Siegen. SPD und Grüne wollen zum Brandschutzbedarfsplan Siegen ein externes Gutachten und die Feuerwehr damit nicht in Frage stellen. Hat nicht geklappt.

Als „Schlag ins Gesicht“ für die Feuerwehr bezeichnete Frank Weber (CDU) einen Antrag von SPD und Grünen zum fortgeschriebenen Siegener Brandschutzkonzept (wir berichteten): Die beiden Fraktionen hatten angeregt, zur Prüfung der umfangreichen Maßnahmen und ihrer finanziellen Auswirkungen, externen Sachverstand hinsichtlich der Plausibilität hinzuzuziehen. Weber fehle da „jedes Verständnis für“. Feuerwehrchef Matthias Ebertz formulierte zurückhaltender, hatte aber ebenfalls ein „großes Problem“ mit dem Zungenschlag des Antrags.

+++Mehr Nachrichten aus Siegen und dem Siegerland finden Sie hier!+++

Der Brandschutzbedarfsplan hat aktuelle Mängel aufgezeigt – etwa dass das selbst gesteckte Ziel der Hilfsfristerreichung nicht eingehalten werden könne – und Vorschläge unterbreitet, wie die Feuerwehr besser aufgestellt werden kann, etwa hinsichtlich klimabedingter Einsatzlagen oder womöglich auch die Feuerwehrstruktur im Stadtgebiet. Vom Ziel der Hilfsfristerreichung wolle man nicht abweichen, betonte Ingmar Schiltz (SPD), „es geht um Menschenleben“. Es gehe nicht darum, die Feuerwehr und ihre Expertise in Sachen Brandschutz in Frage zu stellen, sondern eine zweite Meinung in Form eines Gutachtens einzuholen, ob die vorgeschlagenen Maßnahmen beim Zielerreichen helfen und ob das Maßnahmenpaket womöglich vereinzelt noch optimiert werden könne.

Siegener Feuerwehrchef: „Dann könnte ich meinen Job an den Nagel hängen“

Die Feuerwehr sah aber ihre Expertise in Sachen Brandschutz durch den Antrag in Frage gestellt. „Ja, der Brandschutzbedarfsplan enthält schwarze Löcher in Form von Zahlen, die wir heute auch noch nicht haben“, sagte Matthias Ebertz. Er verstehe Bedenken bei finanziellen Ungewissheiten, aber bevor irgendeine Maßnahme umgesetzt werde, gehe sie in die Politik zur Entscheidung: „Alles, was da steht, wird Ihnen später zum Beschluss vorgelegt.“ Wären alle vorgeschlagenen Maßnahmen mit Kostenschätzungen unterfüttert worden, hätte es viel länger gedauert.

>>>Lesen Sie auch: So ungesund und gefährlich arbeiten Feuerwehrleute<<<

Ein großes Problem habe er aber mit der „Plausibilität“: „Wenn ich nicht wüsste, was plausibel ist, kann ich meinen Job an den Nagel hängen“, so der Feuerwehrchef, was genauso für seine Leute gelte. „Wir machen das nicht für uns, sondern für die Bevölkerung. Ich persönlich brauche kein Gerätehaus, sondern die Kameradinnen und Kameraden, die darin arbeiten.“ Frank Weber fand es schade dass man offenbar „für jede Schule ein Gutachten“ brauche, „für jeden Tinnef einen Experten“, dass es kein Vertrauen darin gebe, „dass die Verwaltung einen guten Job macht.“ In dem Konzept stehe alles was nötig sei, er wolle keinen zeitlichen Umweg mehr gehen.

Bürgermeister: Siegen hat nicht für alles Experten –

Michael Groß (Grüne) wandte ein, dass externe Experten etwa auch die Neuordnung der Bäderlandschaft begleiten, „der Brandschutzbedarfsplan ist kein kleiner Wurf, monetär und konzeptionell“. Da sei es doch klug, auch externe Sachverständige einzubinden. „Ich kann die Aufregung nicht nachvollziehen. Das ist ein absolut übliches Verfahren – als ob wir der Feuerwehr etwas wollen.“

+++Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook!+++

Der große Unterschied zum Bäderbau sei, sagte Bürgermeister Steffen Mues, dass die Stadt keine Spezialisten für den Bäderbau habe – aber für Brandschutzbedarfspläne. „Wir brauchen keinen externen Sachverstand, weil wir internen Sachverstand haben“, bekräftigte der für die Feuerwehr zuständige Beigeordnete Wolfgang Cavelius. Die Siegener Experten seien weit über die Stadt hinaus anerkannte Fachleute, die von anderen Kommunen angefragt würden, wenn die ihre Brandschutzbedarfspläne fortschreiben. „Bei externen Gutachtern kommt auch nichts anderes raus, weil die auf unseren Sachverstand zurückgreifen.“