für die neue Präsentation © Wolfgang Leipold | Wolfgang Leipold

Mehr Licht für Morandi

Das Neue beginnt schon beim Betreten der ersten Räume: Alles erscheint viel heller als gewohnt, mit viel mehr Tageslicht. Die Erklärung: Einige bisher verhängte Fenster wurden sichtbar gemacht und gewähren dem Besucher frappierend neue Blicke nach draußen, lassen Kunstwerke aber auch in neuem Licht erscheinen, wie etwa in dem Raum, dessen wunderbar geschwungene Fenster sich zum Karstadt-Gebäude hin öffnen. Die vorwiegend kleinformatigen Bilder von Giorgio Morandi, Rubenspreisträger von 1962, werden dort hängen (Spies: „Zwei schlummern noch im Keller“), und blühen bei Tageslicht regelrecht auf. Da auch die Arbeiten der anderen Rubenspreisträger gemeinsam gezeigt werden, wird es dem Besucher möglich, künstlerische Phasen und Entwicklungen zu erkennen, Veränderungen und vielleicht auch Brüche.

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Leihgaben aus Siegen weltweit gefragt

Nicht alle Werke des MGK sind ständig verfügbar. Sie sind auf Reisen, werden als Leihgaben weltweit gezeigt: Im Garden Museum London (Lucian Freud), Centre Pompidou Paris (August Sander), Metropolitan Museum New York (Bernd und Hilla Becher)… Thomas Thiel: „Die Anfragen nehmen zu. Da wir ein kleines Team sind, können wir schnell und flexibel reagieren.“ Und irgendwann kommen sie zurück. Entweder ins Depot des Museums, oder sie werden neu aufgehängt. Auch Christian Spies sieht darin nur Vorteile: „Damit wird unser Haus noch bekannter. Leihen ist Geben und Nehmen.“ Manches will der MGK-Besucher aber immer wieder sehen: die wertvollen Bacons, die farbstarken Geigers, die Akte von Lucian Freud. „Ankerwerke“, sagt der Kurator, die immer in Siegen bleiben werden.

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Neuerwerbungen: ein Hartung von 1934 und drei Bilder von Miriam Cahn

Auch diesmal kann der Kurator Neues präsentieren: So ein Bild von Hans Hartung, des ersten Ru­benspreisträgers, das dieser im Jahr 1934 geschaffen hat. „Hartungs Werke sind normalerweise in festen Händen“, sagt Christian Spies, „doch ich konnte es im Auftrag von Barbara Lambrecht-Schadeberg 2021 in Paris erwerben.“ Anderes Neue blieb direkt in Siegen: Drei großformatige Bilder der letzten Preisträgerin Miriam Cahn, die nach der Ausstellung im MGK gar nicht erst den Weg zurück in Cahns Heimat Schweiz antreten mussten. Nun hängen sie im großen, lichtdurchfluteten Raum im Neubau des Museums.

Die Ausstellung „Neu-Entdeckungen – Sammlung Lambrecht-Schadeberg und Sammlung Gegenwartskunst im MGK“ läuft ab Freitag, 17. Februar

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