Siegen. Wegen Vandalismus und Schmutz hat die Deutsche Bahn die Wartehalle im Hauptbahnhof Siegen nachts geschlossen. Das betrifft vor allem Obdachlose.

Die Deutsche Bahn hat die Wartehalle des Siegener Hauptbahnhofs bis auf Weiteres nachts geschlossen. Grund ist nach Unternehmensangaben, dass es dort mehrfach Vandalismus und Verunreinigungen gegeben habe – demnach unter anderem wohl von Obdachlosen. Die Mieter der Wartehalle hätten sich immer mehr beschwert, nachdem sie das Gebäude morgens betreten hätten: Es sei dort uriniert worden, die Halle sei vermüllt gewesen, so ein Bahnsprecher.

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Daher habe man entschieden, die Wartehalle in der Zeit von 23 bis 5 Uhr zu schließen. Die Hausordnung der DB – die unter anderem regelt, dass in Wartebereichen, Zugängen, Treppen und Fluchtwegen nicht auf dem Boden gesessen und gelegen werden darf, auch betteln ist verboten – gelte auch tagsüber und werde vom Sicherheitsdienst kontrolliert. Bei Zuwiderhandlungen müsse damit gerechnet werden, des Bahnhofs verwiesen zu werden, heißt es. Es sei Aufgabe des Bahnhofsmanagements, hinsichtlich des Gesamteindrucks und anderer Nutzer wie der Reisenden, die Situation zu bewerten und Maßnahmen abzuwägen.

Deutsche Bahn: Sicherstellen, dass Obdachlose in Siegen Hilfe bekommen

Generell gelte, dass in der kalten Jahreszeit, von November bis März, Bahnhofsgebäude nachts nicht abgeschlossen werden, Obdachlose könnten bleiben. In Siegen nun nicht mehr. „Bei extremer Kälte muss keiner draußen stehen“, betont indes der Bahnsprecher, dann werde niemand des Bahnhofs verwiesen, die Hausordnung könne dahingehend zeitlich befristet ausgesetzt werden. Das sei in Siegen auch mit der DB Sicherheit abgestimmt. Grundsätzlich arbeite die DB mit anderen Einrichtungen „eng zusammen“ um sicherzustellen, dass diese Personen entsprechende Hilfsangebote bekommen. In Siegen handle es sich um eine relativ kleine Szene. Das Bahnhofsmanagement habe die Stadt Siegen im Vorfeld der Schließung informiert.

Die Wartehalle im Bahnhof Siegen ist im Vergleich zu anderen Stationen nicht sehr groß.
Die Wartehalle im Bahnhof Siegen ist im Vergleich zu anderen Stationen nicht sehr groß. © Hendrik Schulz

Die Stadt Siegen bestätigt, dass die Deutsche Bahn die Verwaltung im Vorfeld über die geplante nächtliche Schließung des Bahnhofsgebäudes in Kenntnis gesetzt hat. „Von der Schließung der Empfangshalle sind zunächst alle Personen betroffen, die sich dort aufhalten würden oder möchten“ – also potenziell auch Reisende. Im Zeitraum zwischen 23 und 5 Uhr allerdings findet kaum Zugverkehr statt, daher seien Bahngäste also so gut wie nicht betroffen.

Stadt Siegen macht Obdachlosen Wohnungsangebote – manche wollen gar nicht

Aber dafür eben Wohnungslose – oder besser: „Menschen mit dem Lebensmittelpunkt Straße“, wie die Stadt auf Anfrage erläutert: Dabei handelt es sich nach Aussage des städtischen Ordnungsamts um eine kleinere Personengruppe, die sich regelmäßig am ZOB und im Bahnhof aufhält – in der „Kälteperiode“ Mitte Januar eben auch nachts in der Wartehalle. In der Folge kam es dann wohl zu den genannten Vorfällen.

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Diese Menschen können sich an die Stadt Siegen wenden, die Arbeitsgruppe Wohnen, Wohnraumsicherung und -versorgung hat einen Flyer mit Kontaktdaten erstellt, den die DB vor Ort aushändigt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Arbeitsgruppe vermitteln dann Unterkunftsmöglichkeiten. Dieses Angebot, betont die Verwaltung, gilt nicht nicht nur in dieser Situation und an diesem Ort: „Sie werden grundsätzlich tätig, wenn Hilfesuchende ein Anliegen haben.“ Bei dieser Personengruppe habe man allerdings die Erfahrung gemacht, dass das Angebot von vielen oft gar nicht gewünscht sei („Lebensmittelpunkt Straße“). Entsprechend würden einige Betroffenen es auch nicht annehmen.

Mieter hätten sich über Verunreinungen in der Wartehalle beschwert, so die Deutsche Bahn.
Mieter hätten sich über Verunreinungen in der Wartehalle beschwert, so die Deutsche Bahn. © Hendrik Schulz