Netphen. Dass Anita Faber nicht mit ihrem zweiten Vornamen Ruth gerufen wurde, hatte seinen Grund. Bei der Benennung der Schule wurde das übersehen.

Die Überraschung zum Schul-Jubiläumsfest ist gelungen: „Eine sehr gute Entscheidung“, lobt Traute Fries den neuen Namen der Sekundarschule – die Geisweiderin mit den Schicksalen der jüdischen Familien Frank aus Weidenau und Faber aus Netphen eng vertraut: Heinz Lennhoff, der Cousin von Anita Faber, war die letzte und vielleicht auch erste große Liebe von Inge Frank, die – wie später auch die Lennhoffs und Fabers – im Konzentrationslager ermordet wurde.

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Viel Lob für Entscheidung der Sekundarschule Netphen

„Wir waren wie so viele hocherfreut, ja begeistert, haben wir als VVN-BdA Siegerland-Wittgenstein doch selbst diese Idee schon vor Jahren an die Schule herangetragen“, erinnert der Netphener Joe Mertens. „Dass diese Idee nun nach so langer Zeit dort aufgegriffen und realisiert werden konnte, ist eine großartige Sache.“ Dass er im Namen des Verbandes der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten allerdings überhaupt einen Brief an den Netphener Bürgermeister schreibt, hat einen anderen Grund: Mit „Ruth-Faber-Sekundarschule“ hat sich die Schule womöglich für den falschen Vornamen entschieden. Denn in Netphen ist das Mädchen aus der Familie des Metzgermeisters Faber, das nur 14 Jahre alt werden durfte, als Anita Faber bekannt. „Anita-Faber-Sekundarschule“ sollte der Schulname daher lauten, fordert der VVN-BdA.

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Erster Fehler auf dem Stolperstein

Die Geburt von „Anita Ruth“ wurde am 7. Juli 1927 vom Netphener Standesbeamten beurkundet. Nachgetragen am 17. März 1939 und gelöscht am 16. August 1948 wurde der weitere Vorname „Sara“, den die Nazi-Gewaltherrscher allen Jüdinnen verordnet hatten. Bereits auf dem Stolperstein, der 2012 in der Lahnstraße verlegt wurde, erfolgte der erste Dreher: „Ruth Anita Faber“ lautet die Inschrift – womöglich Auslöser für die Namensgebung der Sekundarschule. Fortgesetzt hat sich das im Gedenkbuch des Aktiven Museums in Siegen, das den Fehler korrigieren wird.

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„Ein Mädchen wie alle anderen auch im Siegerland“

Der früher in Siegen tätige Historiker Dr. Ulrich Opfermann weist darauf hin, dass die Entscheidung für den Rufnamen nicht ohne Bedeutung ist: „Die Entscheidung für einen definitiv nichtjüdischen künftigen Rufnamen ist zeittypisch (...) Anita Faber war ein Mädchen wie alle anderen auch im Siegerland. Andersartig wurde sie von denen gemacht, die sie vernichten wollten und auf dem Weg dahin die Beinamen, die Kennung für die angebliche Andersartigkeit, ‘Sarah’ und ‘Israel’ erfunden hatten.“

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