Siegen. Noch ein teures Großprojekt für die Stadt Siegen: Gutachten rät dringend davon ab, das Jugendzentrum Bluebox zu sanieren. Der Vorschlag: Neubau.

Die Bluebox ist kaum mehr sanierungsfähig. Ursprünglich sollte zunächst die Außenhülle instand gesetzt werden, wie sich inzwischen aber herausgestellt hat, ist das ganze Gebäude marode, die Statik der tragenden Fassadenunterkonstruktion gefährdet. so die Stadtverwaltung. „Wir müssen die Bluebox neu denken“, sagt Stadtbaurat Henrik Schumann auf Anfrage – zur Beschlussfassung vorgeschlagen wird nun, einen multifunktionalen Neubau zu planen.

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Aufgrund seiner speziellen Stahlkonstruktion, die auch ein ebenso spezielles Heizungssystem erfordert, ist demnach eine energieeffiziente Nutzung des Gebäudes gänzlich unmöglich, weil die Heizkosten extrem hoch seien. Daher sollte die Außenhülle saniert werden.

Stahlkonstruktion der Bluebox in Siegen ist stark korrodiert

Nun gibt es aber neue Erkenntnisse: Zunächst sind – wieder einmal in der aktuellen Situation – die Kosten explodiert. Vor allem aber liegen gründliche Untersuchungen zum Gebäudezustand vor: Alte Planungsunterlagen (und damit Aussagen zum Tragwerk) fehlen, die tragenden Stahlrohre, durch die Heizungswasser läuft, sind durch Korrosion deutlich „zurückgerostet“ (von 5 auf 3,7 Millimeter Wandstärke), eine neue Hülle daran zu befestigen wird schwer. Denn weil die Bluebox durchaus anfällig ist für Vandalismus, benötige sie eine entsprechend robuste Fassade.

Die Vorgeschichte

Für die energetische Sanierung der Bluebox-Außenhülle hatte die Stadt im Mai 2020 nach mehreren Anläufen 745.000 Euro Fördermittel erhalten, die bis Ende 2024 verbaut sein müssen. Nachdem Siegen seit 2017 jedes Jahr leer ausgegangen war, sei diese Bewilligung überraschend gekommen, die Baumaßnahme entsprechend nicht im Arbeitsprogramm der Zentralen Gebäudewirtschaft vorgesehen. Die Mittel sollen zurückgegeben werden.

Bedenken, dass die Fassaden-Sanierung aufgrund der komplizierten Konstruktion der Bluebox ziemlich problematisch werden würde, kamen im März auf. Seither wurden mehrere Gutachten beauftragt, um das Gebäude gründlich zu untersuchen, ein ausführlicher Bericht zum Zustand liegt seit Ende Juli vor.

Ein Gutachten kommt zu dem Ergebnis, dass „von einer Investition in die Sanierung des Gebäudes dringend abgeraten wird“, stattdessen wird zu einem Neubau geraten. Dieser könne neben dem Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtung auch weitere Angebote und Nutzungsmöglichkeiten beinhalten. Bis dahin, vorbehaltlich der politischen Zustimmung, soll aber weiter ins Gebäude investiert werden, damit die Bluebox nicht schließen muss und für die Jugendarbeit weiter zur Verfügung steht.

Zu möglichen Kosten gibt es derzeit noch keine Angaben – nur dass auch dieses Großprojekt ziemlich teuer wird, dürfte unstrittig sein. Die Stadt Siegen steht vor der ebenfalls äußerst kostenintensiven Entscheidung, wie es mit den ebenfalls überaus sanierungsbedürftigen Hallenbädern weitergeht, die Politik steht vor der Aufgabe, hier die Prioritäten festzulegen.

Siegener Städtebaukonzept bietet Möglichkeiten für Fördermittel

Die Bluebox wurde bereits aufgenommen in das Städtebaukonzept „Siegen verbindet“ (wir berichteten), mit dessen Hilfe die Stadtverwaltung Fördertöpfe anzapfen will. Das Papier ist zwar eher allgemein gehalten, enthält aber mit „Gemeinschaft verbindet“ ein Unter-Konzept, das für die Bluebox passen könnte. Das Ziel: „Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine Freizeitgestaltung nach ihren Wünschen und Vorstellungen zu ermöglichen“, heißt es in der von Stadtbaurat Schumann unterzeichneten Vorlage.

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Als nächste Schritte empfohlen wird nun eine Entwurfsplanung mit einer entsprechenden Kostenberechnung, um damit dann Fördermittel beantragen zu können – auch zu der Frage, ob das künftige Gebäude ein reines Jugendzentrum bleibt, oder ob weitere Nutzergruppen mit einziehen könnten. Der nächste Rahmenantrag für die Städtebauförderung muss bis 30. September 2023 gestellt werden.