Siegen. Der Daadener Verein Musical!Kultur setzt seine Erfolgsgeschichte fort: Abenteuer- und Heldengeschichten auf der Bühne.
Das Adjektiv „klein“ kommt im Wortschatz von Musical!Kultur Daaden nicht vor. Ob Musicals wie „Die Schöne und das Biest“, „3 Musketiere“ oder „Bonnie & Clyde“: Was sie in den letzten Jahren auf die Bühne brachten, war groß, großartig und manchmal fast unglaublich perfekt, denn das alles wurde von den rund 200 Mitgliedern des Daadener Vereins ehrenamtlich auf die Beine gestellt, jeweils bis zu 14 Mal im Apollo und darüber hinaus auch in Frankreich aufgeführt. Die aktuelle Inszenierung „Big Fish“ knüpft nahtlos an die bisherige Erfolgsgeschichte an.
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Anglerlatein mit immer demselben Helden
Die Story: Edward Blum, von Beruf Handelsvertreter, nimmt Will, seinen kleinen Sohn, gerne zum Angeln mit. Als Gute-Nacht-Geschichten tischt Edward ihm jedoch reinstes Anglerlatein auf, indem er die Größe der Fische, die er angeblich schon gefangen hat, maßlos übertreibt. Ebenso wie all die anderen Storys, in denen es immer nur einen Helden gibt: ihn selbst. Irgendwann kommen Will Zweifel, ob das alles wirklich stimmt.
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Und als der inzwischen erwachsene Junge vor seiner Hochzeit steht, hat er vor allem einen Wunsch an seinen Vater: „Keine Geschichte, keine Witze, keine Anekdoten“. Diese Bitte erfüllt Edward ihm aber nicht, reißt bei der Feier alles an sich und verrät der Hochzeitsgesellschaft als Neuigkeit, dass er bald Großvater wird. Da platzt auch dem geduldigen Will der Kragen: „Ich bin es satt mit dir! Mein Vater ist ein Fremder“, schreit er, obwohl er weiß, dass dieser an einem unheilbaren Tumor leidet. Doch vor dessen Tod kommt Will einem Geheimnis auf die Spur: Dass sein Vater ein Doppelleben führt, indem er seiner früheren Geliebten Jenny ein Haus finanziert und dafür gesorgt hat, dass die Menschen in seinem ehemaligen Heimatort gerecht entschädigt werden, nachdem ihre Stadt einem Stausee weichen musste. Hier und nur hier war Edward Blum wirklich ein Held.
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Großartiger Theaterabend in Siegen
Beeindruckend wie Musical!Kultur Daaden die Abenteuer- und Heldengeschichten von Edward auf die Bühne bringt: Vom Riesen, einer Königin, dem Hexenwald, als er mit einer Rakete zu seiner späteren Frau fliegt, seinen Kriegserlebnissen, der wunderbar schrägen Zirkusgeschichte, der Narzissen-Verlobung und vor allem dem Alabama-Stomp, bei dem die Fische den Anglern sozusagen ins Netz fliegen. Alles optisch bunt und akustisch genial in Szene gesetzt. Dazu gehören rassige Tanzszenen, eingängige Songs, solistisch, dann aber auch chorisch, ein (leider) unsichtbares Orchester, normalerweise im Orchestergraben platziert, da dieser aber für all die Szenenwechsel gebraucht wird, ebenso wie der Chor im hinteren Bühnenbereich platziert. Die stets wechselnden Bühnenbilder und Kostüme zu beschreiben ist so unmöglich, wie das Menü eines Sternekochs mit seiner Geschmacksvielfalt und seinen Farben zu schildern. Auch Großstadttheater würden sich schwer tun, mit all den Ideen mitzuhalten, die aus einem großen Theaterabend einen großartigen machen.
Dass der Tod nicht unbedingt das ist, war Musical-Liebhaber sich als Finale wünschen, versteht sich. Doch Edward steht von seinem Sterbebett auf, wird von seinem Sohn zum Fluss gefahren, an dem sie einst gemeinsam geangelt haben, trifft noch einmal alle die Zauberfiguren, die sein Leben begleiteten, und vor allem aber seine Frau. Da wird selbst der Tod ganz leicht. Zumal in der letzten Szene Will mit seinem kleinen Sohn genau dahin geht, wo ihn einst sein Vater in die Geheimnisse des Angelns einweihte.
Weitere Aufführungen von „Big Fish“: Freitag, 14. Oktober, 20 Uhr; Samstag, 15. Oktober, 15 Uhr und 20 Uhr; Sonntag, 16. Oktober, 14 Uhr und 19 Uhr. Für 2024 in Planung: „Sister Act“ .
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