Hilchenbach. Nicht nur die Kinder bleiben weg: Der Lockdown hat auch die Musikstudierenden von Siegen ferngehalten – jetzt fehlen sie für den Unterricht.

Beim Mobilen Musiktreff fängt die Krise erst richtig an, fürchtet Hans-Dieter Klug. 2023 werden die geplanten Einnahmen gut ein Drittel unter denen im letzten Vor-Corona-Jahr 2019 liegen. Der Beginn der Pandemie war eindeutig nicht das größte Problem: „Die meisten sind aus Solidarität dabeigeblieben, und schon nach zwei bis drei Wochen hatten wir die ersten Videos am Start.“ Mittlerweile gibt es rund 150 Filme, in denen Musiklehrerinnen und -lehrer zum Musizieren zu Hause anleiten.

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Nicht nur die musikalische Früherziehung bricht weg

Dann aber wurde es kritisch: Die musikalische Früherziehung wurde zum Totalausfall, bis zum Sommer 2021 lief so gut wie nichts mehr. Als dann Ende 2020 auch noch die Zugmaschine des Rockmobils, neben der Musikschule das andere Standbein von MoMu, ausfiel, „war ich kurz vorm Aufgeben“, berichtet Hans-Dieter Klug. Immerhin: Mut machte das erfolgreiche Crowdfunding. Um die 17.000 Euro kamen an Spenden zusammen, um das Rockmobil wieder flott zu machen. Nur die Musikschule kommt nicht wieder auf die Beine. Das liegt an den Schülerinnen und Schülern: Wer bei der musikalischen Früherziehung nicht einsteigt, ist auch für die Folgekurse kaum erreichbar. Allmählich steigt zwar nun wieder die Nachfrage. „Wir könnten mehr machen, aber wir haben nicht mehr die Fachkräfte.“ Das waren, bis zur Pandemie, vor allem Musikstudierende, die als Honorarkräfte Unterricht erteilten. Und die sind nun einfach nicht mehr da. „Die Uni war zweieinhalb Jahre lang praktisch nicht geöffnet. Eine ganze Generation ist gar nicht erst nach Siegen gezogen.“

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Mobiles Musikzimmer: Mit vielen Lehrfilmen hat die Musikschule während der Pandemie die Verbindung zu Schülerinnen und Schülern gehalten.
Mobiles Musikzimmer: Mit vielen Lehrfilmen hat die Musikschule während der Pandemie die Verbindung zu Schülerinnen und Schülern gehalten. © Steffen Schwab | Steffen Schwab

Corona-Hilfe für MoMu-Verein nur schwer zu bekommen

An die Corona-Hilfen, die bis Mitte des Jahres gewährt wurden, kam MoMu nur schwer heran. Anträge konnten nur Steuerberater stellen - der Verein hatte aber keinen. Die rettende Hilfestellung leistete schließlich der Gebrüder-Busch-Kreis. „Wir hoffen, dass wir dieses Schuljahr wieder ein bisschen Nachwuchs bekommen“. sagt Hans-Dieter Klug. „Das muss wieder auf die Füße kommen“, sagt Olaf Kemper (CDU) und regt an, die Zusammenarbeit mit der Musikschule von Stift Keppel zu suchen, die eigens für den Musikzweig des Gymnasiums eingerichtet wurde.

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MoMu ist keine gewöhnliche Musikschule, sondern eine mit sozialpädgogischem Anspruch und einer Zielgruppe, die sonst eher schwer ans Musikmachen gebracht wird: „Wir sind immer zuerst zu den Hauptschulen gegangen“, erinnert Hans-Dieter Klug. Große Projekte wie „Your Stage“ wurden zusammen mit den Schulen, dem Push-Verein und dem städtischen Kinder- und Jugendbüro gestemmt. Für 2023 ist ein gemeinsames Musik. und Theaterprojekt mit dem Gebrüder-Busch-Kreis und dem Theaterpädagogen Lars Dettmer geplant. Vielleicht auch einmal einfach ein Musikschülerkonzert im Gebrüder-Busch-Theater? Fragt Renate Becker (UWG): „Um auch mal was Sichtbares nach außen zu bringen.“ Das, so räumt Hans-Dieter Klug ein, gehört wie das Marketing in eigener Sache überhaupt noch nicht zu den großen Stärken von MoMu.

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