Siegen. Das Westfälisches Landestheater führt in Siegen das Jan-Weiler-Stück „Das Pubertier“ auf. Warum der Besuch des Stücks kein „Must-have“ ist.

Was als Buch erfolgreich ist, muss nicht zwangsläufig als Film oder Theaterstück funktionieren. Wobei die Theaterfassung eines Stoffes meist am Ende der kulturellen Verwertungskette steht. Manchmal erfolgreich, wie „Der Hundertjährige…“, der dann auch als Theaterstück überzeugte, oder „Ziemlich beste Freunde“, das nach Buch und Film auch auf den Bühnenbrettern begeisterte. Und nun Jan Weilers Pubertätstrilogie „Das Pubertier“, die das Westfälische Landestheater (WLT) im Apollo aufführte.

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Was Pubertät für Heranwachsende bedeutet, wie sie sich äußert, wie die Erwachsenen damit umgehen: Die Bücher und Abhandlungen darüber füllen Regale von Bibliotheken. Jan Weiler hat sich des Themas auf humoristische Weise angenommen. Diese Witzigkeit und sein Hang zur Selbstironie durchzieht alle seine Bücher. Die Theaterfassung allerdings will mehr: Die wissenschaftliche Komponente der Pubertät mit seinen persönlichen Erfahrungen Jan Weilers als Vater Pubertierender zu verknüpfen. Und diese Rollen mit einem Schauspieler zu besetzen, funktioniert nicht: Weil er in beiden Rollen als Schauspieler und Sprecher mimisch und sprachlich ein und derselbe ist. So sehr sich Mario Thomanek als Jan auch bemüht: Damit ist er überfordert.

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Schön ist das Bühnenbild: Ein gewaltiges Monster, im ersten Teil sitzend, dann liegend, scheint eine Art Ruhepol im hektischen Geschehen zu sein. Denn die pubertierenden Sprösslinge Nick (Tobias Schweiger) und Carla (Simone Schuster) machen es Jan und seiner Frau Sara (Thyra Uhde) alles andere als leicht. Mit ihrer Unordnung, Faulheit, Verweigerungshaltung, was gemeinsame Aktionen der Familie angeht. Natürlich auch der Jugendsprache, die die Erwachsenen nicht entschlüsseln können, so sehr sie sich auch bemühen. Mit endlosen Telefongesprächen über Beziehungsprobleme und anderes Wichtige. Dass sie ihren Vater auch schon mal als „Opfer“ oder „Knecht“ bezeichnen: Natürlich ironisches Übertreiben, aber dieser scheint sich mit dieser Opferrolle abzufinden. Und dass Jugendliche neben Rap keinen anderen Musikgeschmack haben? Schwamm drüber, schließlich ist es eine Komödie.

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Was bleibt: Ein Theaterstück, fein in kleinen Episoden präsentiert, aber voller Klischees, mit netten Wortspielen und Gags, manchmal aber schlecht zu verstehen, weil sie von den Protagonisten schlicht und einfach zu nachlässig ausgesprochen werden. Und das ist dann nicht mit Pubertät zu entschuldigen.

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Zurück zur Eingangsfrage: Der Versuch, Jan Weilers Bücher über die Phase der Pubertät auf die Bühne zu bringen, ist nicht missglückt. Und schön zu sehen, dass viele Eltern mit ihren Kindern ins Apollo gekommen waren, so dass das Theater mehr als gut besetzt war. Doch „Das Pubertier“ ist, um es in der Jugendsprache auszudrücken, kein „Must-have“. Und der reichlich vertretene Jan-Weiler-Fanclub? Der wäre besser am nächsten Abend im Lyz aufgehoben gewesen. Dort wurde das Original geboten.

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