Burbach. Sieben Jahre hat der Umbau und die Sanierung der Alten Vogtei mit allem Drum und Dran gedauert. Nun öffnet das Herzstück Burbachs endlich wieder.

Es gibt Orte, damit verbindet jeder Einwohner eine Geschichte. „Ich kann mich noch daran erinnern, als es hier eine Schneiderstube gab“, erzählt Volker Gürke, Vorsitzender des Heimatvereins Alte Vogtei Burbach. „Den Geruch der engen Kammer habe ich noch in der Nase.“ Landrat Andreas Müller erinnert sich daran, wie er als Kind in der Gemeindebücherei in der Alten Vogtei Bücher auslieh. Es gibt noch viel mehr dieser Geschichten, nun können in der Alten Vogtei wieder neue Erinnerungen gesammelt werden. Nach sieben Jahren ist der Umbau und die Sanierung des historischen Amtshauses und der angrenzenden Zehntscheune endlich abgeschlossen.

Alte Vogtei in Burbach: Die Freude über die Fertigstellung ist groß

„Es gibt wenige Bauakten, die ich häufiger auf dem Tisch hatte, als die der Alten Vogtei“, sagt Andreas Müller. Das über 300 Jahre alte Fachwerkgebäude wurde nicht nur instandgesetzt, sondern auch zu einem modernen Begegnungs-, Besucher- und Erlebniszentrum weiterentwickelt. „Das ist schon ein großer Tag für unsere Gemeinde. Ein Tag, auf den ganz viele Beteiligte lange hingearbeitet haben. Ein Tag, auf den die Bürgerinnen und Bürger aus Burbach gespannt und teilweise sehnsüchtig gewartet haben“, betont Bürgermeister Christoph Ewers.

Prof. Swen Geiss, Volker Gürke und Christoph Ewers (von links) stehen in der historischen Apotheke in der Alten Vogtei in Burbach.
Prof. Swen Geiss, Volker Gürke und Christoph Ewers (von links) stehen in der historischen Apotheke in der Alten Vogtei in Burbach. © WP | Ina Carolin Pfau

2015 entstand die Idee, die Alte Vogtei neu zu erfinden – da waren das Gebäude und die angrenzende Zehntscheune stark renovierungsbedürftig. Nun freut sich die Gemeinde Burbach als Eigentümerin und ihr Kooperationspartner, der Heimatverein Alte Vogtei Burbach, dass endlich alles fertig ist. Bei der Feierstunde für geladene Gäste erinnerte Christoph Ewers an die Anfänge der Sanierungspläne. In der ersten Phase sei es um die Ideenpräzession und Entwurfsplanung gegangen: Es fanden Workshops mit Bürgerinnen und Bürgern statt, ein Architekt wurde gesucht. Nach zwei Jahren ging es dann von der Entwurfsplanung bis zur Baugenehmigung, die im Oktober 2019 erteilt wurde, bis schließlich mit der dritten Phase die „tatsächlichen Bauphase“, wie sie Christoph Ewers nennt, begann.

Für Besucher gibt es in der Zehntscheune in Burbach ausgewählte Exponate zu entdecken.
Für Besucher gibt es in der Zehntscheune in Burbach ausgewählte Exponate zu entdecken. © WP | Ina Carolin Pfau

Diese lief nicht ganz ohne Hürden ab: Steigende Baupreise und Corona- sowie Ukraine-Krise sorgten für Herausforderungen. Das denkmalgeschützte Gebäude musste barrierefrei und brandschutzgerecht gemacht und an die modernen Anforderungen angepasst werden. Ein Aufzug schafft seit Kurzem einen Zugang zu allen Etagen. Die Fäden des Millionenprojekts (siehe Box) hielt außer der Gemeinde und dem Heimatverein auch das „Team 51.5° Architekten“ um Architekt Prof. Swen Geiss zusammen. Er betont: „Das Gebäude lebt von Kontrasten und der Vielfalt. Für uns war es ein Glücksfall.“

Die Geschichte

Die Alte Vogtei wurde um 1700 erbaut, neueste Bauuntersuchungen datieren das Gebäude auf 1689. Das Fachwerkgebäude diente dem nassauischen Vogt als Amts- und Gerichtssitz. Es blieb vom großen Brand 1758 als eins von wenigen Gebäuden verschont.

Nach der preußischen Machtübernahme blieb die Vogtei Amts- und Gerichtssitz für die Bürgermeisterei Burbach. Ab 1848 wurde die Verwaltung bis zum Bau des Rathauses 1905 anderweitig untergebracht, das ehemalige Amtshaus zum Wohngebäude umfunktioniert. Statiker rieten 1977 zum Abriss, daraufhin gründete sich der Verein Alte Vogtei zum Erhalt des Gebäudes.

Es wurde schließlich saniert, 1982 die Wiedereröffnung gefeiert. 2015 wurden sichtbare Schäden an der Fassade entdeckt, woraufhin die erneute Sanierung und der Umbau geplant wurde. Insgesamt kostete die Maßnahme 4,088 Millionen Euro, wovon 3,11 Millionen Euro vom Bund und vom Land Nordrhein-Westfalen übernommen werden.

Die Wiedereröffnung der Alten Vogtei wird nun am Samstag, 27. August, ab 12 Uhr, und am Sonntag, 28. August, ab 11 Uhr, offiziell mit dem „Burbacher Vogteifest“ gefeiert. Es gibt Waffeln, Grillstände, Kinderspaß, einen Kunsthandwerkermarkt und mehr. Weitere Infos: www.burbach-siegerland.de

Am Ende seien es die Menschen, die die Sanierung und den Umbau der Alten Vogtei möglich gemacht hätten, betont Christoph Ewers. Zahlreiche Handwerker gingen ein und aus, bis alles fertig war. Die Burbacherinnen und Burbacher glaubten an das Projekt und ließen sich trotz vielfacher Bedenken nicht unterkriegen. „Es braucht die, die sagen, wir investieren Herzblut“, sagt NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach.

Alte Vogtei in Burbach: Was es alles zu sehen gibt

Bernd Fuhrmann, Vorsitzender Naturpark Sauerland-Rothaargebirge, freut sich, dass in der Alten Vogtei auch ein Infozentrum des Naturparks eine Bleibe gefunden hat. Das Herzstück wird allerdings die sozial- und kulturhistorische Dauerausstellung „Gemeinsam Burbach“ sein. „Es geht uns nicht um die Anhäufung von Exponaten und Objekten“, sagt Volker Gürke. „Wir wollen mit Geschichten die Geschichte unseres Dorfes erzählen.“ Die Bürgerinnen und Bürger Burbachs stehen in der Alten Vogtei im Zentrum von allem – gemeinsam mit ihnen soll eine lebendige, spannende Zukunft geschaffen werden, so Volker Gürke.

Die Zehntscheune in Burbach: Im Haus im Haus geht es um die Geschichten der Burbacher.
Die Zehntscheune in Burbach: Im Haus im Haus geht es um die Geschichten der Burbacher. © WP | Ina Carolin Pfau

Generell gibt es viel zu sehen und zu erkunden: Eine Apotheke aus dem ehemaligen Museum „Leben und Arbeiten in Burbach“ in der Zehntscheune wurde in einen eigenen Raum in der Alten Vogtei gestellt und von Grund auf neu aufgebaut. Der Hang zum etwas höher gelegenen Backes wurde gestaltet, sodass der historische Amtssitz, die Zehntscheune und das neue Backhaus eine Einheit wie aus einem Guss bilden. Immer wieder wird auch das Digitale im neu geschaffenen Ausflugsziel aufgegriffen.

Feierstunde zur Wiedereröffnung der Alten Vogtei in Burbach: Werner Kreutz, Harald Molzberger und Helmut Redlich (von links) begrüßen die Besucher im historischem Gewand.
Feierstunde zur Wiedereröffnung der Alten Vogtei in Burbach: Werner Kreutz, Harald Molzberger und Helmut Redlich (von links) begrüßen die Besucher im historischem Gewand. © WP | Ina Carolin Pfau

In der Zehntscheune können Besucherinnen und Besucher in einem integrierten Haus zum Beispiel hören, wie ehemalige Aachener zu Burbachern werden. Auch können sie anonym auf einem Bildschirm markieren, wo sie herkommen – eine Art multimediales Gästebuch. Immer wieder soll es digitale und analoge Mitmach-Angebote geben. Ein Selbstcafé lädt zum Verweilen ein. Platz gefunden hat in der Alten Vogtei auch die neue Touristik-Information der Gemeinde. Im modernen und zeitgleich historischen Amtszimmer können nun auch wieder Trauungen stattfinden – die ersten Ehepaare haben diese Möglichkeit schon genutzt.

Bilder, die zeigen, wie die Alte Vogtei und die Zehntscheune vor dem Umbau und der Sanierung aussahen und wie der Umbau lief, finden Interessierte unter www.museum-burbach.de.

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