Hilchenbach. Beim traditionellen Silvesterkonzert in Hilchenbach haben Musiker der Philharmonie Südwestfalen viele Überraschungen auf dem Programm.
Für Musikfreunde der Region ist das Konzert des Barock-Ensembles der heimischen Philharmonie in der Evangelischen Kirche von Hilchenbach zu einer liebgewordenen Tradition geworden, ähnlich wie Miss Sophie und ihr Butler James bei „Dinner for One“. Trompeter Thomas Kiess und Cellist Naotaka Maejima hatten die Idee, auch einmal mit einem kleineren Ensemble Barockmusik zu präsentieren. Erstmalig 2008 und bisher nur zweimal pandemiebedingt ausgefallen, zieht dieses Konzert immer mehr Zuhörer an. Die Verantwortlichen des veranstaltenden Gebrüder-Busch-Kreises konnten jedenfalls sehr zufrieden sein angesichts der sehr gut gefüllten Zuschauerreihen in dem angenehm temperierten Kirchenraum.
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Das von Naotaka Maejima zusammengestellte Programm enthält nur einen wirklich prominenten Namen, viele musikalische Überraschungen und auch Petitessen, die hier noch nie zu hören waren. Wie die Sonate für Klarinette, Bass und Cembalo von Jean-Xavier Lefèvre, einem 1763 geborenen Schweizer, der als Klarinettist an der Pariser Oper Karriere machte. Elke Aufschläger, im Siegerland geboren, 15 Jahre lang als Klarinettistin Mitglied der heimischen Philharmonie und inzwischen am Chiemsee zu Hause, entlockt ihrem Instrument warme, fließende Töne, die perfekt vom Cembalo und Cello unterlegt werden. Auch bei einer Komposition von Johann Stamitz zeigt die Solistin, welches klangliche Potential eine Klarinette hat: Mal sanft, fast weich, dann wieder zupackend lebendig.
Hilchenbach: Silvesterabend mit „Eine kleine Nachtmusik“ in der evangelischen Kirche
Auch Gottfried Keller, der den gleichen Weg wie der ungleich bekanntere Georg Friedrich Händel nahm, nach London zog und sich fortan Godfrey nannte, ist ein weiterer Vertreter dieser schönsten Form des Barock. Thomas Kiess als Solist spielt seine Trompete mit dem für diese Musikepoche so unverwechselbaren strahlenden Ton, der in die Höhen dieser so beeindruckenden Kirche oberhalb des Hilchenbacher Marktplatzes zu schweben scheint.
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Die „Eine kleine Nachtmusik“ ist Mozart in seiner reinsten Form. In diese kleine Serenade von gerade mal 20 Minuten hat der damals noch junge Wolfgang Amadeus alles hineingepackt, was seinen unverwechselbaren Stil ausmacht. Etwa den raketenhaften Beginn des ersten Satzes, inzwischen so bekannt, dass ihn die Vögel von Salzburg von den Dächern pfeifen, aber auch die weiteren drei Sätze mit ihren unterschiedlichen Charakteristiken.
Philharmonie Südwestfalen: Mozart in kleinster Streicherbesetzung
Das Besondere des Abends: Die Künstler spielen die Nachtmusik in kleinster Streicherbesetzung, damit genau so, wie Mozart sie geschrieben hatte, und bringen die Feinheiten dieses kleinen Meisterwerks besonders intensiv zur Geltung. Die Überraschung des Abends: Ein Solo für Cembalo, dem Torben Klaes bei aller Virtuosität eine Klangfülle entlockt, die man bei diesem oft unterschätzten Instrument nie vermutet hätte.
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Trompeter Thomas Kiess, auch sachkundiger Moderator des Abends, kann sehr zufrieden sein. Er, der mit seinen Kollegen zuletzt noch in der Frankfurter Alten Oper und der Tonhalle Düsseldorf auftrat und demnächst in der Hamburger Elbphilharmonie spielen wird, will auch im neuen Jahr wieder dort sein, wo ihn die Musikfreunde kennen und lieben: In der Kirche von Hilchenbach.
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