Netphen. Das Gymnasium wird Netphens nächste große Schulbaustelle. Den Erweiterungsbau nutzt die Stadt auch, um für einen Katastrophenfall vorzusorgen.

Der Plan für den Erweiterungsbau des Gymnasiums steht. Wie ein Kragen wird sich der zweigeschossige Neubau um den derzeit noch zum Hang offenen B-Block legen, den ältesten Gebäudetrakt, der noch aus der Zeit vor 1990 stammt, als hier noch eine Hauptschule war. Im Erdgeschoss entstehen neben vier Klassenräumen Räume für ein Selbstlernzentrum, eine Bibliothek und eine Küche, im Obergeschoss außerdem Seminar- und Besprechungsräume sowie ein SV-Raum. Indem auch das Treppenhaus verlegt wird, umschließen Alt- und Erweiterungsbau nun einen neu entstehenden Innenhof, der als offenes Klassenzimmer genutzt werden kann. In dem neuen Gebäude werden vor allem die Klassen 8 bis 10 unterrichtet, außerdem sind einige Kursräume für die Oberstufe vorgesehen.

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Architekt Thorsten Wagener, Gesellschafter von „architektur im modulbüro“ in Siegen, stellte das Konzept jetzt im Schulausschuss vor. Vorgesehen sind auch Stauräume und Schließfächer, die sowohl von den Klassenräumen als auch von den Fluren aus zugänglich sind, und eine barrierefreie Toilette. „Nicht mehr, als wir minimal brauchen“, betonte Schulleiter Eckhard Göbel. Die Räume seien flexibel nutzbar, durch Aufteilungen könnten auch kleinere Räume für Oberstufenkurse geschaffen werden, die Nebenräume wären auch als Klassenräume nutzbar, falls die Schule Jahrgänge mit sogar fünf Parallelklassen bekommt. Eine solche Entwicklung hielt Schulentwicklungsplaner Jürgen Thomaßen nicht für ausgeschlossen, als er seine Untersuchung vorstellte: Das Gymnasium habe mittlerweile eine „sehr starke Anziehungskraft“.

Wie ein U steht der Gebäudetrakt B am Hang unter der Sporthalle des Gymnasiums Netphen. Durch den Erweiterungsbau entsteht dort ein Innenhof.
Wie ein U steht der Gebäudetrakt B am Hang unter der Sporthalle des Gymnasiums Netphen. Durch den Erweiterungsbau entsteht dort ein Innenhof. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Keller für Katastrophenschutz

Besonderes Thema beim Erweiterungsbau ist der Keller. Den will die Verwaltung mit der maximal möglichen Größe von bis zu 700 Quadratmetern bauen lassen – nicht für die Schule, sondern für den Katastrophenschutz. „In dieser Zeit muss man alles berücksichtigen“, sagte Beigeordneter Andreas Fresen, „wir werden so groß wie möglich bauen, um notfalls da auch einmal Leute unterzubringen.“ Auf jeden Fall, so Bürgermeister Paul Wagener, müsse dort der Stab für außergewöhnliche Ereignisse arbeiten können. „Lebensnotwendige Teile der Verwaltung müssen dorthin ausgelagert werden können.“ Eingelagert werden sollen dort Betten und Matratzen, Sandsäcke und Lebensmittel-Notrationen für die Feuerwehr. Andreas Fresen hält die Lage oben auf der Haardt für sehr geeignet: „Das ist kein Überschwemmungsgebiet.“ In „Friedenszeiten“, so der Bürgermeister, darf sich das Gymnasium freuen. Der Keller biete „durchaus Nutzungsmöglichkeiten“, zum Beispiel für Band-Probenräume.

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Die Schule erreicht im Schuljahr 2026/27 ihre volle Stärke mit dann wieder neun Jahrgängen. Der erste G-9-Jahrgang erreicht im nächsten Schuljahr die wieder neu eingeführte Mittelstufenklasse 10, eine Einführungsstufe EF der gymnasialen Oberstufe wird es dann nicht geben, folglich auch kein Abitur im Sommer 2026. Der mit inzwischen rund sieben Millionen Euro veranschlagte Erweiterungsbau des Gymnasiums ist aktuell die größte Netphener Schulbaustelle – abgesehen vom Neubau für die Grundschule Netphen, wenn er denn beschlossen wird.

Anmeldezahlen

Das Gymnasium Netphen startet im nächsten Schuljahr mit 112 Fünftklässlern in vier Klassen. Die meisten bringen von den Grundschulen eine Empfehlung für das Gymnasium mit. 102 Kinder kommen aus Netphen, sechs aus Erndtebrück und vier aus Siegen. „Echt toll“ nennt Schulleiter Eckhard Göbel dieses Ergebnis der Anmeldewoche.

Die Sekundarschule hat 73 Anmeldungen, darunter vier Einpendler aus Siegen. Damit steigt die Zahl der Fünftklässler gegenüber dem Vorjahr ein weiteres Mal. „Wir freuen uns sehr“, sagt Schulleiterin Andrea Benito. Nach den Erfahrungen der letzten Jahre könnten bis zum Sommer sogar weitere Schüler dazukommen.

Dreis-Tiefenbach braucht Platz für Mensa

Die kleinere Baustelle ist die Grundschule Dreis-Tiefenbach, wo ein derzeit noch von Mietern bewohnter Altbau in Anspruch genommen wird, um Räume für den offenen Ganztag zu gewinnen. Dort wird vor allem für die Mensa Platz gebraucht – selbst in drei Schichten werden dort nur 90 Kinder essen können, zu wenig für die Jahre nach 2026, wenn alle Kinder einen Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz bekommen. „Die Qualität Ihrer Schulen finde ich gut“, war das Resümee von Jürgen Thomaßen. Der Entwurf seines Büros für einen Schulentwicklungsplan wurde vom Schulausschuss einstimmig angenommen. „Ich hatte mir viel schlimmer vorgestellt, was auf uns zukommt“, gab Klaus-Peter Wilhelm (UWG) zu.

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„Alle Schulstandorte sind sicher“, hatte Jürgen Thomaßen seine Prognose der Schülerzahlen zusammengefasst. Auch die Sekundarschule, die lange unter Abwanderungen zu den Siegener Gesamtschulen litt, werde eine „stabile Dreizügigkeit“ erreichen, in manchen Jahren sogar etwas mehr. Beim Raumangebot gebe es auch dort „durchaus Defizite“, optimal wären vier Klassenräume mehr. Schulleiterin Andrea Benito widersprach allerdings der Annahme, die Mensa könne auch als Versammlungsstätte genutzt werden und das fehlende Selbstlernzentrum ersetzen: „Aus meiner Sicht nicht.“

Bibliothek gehört nicht zum Grundschul-Raumprogramm

An der Johannlandschule in Hainchen müsste gebaut werden, wenn die Stadt die Schülerzahl dort nicht steuert, 120 bis 140 Kinder könnten dort in Zukunft in zwei Klassen je Jahrgang eingeschult werden – 2012/13 hatte die Schule nur 85 Schülerinnen und Schüler. Dann würden bei einem offenen Ganztag, den es dort jetzt noch nicht gibt, vier Betreuungsgruppen gebildet werden müssen. Aktuell lässt die Stadt dort höchstens in zwei Jahrgängen zwei Parallelklassen zu. Durchgesetzt wurde, dass Kinder aus Salchendorf in Deuz eingeschult werden. Annette Kramps, Leiterin der Grundschule Netphen, stellte fest, dass die Grundlagen der Planung, wie sie in Erlassen des Schulministeriums vorgegeben seien, „nicht zum Schulalltag passen“. Dass Grundschulen keine Schülerbibliothek zugestanden werde, sei ein Fehler: Kinder, die nicht mit diesem Angebot groß würden, suchten auch in späteren Jahren keine Bücherei auf.

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