Siegen-Wittgenstein. Im Umland wohnen, in Siegen arbeiten: Der Trend zum längeren Weg zum Arbeitsplatz hält an. Wobei es zwischen den Kommunen Unterschiede gibt.

Auf der interaktiven Karte im Pendleratlas ist Siegen wie der Mittelpunkt eines Sterns: Alle Linien von den Städten und Gemeinden aus dem Umland laufen auf das Oberzentrum zu. Eine so ausgeprägte zentrale Rolle spielt keine andere Stadt in Südwestfalen. Eine ähnliche Optik wiedererholt sich erst wieder in Frankfurt, Köln und Dortmund – natürlich mit viel dickeren Linien.

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Für alle acht Siegerländer Kommunen gilt: Von den berufstätigen Einwohnern arbeitet die Mehrzahl nicht in der eigenen Stadt, sondern in einer Nachbarkommune – oder noch weiter weg. Wobei die Statistiker darauf hinweisen, dass die Fahrten nicht zwangsläufig jeden Tag anfallen. Es gibt die Wochenendpendler ebenso wie, verstärkt seit der Pandemie, das Homeoffice. In fast allen Kommunen hat seit 2015 der Anteil der Auspendler zugenommen – mehr Menschen nehmen also weitere Wege zur Arbeit auf sich. Entsprechend nimmt auch der Anteil der Einpendler zu. Mit zwei Ausnahmen: In Siegen ist der Anteil der Auspendler drastisch zurückgegangen; die Mehrzahl wohnt dort auch am Arbeitsort. Und in Hilchenbach ist der Anteil der Einpendler leicht zurückgegangen: Das kann ein Zeichen dafür sein, dass es weniger überregional attraktive Arbeitsplätze in der Stadt gibt. Oder dass die Stadt solche Anziehungskraft hat, dass die die dort arbeiten, dort auch hinziehen.

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Der Blick auf die Kommunen

Im Pendleratlas werden für jede Stadt die 15 Orte genannt, zu denen die meisten Einwohner auspendeln und aus denen die meisten Arbeitnehmer einpendeln.

ONLINE WP Siegen die stärksten Pendlerströme
ONLINE WP Siegen die stärksten Pendlerströme © funkegrafik nrw | Anna Stais

Burbach gehört – mit Neunkirchen und Siegen – zu den drei Kommunen, in die mehr auswärtige Berufstätige einpendeln als Einwohner zum Arbeitsplatz auspendeln. Der Auspendleranteil ist nur in Siegen noch niedriger, der Einpendleranteil ist in seit 2015 sogar noch gestiegen von 60,9 auf 64,8 Prozent und nur in Neunkirchen und Wilnsdorf noch höher. Dass dahinter ein starkes Arbeitsplatzangebot steht, wird alljährlich auch an den hohen Gewerbesteuereinnahmen deutlich. Die Hälfte der Auspendler fährt im Schnitt 16,7 Kilometer weit nach Siegen oder in die näher gelegenen Nachbarkommunen Neunkirchen, Haiger, Herdorf und Wilnsdorf. Die Hälfte der Einpendler kommt aus Siegen, Haiger und Neunkirchen.

Weite Entfernungen

Den Kreis Siegen-Wittgenstein verlassen zum Arbeiten 25.871 Berufspendler, das sind 22,5 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Die größten Auspendler-Gruppen fahren in die Nachbarkreise Olpe, Lahn-Dill, Altenkirchen, Marburg-Biedenkopf und Oberberg. 893 fahren aber auch nach Köln und 587 nach Frankfurt.

Die 30.275 Einpendler machen einen Anteil von 25,4 Prozent aus. Die meisten kommen aus Altenkirchen, Olpe, Lahn-Dill, Westerwald und Oberberg, aber auch 493 aus Köln.

Freudenberg ist die Stadt mit dem zweitgrößten Auspendleranteil, nur Wilnsdorf hat noch mehr. Aber auch der Anteil der Einpendler ist vergleichsweise hoch und wird nur noch von Burbach und Neunkirchen übertroffen. Zum Arbeiten nach Freudenberg kommen vor allem Siegener und Kirchener, dort wohl vor allem aus der Gemeinde Niederfischbach. Von den Auspendlern fährt fast die Hälfte nach Siegen, mit großem Abstand folgen Kirchen, Kreuztal und Wenden.

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Hilchenbach ist eine von zwei Kommunen, in der stärkste Einpendlerstrom nicht aus Siegen kommt. Die Nachbarstadt Kreuztal stellt gut in Viertel der Einpendler, Siegen folgt mit kleinem Abstand. Aus Hilchenbach heraus fahren fast 60 Prozent der Auspendler nach Siegen und Kreuztal und – mit großem Abstand – weitere 8,6 Prozent über den Berg nach Netphen. Immerhin insgesamt 65 Personen pendeln aus dem autobahnfernen Luftkurort nach Köln und Frankfurt. Hilchenbach ist die Stadt mit dem geringsten Einpendleranteil im Siegerland.

Wandel in Siegen

Die größte Veränderung in der Pendlerstatistik gegenüber 2015 betrifft die Stadt Siegen: Der Anteil der Auspendler unter den Siegener Berufstätigen ging um 11,3 Prozentpunkte zurück, der Anteil Einpendler an den in Siegen Arbeitenden ist um 14,3 Prozentpunkte gestiegen. Deutlich gestiegen ist die Gesamtzahl der Menschen, die in Siegen arbeiten: von 66.612 im Jahr 2015 auf 68.047 im Jahr 2021. Zugenommen hat die Zahl der Beschäftigten (und damit der Arbeitsplätze) auch in Burbach, Freudenberg und Netphen. In den anderen fünf Siegerländer Kommunen ist sie zurückgegangen.

Kreuztal hat bei den Ein- wie bei den Auspendlern die stärksten Verbindungen mit Siegen und Hilchenbach; zwischen diesen Orten spielt sich etwa die Hälfte der Arbeitsplatz-Fahrten ab. Nennenswerte Bewegungen gibt es darüber hinaus in Richtung Netphen, Olpe und Freudenberg. Den direkten Anschluss an die A 4 nutzen 91 Pendler nach Köln.

Netphen ist mit steigender Tendenz Auspendlergemeinde, allerdings hat seit 2015 auch der Anteil der Einpendler um gut vier Prozentpunkte zugenommen. Mehr als die Hälfte der Auspendler fährt nach Siegen. Es folgen Kreuztal (7,1 Prozent) und Wilnsdorf (6 Prozent). Siegen, Kreuztal, Wilnsdorf und Hilchenbach sind die Orte, aus denen die meisten Einpendler nach Netphen kommen.

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Neunkirchen ist die Gemeinde mit dem größten Einpendleranteil, der seit 2015 um rund sieben Prozentpunkte zugenommen hat. Die Zahl der Auspendler bleibt dahinter zurück, nur in Burbach und Siegen ist der Auspendleranteil geringer. Die meisten Einpendler kommen aus Herdorf, Siegen und Burbach, dorthin fahren auch die meisten Auspendler.

Siegen ist Magnet fürs Umland, stärker noch als 2015. Der Einpendler-Anteil ist um über 14 Prozentpunkte gewachsen, der Auspendleranteil um mehr als elf Prozentpunkte zurückgegangen. Die meisten Auspendler fahren nach Kreuztal, Netphen, Wilnsdorf und Freudenberg, die meisten Einpendler kommen aus Netphen, gefolgt wiederum von Kreuztal, Wilnsdorf und Freudenberg. 849 Personen pendeln von Siegen nach Köln oder Frankfurt.

Wilnsdorf ist mit 72,1 Prozent Auspendlern eher Wohn- als Arbeitsgemeinde. Auch wenn der Einpendleranteil bei den berufstätigen 61,5 Prozent beträgt: Jeden Tag sind 2634 Menschen weniger im Ort als nach Feierabend und nachts – etwas größer ist die Lücke nur noch in Netphen, das allerdings auch mehr Einwohner hat. Über die Hälfte der Auspendler fährt nach Siegen, mit Abstand folgen Arbeitsplätze in Netphen und Neunkirchen. Die meisten Einpendler kommen aus Siegen und Netphen.